„Das wirft mich nicht um“

Verlierer Uwe Becker im Interview: Team Uwe ist ab morgen Team Boris
So schnell es geht, flüchtet Wahlverlierer Uwe Becker zur Wahlparty in den Kunstverein. Der Raum ist voll, die Stimmung ist freundlich, die halbe Landesregierung ist auch noch da.
Herr Becker, wir haben Sie die vergangenen eineinhalb Stunden empfunden?
Die Auszählung war spannend, aber auch anstrengend.
Wie geht es Ihnen jetzt?
Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich sehe die 48 Prozent auch als Achtungsergebnis, einen persönlichen Erfolg, aber auch einen Erfolg für die CDU.
Wie das?
Das Wahlergebnis zeigt, dass die Union auch in einer Großstadt Chancen hat. Und das, obwohl sich alle anderen Parteien gegen uns positioniert hatten. Wenn wir unter diesen Umständen 48 Prozent der Stimmen holen konnten, ist das eine wichtige Botschaft und gibt Mut für die Landtagswahl am 8. Oktober.
Was hat die Wahl schlussendlich entschieden?
Seit dem ersten Wahlgang ist die politische Lagerbildung deutlich stärker geworden. Ich denke, ein Teil der Wähler hat sich davon ansprechen lassen und wollte ihre Unterstützung für die Koalition ausdrücken. Im ersten Wahlgang ging es eher um die Person, jetzt eher um die Partei.
Wie geht es jetzt für Sie persönlich weiter?
Ich habe ja meinen ganz normalen Beruf. Morgen werde ich mich erstmal sortieren, außerdem trifft sich der Parteivorstand. Ab Mittwoch bin ich dann in Brüssel und vertrete dort die Interessen Hessens auf Europäischer Ebene. Ich werde aber auch einen kritischen Blick auf den Frankfurter Magistrat haben. Und wenn die beschlossenen Ziele nicht umgesetzt werden, werde ich der Erste sein, der sich meldet. Denn sehr viele Menschen haben mir ihre Stimme gegeben, denen bin ich verpflichtet. Aber jetzt geben wir dem Ganzen erstmal eine Chance.
Werden Sie in sechs Jahren wieder antreten?
Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.
Haben Sie sich eine Strategie zurechtgelegt, um mit der Enttäuschung umzugehen?
Ich werde heute Nacht trotzdem gut schlafen, das wirft mich nicht um. Und morgen ist ein neuer Tag mit neuen Aufgaben. Der enge Zusammenhalt in der Partei hat mich sehr beflügelt, das gab es seit Jahren nicht mehr. Und es ist ja auch für die Landespolitik wichtig, dass sie nah an den Leuten ist. Das Team Uwe ist ab morgen das Team Boris. sab