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Das beste, was aus Apfel werden kann

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Von: Katja Sturm

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Zu jeder Sorte das passende Glas: „Daheim“-Betreiber Frank Winkler vor seiner beeindruckenden Apfelwein-Sammlung. FOTO: enrico sauda
Zu jeder Sorte das passende Glas: „Daheim“-Betreiber Frank Winkler vor seiner beeindruckenden Apfelwein-Sammlung. © Enrico Sauda

Gastronom hat über 300 Sorten im Keller - Bei der Cider World füllt er die Bestände auf

Frankfurt. -Alles begann mit einem Glas Holzapfel. Ein Freund von Frank Winkler hatte diesen sortenreinen, feinherben Apfelwein aus der Manufaktur von Jörg Geiger in Schlat bei Göppingen bei einem gemeinsamen Essen zum Dessert gereicht. „Für mich war das ein Aha-Erlebnis“, erzählt der damalige Unternehmensberater. „Ich war bis dahin nur ein klassischer Traubenweintrinker.“ Über die Vielfalt dessen, was auch ein Apfel werden kann, hatte er sich keine Gedanken gemacht.

Frankfurts größte Apfelweinkarte

Ein Plan war schnell geboren: Der leidenschaftliche Gastgeber wollte zurück in die Gastronomie, die schon einmal sein Hobby gewesen war. Und dann die größte Apfelweinkarte Frankfurts vorweisen. Deutlich mehr ist daraus geworden: Im Keller des „Daheim im Lorsbacher Thal“, der Gaststätte, die Winkler mit seiner Frau Pia seit neun Jahren in der Großen Rittergasse gepachtet hat und betreibt, finden sich nicht nur Fässer und Glasballons für die bis zu 30 000 Liter Hausschoppen und dessen Variationen, sondern es steht dort auch ein riesiges Regal, auf dem zu Hochzeiten etwa 300 verschiedene Sorten an Apfelwein, Cider oder Sidra in Flaschen präsentiert werden.

Aus allen Teilen der Welt sind sie eingereist, vertreten 28 Länder und vier Kontinente. Ob aus der Ukraine, dem Baltikum oder aus Russland, aus Japan, Kanada oder den USA, Chile oder von ganz nah - alkoholische Getränke aus Äpfeln werden beileibe nicht nur in Frankfurt und Hessen genossen. „Wir sind nur die Einzigen, die Apfelwein sagen“, so Winkler. Andere Nationen verwendeten den Wortstamm, der in Cidre stecke.

Überwiegend kleinere Keltereien lieferten die Flaschen. Jedes Land habe seine Eigenheiten. Spanier und Franzosen etwa liebten das Getränk eher süß, die Briten „bittersweet“. Der Rote Adam, ein Apfelsecco, werde ausschließlich aus rotsaftigen und -fleischigen Äpfeln gemacht; keine leichte Aufgabe, wie Winkler sagt. Wer mit diesen falsch keltert, erzeugt einen grauen Farbton.

Für jeden Anlass, für jede Speise gibt es den passenden Apfelwein, mal spritziger, mal stiller, und auch die Gläser haben sich stilistisch mitentwickelt. So gibt es das normale Gerippte für den Alltagsschoppen, wahlweise auch mit Goldrand, und je intensiver und feiner der Inhalt wird, desto edlere Formen nehmen die Kristalle an, ähneln traditionellen Wein- oder Sherrygläsern.

Im „Lorsbacher Thal“ bietet Winkler auf seiner Karte derzeit 25 bis 30 verschiedene Apfelweinsorten an; bei der Messe Cider World will er seinen Bestand am Wochenende wieder auffüllen. Zu jedem Gericht gibt es eine Empfehlung, zudem ab zehn Personen auch eine Apfelweinprobe.

Als grobe Einteilung gilt: den Hausschoppen zu Deftigem, Feineres zu weißem Fleisch und Fisch. Einen edlen Österreicher wie den Caldera Iltzer Rosenapfel zum Spargel. Der Dessertwein mit zwölf Prozent Alkohol passt auch zur Gänseleberpastete. „Die Säure sagt einem, dass die gar nicht so fett ist“, erklärt Winkler.

„Gut ist, was schmeckt“

„Man kann sich quer durch die Welt trinken“, fügt der Gastwirt hinzu. Seine Tipps seien nur Vorschläge, „man kann damit spielen“. Wie bei anderem Wein gelte, dass gut sei, was schmecke.

„Die jungen Leute haben wieder Spaß am Thema Apfelwein“, hat Winkler festgestellt. Während den Älteren oft das Gewohnte genügt, probieren die Jüngeren sich aus. Dazu komme nach der Pandemie die wieder wertgeschätzte Geselligkeit der Apfelweinschänken, und dass das Essen viel günstiger sei als in anderen Restaurants. Da bleibt mehr Geld zum Trinken; auch Apfelwein hat seinen Preis. Zwar gibt’s das übliche Glas unter drei Euro, doch bei manchem Exoten muss man sich für die ganze Flasche entscheiden. Drei Tage nach der Öffnung kann selbst die beste Sorte nicht mehr begeistern. Katja Sturm

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