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Das letzte Binding-Bier aus Frankfurt ist gebraut

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In der Binding-Brauerei am Sachsenhäuser Berg ist der letzte Sud gebraut worden. FOTO: renate hoyer
In der Binding-Brauerei am Sachsenhäuser Berg ist der letzte Sud gebraut worden. © Renate Hoyer

Radeberger hat die Arbeit in der Brauerei eingestellt - Interessensausgleich für Arbeitnehmer geschlossen

Frankfurt -Das letzte Binding-Bier ist diese Woche am Sachsenhäuser Berg gebraut worden; die Brauerei ist jetzt dicht. Herbe Kritik äußert daran der Unterstützerkreis „Binding bleibt“ um deren Sprecher Harald Fiedler. Obwohl eine große Öffentlichkeit mit 20 000 Unterschriften, ein kämpferischer Betriebsrat und die Gewerkschaft für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Binding Brauerei in Frankfurt eintraten, hat der Oetker-Konzern die Schließung vollzogen. Nun komme das Binding Bier zukünftig per Lkw unökologisch aus Dortmund oder Nürnberg nach Frankfurt, bedauert Fiedler

Für die Beschäftigten konnte der Betriebsrat, auch Dank des öffentlichen Drucks, einen Interessensausgleich und Sozialplan ab 1. Juni vereinbaren. Damit verbunden sind Abfindungen und Kündigungsfristen bis zu neun Monaten, zum Beispiel für langjährige Beschäftigte. „Jedoch ersetzt all das nicht den Arbeitsplatz, viele der Betroffenen sind länger als 30 Jahre in der Brauerei am Sachsenhäuser Berg beschäftigt. Sie haben mit Herzblut für ihre Brauerei gearbeitet und vollen Einsatz gebracht“, sagt Harald Fiedler.

Besonders übel stößt dem Unterstützerkreis auf, dass die Geschäftsführung von Oetker / Radeberger mit der Frankfurter Tradition beim Abschluss einer Kooperation mit der Frankfurter Eintracht wirbt. „Die Eintracht trägt Frankfurt genauso im Herzen wie ihre Fans und unser Binding. Weil der gemeinsame Stolz auf unsere Stadt eine starke Verbindung ist, kommt mit der Partnerschaft von Binding und Eintracht Frankfurt zusammen, was zusammen gehört“, sagt Binding-Marketingleiterin Bettina Pöttken. „Ob die Frankfurter Fans Binding tatsächlich noch im Herzen tragen werden, bleibt zumindest fraglich, nachdem sich Binding mit der Brautätigkeit in Frankfurt verabschiedet hat“, kontert Fiedler. „Auf jeden Fall ist es kein Frankfurter Bier mehr.“ Und mit Tradition aus Frankfurt habe es schon gar nichts mehr zu tun.

Dass der letzte Binding-Sud in dieser Woche eingebraut wurde, bestätigte gestern Radeberger-Sprecherin Birte Kleppien. Allerdings bedeute dies nicht, dass das Binding-Bier nun schon nicht mehr aus Frankfurt stamme: „Unser Vollgutlager ist gut gefüllt, und diese Ware wird erst über die nächsten Wochen ausgeliefert, bis dann der letzte Sud gereift ist und abgefüllt wird - und dann ebenfalls in den Markt kommt.“ Es werde einen „fließenden Übergang geben“, bis die Produktion in der fränkischen Schwesterbrauerei Tucher hochgefahren werde. Das habe die Radeberger Gruppe bereits im vergangenen Jahr kommuniziert, sagte die Sprecherin. Von dort werde Binding, wie zahlreiche Biermarken in Deutschland, per Lkw an seinen Bestimmungsort kommen.

Mit den Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft „haben wir uns auf einen Interessenausgleich für die von der Schließung der Binding-Brauerei zum Ende des laufenden Jahres betroffenen Mitarbeiter verständigt“. Dieser sei am 1. Juni unterzeichnet worden und biete nun allen Beteiligten Planungssicherheit. Birte Kleppien verweist darauf, dass sich „die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen auch aufgrund der im Interessenausgleich vorgesehenen Unterstützungsleistungen für einen alternativen Arbeitsplatz an einem Schwesterstandort unserer Unternehmensgruppe entschieden oder andere sozialverträgliche Lösungen wie Altersteilzeit gewählt haben“. Somit habe man „die Zahl der notwendigen Kündigungen ganz deutlich reduzieren“ können.

Das Unternehmen wolle sich auch weiterhin im Rhein-Main-Gebiet engagieren. In diesem Zusammenhang sei auch das Engagement bei Eintracht Frankfurt zu sehen - oder die Fortsetzung des Binding Kulturpreises. Sören Rabe

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