„Dance your Style“ in Frankfurt: Harter Tanz um die deutsche Meisterschaft

16 Streetdancer kämpften im Palmengarten-Gesellschaftshaus darum, zur Weltmeisterschaft nach Johannesburg zu fahren.
Die beiden massiven Kronleuchter an der Decke des Festsaals im Palmengarten-Gesellschaftshaus bringt so leicht nichts aus der Fassung. Doch der Boden der Galerie, von der aus die VIPs und weitere Teile des Publikums besten Blick auf das Geschehen darunter hatten, bebte am Samstagabend manches Mal bedenklich. Die 16 Protagonisten, die auf einem Podest in der Mitte zu lauter Musik ihr Können vorführten, entfachten Begeisterungsstürme. Ob Breaking, Hip-Hop, Popping oder auch eine Mischung aus verschiedenem, was in die Kategorie Streetdance fällt, alles war erlaubt beim nationalen Finale von „Dance your Style“. Es gab Kopfstände, Überschläge, ruckende wie fließende Bewegungen, Sprünge, Pirouetten und dann wieder Verharren in den ulkigsten Posen.
Eine Minute lang zeigen, was man kann
Der Wettbewerb unter der Marke eines österreichischen Energydrink-Herstellers fordert Tänzer zum Freestyle auf. Es existieren, anders als bei anderen Wettkämpfen, quasi keine Regeln. Jeder und jede hat in seinem Duell eine Minute Zeit, das Stück, für das sich der DJ ohne Vorankündigung entscheidet, spontan zu interpretieren - mit dem Ziel, dem Publikum besser zu gefallen als der oder die Gegenüber. Da halfen der eine oder andere Flirt mit denen, die dicht gedrängt um die Bühne saßen, ein geglückter Versuch, die Fläche als Rutschbahn zu benutzen, oder ein kurzfristiger Sprung von dieser herunter bis kurz vor die Menge, um positiv aufzufallen. Die Abstimmung erfolgte per Leuchtarmband, das jeder Gast am Eingang bekam. Wenn es dem Moderator nicht auf Anhieb gelang, darüber zu urteilen, ob er mehr blaue oder rote Lichter im Dunklen sah, entschied eine weitere Kurzkür.
DJ entscheidet über die Musikrichtung
Ob Charthit, Oldie oder House, die Bewerber um das Ticket für die Weltmeisterschaften, die im Dezember in Südafrika ausgetragen werden, hatten mit allem zu rechnen, mit gefühlvollen Balladen ebenso wie mit antreibenden, ballernden Rhythmen. Oft entwickelte sich ein neckisches Spiel, bei dem einer die Vorlage des anderen übernahm, um zu beweisen, dass er oder sie besser gedehnt, akrobatischer geschult oder einfach nur cooler war.
Bana, die einzige Frankfurterin, die es nach den Vorentscheidungen in München, Hamburg und Berlin auch ohne vorherige Teilnahme, einfach nur durch Nominierung, ins Achtelfinale geschafft hatte, war nach einem Auftritt bereits wieder raus. Natürlich sei sie enttäuscht, sagte die 29-Jährige nach dem „heftigen Erlebnis“. Aber sie habe einen starken Rivalen gehabt, und es wurde kein Funk - und damit nicht die Musik gespielt, die zu ihrem seltenen, von Comic-Figuren inspirierten Stil passt.
Hobby-Tänzer gegen Fulltime-Künstler
Anders als für viele andere in der Szene ist Tanzen für Bana, die ihre Karriere als 15-Jährige in einer Jugendeinrichtung in Sossenheim begann, nur ein Hobby. Ein leidenschaftliches zwar, aber eben keine Fulltime-Beschäftigung. Luwam Russom hingegen lebt von der Bewegung, unter anderem als Lehrerin, aber auch kombiniert mit anderen Künsten wie Schauspiel. Für die Fantasy-Ballettserie „Find me in Paris“ stand die Nürnbergerin bereits vor der Kamera, genauso wie für den Kinofilm „Fly“.
Erstaunt registrierte die Fränkin, dass sie auch in Frankfurt oder zumindest unter denjenigen, die am Wochenende in der Großstadt weilten, eine immense Zahl an Fans hat. Von Runde zu Runde schien Luwam mehr Zuspruch zu bekommen, obwohl beim angesagten K.o.-System die Kontrahenten stärker wurden. Die Bejubelte, im weißen T-Shirt mit schwarzem Namenszug auf dem Rücken, kam aus dem Strahlen nicht heraus, und schließlich setzte sie sich als einzige Frau unter den besten Vier im Endkampf leuchtend klar gegen den Hannoveraner Sydney durch.
Luwam Russom vertritt Deutschland bei der Weltmeisterschaft
Sie sei erschöpft und könne es nicht fassen, sagte die 26-Jährige, die fast ihr ganzes Leben lang tanzt. In den Tagen vor dem Contest war sie krank, jetzt darf sie sich auf eine Reise nach Johannesburg freuen, wo sie in einem Feld aus mehr als 30 Nationen die deutschen Farben vertreten wird. Besonderes Training werde sie dafür nicht einlegen, sagte Luwam. Sie tanze jeden Tag. Es war noch keine Stunde nach ihrem Triumph vergangen, da tat sie es bereits wieder mit zwei Kollegen vor einer Kamera.