Das Abenteuerland feiert 30. Geburtstag

Spielplatz am Ende der Wetteraustraße wurde am17. August 1992 eröffnet - Das wird gefeiert
Reiner Falk lehnt sich gerne mal an einen der vielen Bäume und blickt auf das etwa 3500 Quadratmeter große Gelände des Abenteuerspielplatzes Günthersburg am Ende der Wetteraustraße. Der Anblick macht ihn zufrieden. Mit seinen Kollegen Hagga Bühler und Martin Gralki hat Falk 1992 noch als Praktikant angepackt, um das Spielgelände anzulegen. "Ich kenne hier jeden Winkel und habe jeden Baum gepflanzt", sagt Falk, der schon im Jahr 1997 zum Spielplatzleiter befördert wurde.
Musiker tritt auf
Eröffnet wurde das Spielgelände des Vereins Abenteuerspielplatz Riederwald am 17. August 1992. Zum 30. Geburtstag gibt es jetzt am Mittwoch von 15 bis 19 Uhr ein kleines Fest mit Empfang. Stadtverordnete, Ortsbeiräte, Kinderbeauftragte und Vertreter des Grünflächenamtes sind eingeladen. Natürlich kann jeder vorbeikommen und dem Auftritt von Musiker Ralf Olbricht lauschen, sagt Michael Paris, Chef des Vereins Abenteuerspielplatz Riederwald, der das Spielgelände betreibt.
In seiner Ansprache blickt Paris zurück auf die Anfänge des Spielgeländes. Kinder hatten sich bei einer Anhörung im Ortsbeirat 3 (Nordend) einen Ort zum Toben und Spielen im Nordend gewünscht und wurden schließlich erhört. Die Wahl fiel auf das im Volksmund als "Blutswiese" bezeichnete Areal, auf dem sich Hobby-Fußballer einst erbitterte Spiele lieferten. Weil der Verein schon seit 20 Jahren Erfahrungen mit dem Betrieb des Abenteuerspielplatzes Riederwald gesammelt hatte, fragte die Stadt nach, ob er sich um einen weiteren kümmern könne. Konnte er. "Ich hätte mir ein zentraleres, nicht so an den Rand abgeschobenes Gelände gewünscht", sagt Paris. Aber, was soll's, besser als nichts.
Die Anfänge mit kleiner Anschubfinanzierung seien bescheiden gewesen, erinnert sich Paris. Damals seien die Verträge der Mitarbeiter im Winter noch ausgesetzt und das Spielgelände geschlossen worden. Heute hingegen sei an mehr als 250 Tagen geöffnet. Der Name "Günthersburg" wurde in Anlehnung an den angrenzenden Park gewählt. Die "Günthersburg" ist eine sich stetig wandelnde Baustelle: Kinder können den Umgang mit Hammer und Nagel lernen, indem sie Bretter erneuern und das Bauwerk ausbessern. Ein Zimmermannsunternehmen hatte dazu das grobe Holzgerüst errichtet. Auch eigene Hütten können die Kinder errichten. Und es gibt einen Kletterturm.
Kletterturm ist eine Spezialkonstruktion
Der ist eine Spezialkonstruktion, die sich Falk ausgedacht hat und 2001 fertig war. Das Gerüst ist ein Container, der hochkant steht. "Der Container wurde innen mit Streben verstärkt, anschließend außen Spritzbeton aufgetragen. In Berlin hat er eine Firma gefunden, die die Betonarbeiten ausgeführt hat. Das sei normalerweise eine Methode nur für den Tunnelbau. Auch den Flohmarkt im Günthersburgpark hat Falk angestoßen. Und eine Werkstattpresse zum Keltern von Äpfel hat er gebaut. Hilfreich ist dabei sein handwerkliches Geschick. Er hat ursprünglich Werkzeugmacher gelernt, arbeitete neun Jahre in dem Beruf. Glücklich wurde er damit nicht. "Man hat zu wenig Interaktion mit Menschen", sagt er. Deshalb hat er noch Sozialpädagogik studiert. Über ein Praktikum stieß er zum Abenteuerspielplatz Günthersburg und blieb bis heute.
Ein Glücksgriff für Paris. Er wusste um einen zuverlässigen Mitarbeiter. Und Falk konnte darauf bauen, dass sein Chef ihn machen ließ. "Ich bin Gärtner, Bauarbeiter und Sozialarbeiter", sagt Falk. Und gemeinsam sind die beiden ein eingespieltes wie schlagkräftiges Duo. Das bewiesen sie, als das Abenteurspielgelände für den geplanten Bau der "Günthersburghöfe" mit 1500 Wohnungen weichen sollte. Paris und Falk wehrten sich, mobilisierten die Massen und sammelten mehr als 8000 Unterschriften. Den Ortsbeirat 3 hatten sie ebenso auf ihrer Seite wie eine Vielzahl von Bürgern. Das Ergebnis: Bestandsschutz für das Spielgelände.
Mehr Platz und mehr Zuschuss
Dass der Abenteuerspielplatz damals so in den Schlagzeilen war, steigerte laut Paris den Bekanntheitsgrad. Die Besucherzahlen seien in der Folge und zuletzt erneut wegen der Corona-Pandemie rasant gestiegen. Das sei ein Argument mehr dafür, dass das Gelände eigentlich vergrößert werden müsste und angesichts der Nachfrage und der gesellschaftlichen Bedeutung des Angebotes auch der städtische Zuschuss steigen müsste. Dieser sei seit Jahren unverändert, obwohl die Personalkosten sowie die Preise für Baumaterial wie Nägel und Bretter erheblich angezogen hätten. "Da muss die Stadt eigentlich schnell was tun", fordert Paris.
Falk bezeichnet das Gelände als Oase für Kinder, die pädagogisch besonders wertvoll sei. "Bei uns bekommen die Kinder nichts vorgesetzt. Sie können sich ausprobieren, völlig frei spielen und Freundschaften schließen. Für die Entwicklung, vor allem das Sozialverhalten, ist das wichtig", sagter.
Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne) sieht das ebenso und gratulierte schon mal zum Geburtstag. "Die Günthersburg ist einmalig. Sie bietet Kindern und Jugendlichen Freiräume und macht Lern- und Sportangebote der besonderen Art. Mit fachkundiger Unterstützung können Kinder bauen, Arbeiten im Apfelgarten oder bildhauerisch tätig sein und Vieles mehr. Die Günthersburg gehört zum Nordend. Der Ortsbeirat wünscht noch viele runde Geburtstage!" Matthias Bittner