Frankfurterin landet Spotify-Hit: Daneben benehmen - und 19.000 finden's gut

Eine junge Musikerin aus Frankfurt textet ihre erste Single - Im Netz bei Spotify ist sie schon ein großer Erfolg.
Harheim - Genervt durch Corona und die Einschränkungen ist wohl jeder. Während die einen schimpfen und über die Politik herziehen, werden Kreative noch kreativer. Bianca Hauert gehört dazu. Weil es keine Auftritte für ihre Bands gibt, hat sie eine Single komponiert, getextet und gesungen. Darüber, was sie sich am meisten wünscht: wenigstens eine Nacht im Club zu tanzen.
Corona in Frankfurt: Auftritte sind alle abgesagt
Bianca Hauert (32) könnte völlig frustriert sein, weil sie seit einem Jahr keinen einzigen ihrer 15 Auftritte mit ihrer Rockband "Beatomic" und der Coverband "The Sound Section" machen konnte. Frustriert ist die Frau mit den stahlblauen Augen und langen blonden Haaren schon, aber sie hat ihren Frust plus Hoffnung zu ihrer ersten eigenen Single gemacht. Weitgehend im Wohnzimmer. "Ohne Musik geht gar nichts", sagt sie und zeigt auf drei schwarze Quadrate mit weißer Schrift und Barcodes. "Live", "Music", "Laugh" steht darauf. "Leben", "Musik", "Lachen". Sie ist sicher, dass es so am besten geht. Beim Putzen hört sie am liebsten Elvis Presley, ansonsten querbeet bis Hiphop. "Techno ist allerdings nicht so mein Ding", erzählt die Werbe- und Mediendesignerin, die seit ihrer Kindheit Musik macht. "Reinfühlen ist mein Ding", sagt sie und meint Text und Musik.
Mit acht fing sie an, klassische Gitarre und Klavier zu erlernen. "Weil ich es wollte." Die Eltern haben mitgemacht und es ihr ermöglicht. Mit elf war sie bereits im Chor. Ab zwölf hat sie bei Geburtstagen gesungen und mit 13 wurde sie Harheimer Kerbemädche. "Ich wusste immer, dass ich singen wollte, aber ich war schüchtern und habe mich nicht so recht auf die Bühne getraut", sagt sie. Die Schüchternheit hat sie überwunden und 2014 ihre eigene Rockband gegründet. Drei Jahre später stieß sie auch noch zur Coverband. Vor zwei Jahren hat sie in Stockstadt bei einem Liederabend Liebeslieder auf Deutsch gesungen. "Meine Freunde waren baff und meinten, dass die Texte toll sind und gut klingen." Mit ihren Songs wollte Hauert bei der Rödelheimer Musiknacht auftreten. Dann kam Corona. Statt Auftritten hat sie Videos daraus gemacht und sich noch mehr mit Songwriting für ihre Solo-Karriere mit deutschen Titeln beschäftigt.
Corona-Einschränkungen führen zu Song von Frankfurterin
"Mit den Corona-Einschränkungen wuchs meine Sehnsucht. Nach Freunden, nach Auftritten, nach Tanzen im Club, nach Nächten zum Feiern", erzählt die ledige Frau. "Mein Freiheitsdrang ist einfach gewachsen. Und die Lust darauf, wenigstens einmal machen zu können, was ich will, ebenso." Da das nicht geht, hat sie komponiert.
Im zweiten Lockdown wurde ein Song daraus. Am Keyboard mit viel Koffein und noch mehr Notizzetteln. Ein bisschen melancholisch, ein bisschen poppig, ein bisschen Schlager, ein bisschen hoffnungsvoll. "Daneben benehmen" heißt der Titel, in dem Hauert mit warmer Stimme nach dem "Gin der Zeit" sucht und die Hoffnung für eine Nacht des Feierns und Ausgelassenseins weckt. 90er-Jahre Songs grölen will sie und beschwipst sein, um den momentanen Alltag einfach zu vergessen. "Das Songwriting tut einfach gut in Zeiten, in denen man sich nicht ungehindert mit Freunden treffen kann", sagt sie. "Es ist fast so wie das Gespräch mit der besten Freundin, bei dem man seine Gefühle einfach mal rauslassen kann." Im normalen Leben mag sie es gerne, ab und zu richtig zu feiern und "nicht darüber nachzudenken, was man tut. Einfach Spaß haben. Jetzt nenne ich das leicht ironisch 'daneben benehmen' und irgendwie ist das merkwürdig und witzig zugleich".
Leichtigkeit und gute Laune: Erinnerungen an die Vor-Corona-Zeit in Frankfurt
Für das Lied hat Hauert Erinnerungen an die Zeit vor Corona und Hoffnung nach der Pandemie geweckt. Leichtigkeit, gute Laune und Lockerheit. Auch mit dem Lyrik-Video, das sie auf Youtube geladen hat. Auf Spotify ist "Daneben benehmen" bereits 19 000 Mal gestreamt worden. "Für große Künstler ist das ein Witz, aber nach 10 000 Streams fand ich es schon toll." Sie ist sie selbst - auch auf der Single. "Ich musste das lernen, ich selbst zu sein, weil es so viele Einflüsse von außen gibt. Jetzt besinne ich mich auf das, was ich gut mache, und die Leute scheinen es zu mögen." Aus ihrem und dem Herzen ihrer Hörer will sie weitermachen. "Am liebsten würde ich ein Album machen. Ich habe bestimmt zehn Songs. Das kostet allerdings zu viel. Also werde ich erst einmal zwei Singles mit richtigen Videos machen." Dass Corona überwunden werden wird, ist für Hauert klar. "Es ist Licht am Ende des Tunnels und sobald es geht, werde ich den neuen Song live singen. Ich kann es kaum erwarten." Bis dahin will sie die Fans auf Youtube trösten und motivieren: https://www.youtube.com/watch?v=rTj8y8iyVug (Sabine Schramek)