Das Lesecafé lädt zum Stöbern ein

Stephanie Koch leitet die Buchhandlung Lesecafé in Frankfurt-Sachsenhausen.
Die Buchhandlung des Lesecafés in der Diesterwegstraße hat eine neue Leiterin: Vor gut einem Jahr übergaben die einstigen Begründer des Lesecafés, Lydia Hellwig und Gerhard Zenker, ihr Geschäft in die Hände von Stephanie Koch. Die studierte Germanistin und Bücherliebhaberin hat sich einen Traum erfüllt: „Früher sagte ich mir oft, wenn ich es mir aussuchen könnte, was ich mache, würde ich eine Buchhandlung führen“, erinnert sich die freundliche Mittfünfzigerin, und lacht.
Als sie von einer Freundin hörte, dass eine Nachfolgerin gesucht wird, ließ sie die Idee nicht los. Sie stellte sich vor und die Chemie stimmte. „Dann habe ich ein halbes Jahr Praktikum gemacht und mich eingearbeitet, einen Kurs bei der IHK besucht, und schließlich das Geschäft übernommen.“ Zuvor war Koch in der Erwachsenenbildung tätig und arbeitete bei einem Verlag.
Dass Stephanie Koch eine treue Stammkundschaft übernehmen konnte, freut sie. „Inzwischen kenne ich viele Kunden, die regelmäßig kommen, um nach Büchern zu stöbern sich zu unterhalten. Der persönliche Austausch ist mir sehr wichtig“, sagt sie. Und auch die Kundschaft schätze genau das. „Vielen ist es ein Bedürfnis, über die Bücher noch mal zu reden.“
Das Lesecafé mit gleichnamiger Buchhandlung gibt es seit 36 Jahren. Café und Buchgeschäft gehörten früher zusammen, heute werden sie getrennt betrieben. „Wir gehören trotzdem noch irgendwie zusammen, allein von den Räumlichkeiten her: Ich habe im Laden keine eigene Küche, und so bekomme ich Kaffee von nebenan. Das Café nutzt Teile der Buchhandlung als Abstellraum“, erklärt die Buchhändlerin.
Bücherboom in der Pandemie
Veranstaltungen wie Lesungen finden aber ausschließlich in der Buchhandlung statt. Zum Beispiel der Lesekreis, der sich einmal im Monat trifft. „Das ist ein sehr schöner Abend. Man hat sich auf ein Buch geeinigt, das alle lesen, und unterhält sich darüber.“ Das mache Spaß, weil man oft neue Anregungen bekomme.
Die Pandemie und das Internet hätten solche Lesekreise paradoxerweise gefördert, erklärt Koch: „Bücher haben eine Renaissance erlebt, und online, zum Beispiel auf Instagram, sind Lesegemeinschaften entstanden, die jetzt im Realen fortgeführt werden.“
Im Laden selbst findet sich hauptsächlich Belletristik. Koch legt Wert darauf, Neuerscheinungen parat zu haben. Aktuelle Renner seien etwa das neue Werk von T. C. Boyle, „Blue Skies“, ein Roman über den Klimawandel, oder Robert Seethalers „Das Café ohne Namen“. Zudem gibt es eine Krimi-Ecke, Sachbücher, Ratgeber, Kochbücher und eine große Kinder- und Jugendbuch-Abteilung. „Es ist von allem etwas da, jeder soll fündig werden“, sagt Koch.
Wenn ein Buch nicht vorhanden ist, kann es unkompliziert telefonisch oder per E-Mail bestellt werden. Das geht schneller als über Amazon und Co.: „Eine Bestellung, die bis 17.30 Uhr da ist, ist morgens schon da“, so die Buchhändlerin. Zumindest in den allermeisten Fällen. Englischsprachiges brauche wahrscheinlich einen Tag länger. Das Lesecafé eignet sich besonders zum Stöbern. Der gut 50 Quadratmeter große Ladenraum mit dem gemütlichen alten Parkettboden und den schönen Fenstern, die zum Hof oder nach hinten in den Garten blicken lassen, ist „eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt“, findet die Buchhändlerin. Die Vorgänger hätten ein Kleinod geschaffen, das sich zur Institution in Sachsenhausen gemausert habe.
Der durch Corona entstandene Leseboom schlage sich kaum spürbar in den Verkaufszahlen nieder. Im Herbst, wenn mehr gelesen wird, hofft Koch auf mehr Absatz. Das Programm bereitet sie schon vor. Aber auch im Frühjahr gab es viele großartige Neuerscheinungen. Die Urlaubslektüre für die Sommer will ja auch gekauft werden.
Buchhandlung Lesecafé
Diesterwegstraße 7, Telefon 621428, info@buchhandlung-lesecafe.de. Geöffnet ist dienstags bis freitags 10 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.