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Curvy oder Regular? Ein Model aus Frankfurt über die irreführende Einteilung von Körpern in der Modebranche

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Curvy-Model Chiara Schäfer aus Frankfurt spricht über den Wandel der Modelbranche und Körperbilder.

“Egal, wie dick oder dünn man ist. Wenn es nach mir gehen würde, müsste man das gar nicht irgendwie betiteln. Man ist einfach ein Model”, findet Chiara Schäfer. Sie arbeitet als Curvy Model bei der Agentur „East West Models“ in Frankfurt. Obwohl sie in der Fashionbranche als Curvy gilt, sind Chiaras Bekannte häufig von der Definition irritiert: “Viele verstehen unter Curvy nur sehr große Größen. Ich sage dann immer: “Curvy ist alles, was nicht 90-60-90 ist.“ Diese Maße beiehen sich auf den Umfang von Brust, Taille und Hüfte und beschreiben die klassische Sanduhrfigur von Models. Chiara hat diese Figur nicht. Als Teenager bedrückte sie der Gedanke.

Chiara Schäfer arbeitet als Curvy Model in Frankfurt.
Chiara Schäfer arbeitet als Curvy Model in Frankfurt. © Ralph Geiling/nh

„Wenn ich jetzt zurückschaue, denke ich, wie schlank ich eigentlich war und warum ich mir solche Gedanken und Stress gemacht habe“, gibt sie zu. Den Traum vom Modeln hatte sie schon als Kleinkind, doch erst als Erwachsene traute sie sich diesem nachzugehen. Mittlerweile ärgert es sie, nicht früher den Schritt in die Modewelt gewagt zu haben. Das Modeln stärke ihr Selbstbewusstsein. „Ich habe nichts zu verstecken“, sagt sie und fühlt sich in ihrem Körper wohl.

Umbruch in der Model-Branche? Curvy Models treten immer öfter selbstbewusst in Erscheinung

Seit ein paar Jahren findet in der Modebranche ein Umschwung statt. Eisläuferin Zoe Lätizia Flindris präsentiert sich in den Reklamen der P&G Marke „Always“ stolz und selbstsicher. Alex Mariah Peter, Gewinnerin von Germany’s Next Topmodel 2021, zeigt online, wie schön und sexy Kurven sein können. Auf Fashion Shows laufen jährlich mehr Curvy Models, wie der aktuelle Report von theFashionspot.com zeigt. Im Herbst 2022 waren 103 Plus-Size-Models auf Laufstegen weltweit vertreten – ein Höchstwert. Doch der Trend hat Auswirkungen.

Was in der Gesellschaft als durchschnittlich gilt, nennt die Fashionbranche Curvy. In Deutschland bezeichnet man als Curvy Models, Frauen mit einer Körpergröße zwischen 1,75 bis 1,80 Meter und einer Konfektionsgröße von 42 bis 46. Diesen Models ist nicht anzusehen, dass sie Curvy sind. Sie haben eine natürliche Figur und ernähren sich gesund. Ihre Maße entsprechen außerdem laut einer Befragung des Statistischen Bundesamtes der Durchschnittskonfektion deutscher Frauen.

Chiara Schäfer arbeitet als Curvy Model in Frankfurt.
Curvy Models wie Chiara Schäfer aus Frankfurt entsprechen oft dem durchschnittlichen Körperbau von Frauen - und sind weder dick noch mollig. © Ralph Geiling/nh

Curvy ist nicht gleich übergewichtig

Denn Curvy ist nicht gleich übergewichtig. Ein Fakt, der häufig in der Berichterstattung unterschlagen wird. Stattdessen werden Curvy Models mit Worten wie „mollig“ oder „dick“ assoziiert. Die Definition von „Curvy“ ist unterschiedlich und das führt zu Missverständnissen. Die mediale Stigmatisierung in „Curvy“ und „Normal“ kann vor allem bei Mädchen und jungen Frauen zu Essstörungen, wie Anorexie und Bulimie führen. Dabei hat ein „Curvy“ Model zwar andere Maße als ein als „Regular“ eingestuftes Model, ist aber nicht weniger Model und entspricht ebenfalls den Schönheitsidealen.

Frauen wie Chiara spiegeln einen Großteil der Gesellschaft wider. Die wenigsten Frauen haben einen 90-60-90-Körper. „Man sollte sich nicht so viele Gedanken darüber machen, was andere von einem denken könnten“, rät Chiara. Stattdessen solle man zufrieden damit sein, wie man ist. Die Entwicklung zu mehr Diversität in der Modebranche gebe den Menschen eine Vielfalt an Vorbildern, mit denen sie sich identifizieren können. „Die Meisten stellen sich unter Curvy etwas anderes vor” - dabei ist ein Curvy Model nicht anders. (Von Enola Lindemann)

Im Jahr 2018 hat eine Frankfurterin bei der Casting-Show „Curvy Supermodels“ auf RTL II teil.

Dieser Artikel ist während eines Projektes zwischen Studierenden der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) Frankfurt und IPPEN.MEDIA entstanden.

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