Frankfurter Modeladen KEF auf Tiktok gefeiert: „Mädels, rennt da hin“

Der Frankfurter Modeladen KEF orientiert sich an Tiktok-Trends, verzichtet aber bewusst auf einen Onlineshop. Mit coolen Videos präsentieren Mitarbeiterinnen die Mode.
Frankfurt – Immer wieder kommen Leute rein und sagen: ‚Ich will den Zweiteiler von Tiktok’“, erzählt Acelya Sevim. Die 23-jährige Jurastudentin jobbt als Model und Modeberaterin beim Frankfurter Klamottenladen KEF in My Zeil. „Wir haben ihn irgendwann nur noch Tiktok-Zweiteiler genannt“, sagt ihre Chefin, Geschäftsführerin Rabia Arshad, und lacht. Sogar Teenie-Girls aus Stuttgart kämen, weil sie den Laden auf Tiktok entdeckt hätten.
Vor knapp zwei Monaten hat KEF, der trendige Fast Fashion für Frauen anbietet, eröffnet. „Wir hatten paar Flyer im Einkaufszentrum verteilt, aber das hatte nicht annähernd die Reichweite wie Tiktok“, sagt Arshad. „Wir sind im Untergeschoss des Einkaufszentrums eigentlich in einer toten Ecke. Aber durch Tiktok ist die tote Ecke aufgelebt.“
Ein Tiktok-Konzept hatte Arshad anfangs gar nicht geplant, es war die Idee einer Mitarbeiterin. Das erste Video postete Yousra Iaaouaden, die 17-jährige Schülerin jobbt hier, mit Acelya Sevim als Model. Das ging gleich viral. „Es ist wichtig, dass das Video eine hohe Qualität hat, damit die Leute es auch bis zum Ende anschauen, das erhöht die Reichweite“, sagt Sevim. Und ihre junge Kollegin Yousra Iaaouaden ergänzt: „Auch die Ansprache, also was man als Text ins Video reinschreibt, so was wie: ‚Mädels, rennt da hin‘, ist extrem wichtig, damit es die Zielgruppe erreicht“. Instagram sei fast schon überholt, Tiktok immer wichtiger.
KEF in Frankfurt unterscheidet sich sehr von anderen Läden in Deutschland
Einen eigenen Tiktok-Account hat KEF Frankfurt nicht, den bräuchten sie auch nicht. Wenn, dann laden die Mitarbeiterinnen die Videos auf ihren persönlichen Accounts hoch, aber auch viele Kundinnen sowie erfolgreiche Tiktokerinnen wie „Chani.tk“ dies tun. Sie drehte hier mit Acelya Sevim ein Video mit dem lässigen Zweiteiler in verschiedenen Farben. Es ist mit 30 000 Likes das bislang erfolgreichste KEF-Video. „Zehn Minuten dauert der Dreh, weil die Tiktokerinnen meist schon eine Idee haben“, sagt Sevim. Die Geschäftsführerin betont: „Wir haben niemanden bezahlt, aber sie bekommen 10 bis 20 Prozent auf ihre Einkäufe, wenn sie ein Video posten“. Sie selbst habe die Tiktokerinnen, die im Laden einkauften, gar nicht erkannt, anders als ihre Mitarbeiterin Melissa, von der auch die Idee stamme, dass zum Valentinstag Tiktokerinnen Rabattcodes in ihren Videos verkünden.
Von anderen KEF-Läden in Deutschland unterscheide sich der in Frankfurt sehr, sagt Rabia Arshad. „Wir sind der erste in einer Großstadt, und wir beobachten ganz genau, was modisch auf Tiktok Trend ist, erweitern aber auch Trends mit unserer eigenen Kreativität. Wir kombinieren beispielsweise den Zweiteiler mit einem Bindegürtel oder machen einen Schlitz in einen Rock“, erläutert die Geschäftsführerin. Und sie betont: „Weil wir viele sehr junge Kundinnen haben, ist uns wichtig, dass sie den Trends relativ günstig nachgehen können“.
KEF in Frankfurt: Bewusste Entscheidung gegen einen Onlineshop
Ihr Vorteil sei, dass sie wegen der größeren Bestellmengen die Sachen nicht nur günstiger anbieten könnten (Zweiteiler für 30 Euro), sondern auch sehr schnelle Lieferzeiten hätten. Die Klamotten würden zu 90 Prozent in Italien hergestellt. „Wir überlegen momentan, uns umzubenennen und eine eigene Marke aufzubauen, weil die anderen KEF-Läden eben nicht dieses Konzept verfolgen“, sagt Arshad. Aktuell im Trend seien bei ihnen die angesagten Kunstledermäntel. „Mit Farben wie babyblau und fuchsfarben heben wir uns von anderen Marken ab.“
Bewusst habe sie sich gegen einen Onlineshop entschieden. Die Kundinnen sollen in den Laden kommen. „Nicht allen steht die Farbe, die die Bloggerin gepostet hat“, betont Arshad. „Mir ist wichtig, dass wir die Kundinnen hier beraten. Haarfarbe, Körperform. Alles ist wichtig.“ Auch die familiäre Atmosphäre inklusive fröhlichem „Girlie-Talk“ gehöre zum Konzept.
KEF in Frankfurt: „Wir sind ein Steinzeitladen mit Tiktok-Trends“
Die Kundinnen sollten sich in den Teilen wohlfühlen, gerade in Zeiten von Bodyshaming sei das wichtig. Der Oversizetrend sei in dieser Hinsicht dankbar. „Wir sprechen viel mit den Kundinnen und sagen ihnen ehrlich, was ihnen steht. ‚In der Farbe glowst du’“, sagt Acelya Sevim. Und sie betont: „Obwohl sie die Bequemlichkeit des Onlineshoppens gewohnt sind, machen sie sich die Mühe, zu uns zu kommen“.
Ihre Chefin sagt: „Wir sind ein Steinzeitladen mit Tiktok-Trends“. (Kathrin Rosendorff)
Auch Foodblogs sind bei Tiktok voll im Trend. Beim Kanal „Unterwegs mit Julia“ testet eine 28-Jährige die besten Restaurants in Frankfurt.