Coronavirus: Die Zahl der Proben an der Uniklinik Frankfurt steigt - wann kommt der Impfstoff?

Professor Christian Drosten hat das Testverfahren für das Coronavirus SARS-CoV-2 entwickelt. Bereits 2003 bewies der Virologe seine Expertise.
- Virologe Christian Drosten entwickelte Test für Coronavirus
- Zahl der Proben an Uniklinik Frankfurt steigt
- Impfstoff frühestens 2021
Frankfurt - Bis vor kurzem war der Mediziner Christian Drosten (48) vorwiegend im Labor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin anzutreffen, dessen Direktor er ist. In der Welt der Wissenschaft ist er eine bekannte Größe. Und neuerdings, seit der Coronavirus in Deutschland, in Hessen ist, ist der Virologe fast so etwas wie ein "Medien-Professor": Gefragt in der Bundespressekonferenz, in Nachrichtensendungen und Talkshows als Erklärer des neuen Coronavirus SARS-CoV-2, als Ratgeber für angemessene Behandlung und Vorbeugung, als Prognostiker der weiteren Entwicklung der Pandemie, die Ende vergangenen Jahres in China ihren Anfang nahm und nun auch in Frankfurt die Eingangstür längst eingetreten hat. Prominent wurde Drosten vor allem auch, weil es ihm gelang, in geradezu atemberaubender Eile einen wirksamen Corona-Test zu entwickeln, der inzwischen weltweit im Einsatz ist.
Coronavirus und Covid-19: Bekannter Virologe begann seine Karriere in Frankfurt
Die Karriere des in vielfacher Hinsicht außergewöhnlichen Professors begann übrigens in Frankfurt: Christian Drosten hat an der Goethe-Universität studiert. Sein Staatsexamen legte er im Mai 2000 ab. Am Institut für Transfusionsmedizin und Immunmodulation des DRK-Blutspendedienstes in der Saladinstraße erarbeitete er seine Dissertation, die mit Höchstnote bewertet wurde.
Als am 15. März 2003 am Frankfurter Flughafen die ersten mit Sars infizierten Patienten landen, ein Arzt und dessen Ehefrau auf dem Weg nach Singapur, ist die Frankfurter Uniklinik gut vorbereitet auf diese Patienten, ganz Deutschland in Sars-Panik und Christian Drosten inzwischen am Tropeninstitut in Hamburg tätig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Stephan Günther beobachtet er nicht nur, was in Frankfurt vor sich geht. Die beiden Wissenschaftler handeln, arbeiten mit den Kollegen in Frankfurt zusammen. Wenige Tage später haben Drosten und Stephan den Sars-Erreger identifiziert, als neuartiges Coronavirus SARS-CoV-2. Und sie entwickeln einen diagnostischen Test, der schnell und zuverlässig Ergebnisse liefert. Drosten und Günther waren damit die Stars ihrer Branche, erhielten 2003 den angesehenen Forschungspreis der Werner-Otto-Stiftung und zwei Jahre später das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre Arbeiten zum Sars-Virus.
Coronavirus: Virologe Drosten erhielt bereits Bundesverdienstkreuz
Was Drosten seit jeher auszeichnet: Sein Hang zu klarer Sprache etwa bei der Bewertung von Risikolagen und seine Initiative zu absoluter Transparenz. Via Internet machte Drosten seine sämtlichen Erkenntnisse zu Sars öffentlich, noch bevor seine Publikation dazu im Mai 2003 in einem der weltweit führenden medizinischen Fachmagazine erschien. Damit hatte Drosten ganz neue Maßstäbe gesetzt, denen er sich bis heute selbst verpflichtet.
Coronavirus: Unterwegs in Frankfurt - wie Corona unseren Alltag beeinflusst
So erfuhr 2003 alle Welt, dass nicht, wie bis dahin vermutet, ein Influenza-Virus Verursacher der Sars-Epidemie war, sondern Coronaviren. Diese galten bis dahin als eher harmlos für Menschen. Dass diese Einschätzung nicht länger aufrechtzuerhalten war, war ein Ergebnis von Drostei Forschungen.
