Kliniken in Frankfurt melden bereits 90 Prozent der Intensivbetten belegt

Schon jetzt sind 90 Prozent der Intensivbetten in Frankfurt belegt. Die Kliniken sind in Alarmbereitschaft und müssen voraussichtlich bald mehr Platz für Corona-Patienten schaffen.
Frankfurt – Die Zahl der Schwerkranken auf den Intensivstationen steigt. Doch bereits jetzt sind 90 Prozent der Intensivbetten in Frankfurt belegt. Das Hessische Sozialministerium hat in der Corona-Krise nun deshalb Eskalationsstufe 2 ausgerufen. "Die Lage ist angespannt", sagt Prof. Thorsten Steiner, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Höchst. Die Kapazitätsgrenze sei zwar noch nicht erreicht. "Aber wir sind nah dran und in Alarmbereitschaft."
Seit gut vier Wochen steigt in Frankfurt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus rasant. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Auskunft darüber gibt, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohnern sich binnen einer Woche mit dem Virus infiziert haben, lag am Dienstag (27.10.2020) bei einem Wert von 202 - Tendenz steigend. Diese Entwicklung spiegelt sich jetzt auch in den Krankenhäusern wider. "Mehr Infizierte bedeuten auch mehr Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen", sagt Steiner, der im Krisenstab des Klinikums Höchst unter anderem für die Planung der Covid-19-Intensivkapazitäten verantwortlich ist.
Corona in Frankfurt: 21 Intensivbetten im Höchster Klinikum
Am Dienstag lagen auf den Isolierstationen des Klinikums 32 Corona-Patienten. Zudem gab es Verdachtsfälle, sprich: Patienten, die Covid-19-Symptome aufwiesen, aber noch kein Testergebnis hatten. Auf der Intensivstation lagen fünf Corona-Patienten, drei von ihnen mussten beatmet werden. In einem Fall mussten die Mediziner das Blut des Patienten außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anreichern - so schwach war seine Lunge. Extrakorporale Membranoxygenerierung (ECMO) nennen das die Experten. Insgesamt gibt es am Klinikum derzeit 21 Intensivbetten. "Wir können die Kapazitäten aber natürlich noch erhöhen", so Steiner.
Von ähnlichen Situationen berichten andere Häuser. "Auch wenn wir nur ein kleines Krankenhaus sind, merken wir, dass die Zahl der Patienten, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert haben und zu uns kommen, täglich zunimmt", sagt Alexandra Kirsch, Sprecherin des Krankenhauses Sachsenhausen. Am heutigen Dienstag wurden in dem Haus drei Patienten mit dem Coronavirus auf der normalen Station behandelt, einer auf der Intensivstation. Dieser musste auch beatmet werden. Zudem gab es zwei Verdachtsfälle. Insgesamt verfügt das Krankenhaus Sachsenhausen derzeit über sieben Intensivbetten, an drei von ihnen gibt es ein Beatmungsgerät.
Corona-Krise: 90 Prozent der Frankfurter Intensivbetten belegt
Nach Angaben des Registers der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wurden am Dienstag (Stand 13 Uhr) 41 mit dem Coronavirus infizierte Patienten auf den Intensivstationen der Stadt behandelt, 15 von ihnen mussten invasiv beatmet werden. Von 302 Intensivbetten waren 31 noch frei, sprich: Gut 90 Prozent der Intensivbetten in Frankfurt sind bereits belegt.
Weil die Krankenhäuser im Versorgungsgebiet Frankfurt-Offenbach "stark ausgelastet" sind, hat das hessische Sozialministerium die Eskalationsstufe 2 für die Krankenhäuser ausgerufen. Das bedeutet, dass die Patienten gleichmäßiger über Hessen verteilt werden sollen. "Aus diesem Grund werden Personen, bei denen es medizinisch vertretbar ist, in andere Krankenhäuser verlegt oder neue Patienten direkt Krankenhäusern in anderen Versorgungsgebieten zugewiesen", heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Zudem müssen zusätzliche Beatmungskapazitäten bereitgestellt werden.
Corona-Krise in Frankfurt: „Eine Frage der Verteilung“
Prof. Steiner vom Klinikum Höchst geht davon aus, dass die Krankenhäuser spätestens von kommender Woche an ihre Kapazitäten erhöhen und Betten für mit dem Coronavirus infizierte Patienten freimachen müssen. Steiner sieht Frankfurt für viele Schwerkranke in den Kliniken aber gut vorbereitet. "Es ist eine Frage der Verteilung, also wo die Patienten hinkommen", sagt er. "Dann kriegen wir das schon hin."
Die nächste Eskalationsstufe 3 wird übrigens ausgerufen, wenn die Zahl der Patienten sehr hoch ist und die Krankenhäuser mit Intensivmedizin keine Kompensationsmöglichkeiten mehr haben. Eskalationsstufe 4 bedeutet: medizinischer Katastrophenfall. Dann sind alle Kliniken voll und Patienten müssten in Hotels, Jugendherbergen oder ähnlichem untergebracht werden.
Insgesamt wurden seit Ausbruch der Pandemie 6813 Frankfurter positiv auf Sars-CoV-2 getestet. 90 Menschen sind an den Folgen der Lungenkrankheit gestorben. (Julia Lorenz)
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