Coronavirus und Covid-19in Deutschland: Virologe identifizierte auch Sars-Erreger
Im Laufe des Sommers 2003 ebbte die Krankheitswelle ab. Es schien, als habe der Sars-Erreger bei seinem Zug um die Erde an Kraft verloren. Die Bilanz von Sars: Mehr als 8000 Menschen in rund 30 Ländern und auf sechs Kontinenten waren erkrankt. Etwa jeder Zehnte starb an der Krankheit. Die Schäden lagen nach Schätzungen der Weltbank bei 40 bis 50 Milliarden Euro.
Das Sars-Virus in seiner damaligen Erscheinungsform ist bis heute nie wieder aufgetaucht. "Es kann sein, dass es das gar nicht mehr gibt", sagt sein Entdecker Christian Drosten. Von Hamburg zog es den fokussierten Forscher 2007 an die Universitätsklinik nach Bonn. 2017 folgte er einem Ruf an die Charité in Berlin, wo er das Institut für Virologie leitet.
Es dürfte sich in diesen Tagen und Wochen von Corona erinnert fühlen an den herausfordernden März vor 17 Jahren. Denn wieder ist es Drosten gelungen, in atemberaubender Geschwindigkeit, nämlich schon wenige Wochen nach Auftauchen des Coronavirus, einen verlässlichen Test bereitzustellen. Mit seinem Team an der Charité hat er ein Nachweisverfahren entwickelt, das nun überall einsetzbar ist. Der Erreger, der derzeit weltweit für Erregung sorgt, heißt offiziell Sars-CoV-2, die Erkrankung wird als Covid-19 bezeichnet.
Coronavirus: Auswertung des Tests dauert eineinhalb Stunden
"Wir testen respiratorische Sekrete, also das, was die Betroffenen hochhusten oder einen Rachenabstrich", erklärt Drosten. Diese Probe müssen Ärzte anschließend an ein Labor schicken, das den Test durchführen kann. Anfangs war das nur die Charité in Berlin, inzwischen sind Unikliniken deutschlandweit dazu in der Lage.
Die Auswertung des Tests selbst dauert laut Drosten im Labor circa eineinhalb Stunden. Die restliche Zeit entfalle auf die Logistik innerhalb und außerhalb des Labors.
Auf Corona getestete Frankfurter haben das Glück des kurzen Weges. Das ihnen entnommene Biomaterial geht per Taxi oder Kurier in die Uniklinik, ins Institut für medizinische Virologie.
Coronavirus und Covid-19 in Frankfurt: „Die Zahl der Proben steigt“
"Wir haben noch Kapazitäten", hatte dessen Direktorin, Prof. Sandra Ciesek, am Freitag mitgeteilt. Daran hat sich bislang nichts geändert. Darüber, wie viele Abstriche pro Tag in ihrem Institut getestet werden, sagt sie nur soviel: "Die Zahl der Proben steigt." Exakt so hatte Christian Drosten den Verlauf der Corona-Pandemie vorausgesagt. Unaufgeregt, aber glasklar hatte er vergangene Woche in der ZDF-Talkshow Maybrit Illner steigende Krankheitszahlen vorhergesagt und dass vermutlich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sich mit Corona infizieren werden - innerhalb von zwei Jahren. Tatsächlich halte er die Gefahr, bei einem Kratzen im Hals an Covid-19 erkrankt zu sein, für "unglaublich klein".
"Nur in Kontaktsituation gibt es ein reales Risiko", so Drosten. Wenn es zu einer weiteren Verbreitung der Coronaviren gekommen sein sollte, in zwei oder drei Monaten, dann müsse sich jeder bei Erkältungssymptomen testen lassen. Einen Impfstoff stellte er für frühestens Sommer nächsten Jahres in Aussicht.
Sylvia A. Menzdorf
Im benachbarten Main-Taunus-Kreis hat das Coronavirus Folgen für die Schüler einer Gesamtschule in Kelkheim: 70 von ihnen müssen zwei Wochen lang zuhause bleiben.
In Offenbach sind mittlerweile fünf Personen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Zum Schutz schränken auch städtische Ämter ihren Service ein.