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DEL-Chef kritisiert: Frankfurt lässt die Löwen im Stich

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Von: Markus Katzenbach

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Klare Ansage an die Stadt Frankfurt: DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke fehlt es an Unterstützung für die Löwen.
Klare Ansage an die Stadt Frankfurt: DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke fehlt es an Unterstützung für die Löwen. © dpa

Bei der Deutschen Eishockey Liga freut man sich auf die neue Saison und über die Frankfurter Rückkehr. Zum Willkommensbesuch gibt es aber auch scharfe Worte von höchster Stelle.

Frankfurt -Den Willkommensbesuch nutzte Gernot Tripcke nebenbei für einige deutliche Worte. Für ihre Pressekonferenz zum Saisonstart hatten sich die Deutsche Eishockey Liga und ihr Geschäftsführer nach Frankfurt begeben, als Zeichen der Wertschätzung für die Aufsteiger von den Löwen - einschließlich einiger Huldigungen für einen traditionsreichen Standort, der sich in der ersten Klasse zurückmeldet. Zwischen die allgemeine Vorfreude auf eine nach zweieinhalb Corona-Jahren hoffentlich wieder sorgenfreiere Spielzeit und Löwen-Lob im Speziellen mischte Tripcke am späteren Dienstagvormittag indes scharfe Kritik an deren Heimatstadt. „Der Club wird von der Stadt sträflich im Stich gelassen“, wetterte der DEL-Chef, vor allem in Bezug auf die ewige Hallendiskussion.

Der Zustand der Eissporthalle am Ratsweg und die Suche nach einer neuen Spielstätte sind leidige Löwen-Dauerthemen, Tripcke kennt das aus eigener Anschauung. „Ich bin seit 25 Jahren dabei, seitdem hat sich die Arena nicht verändert“, resümierte er, beziehungsweise: Alles ist noch schlechter geworden, weil es weitere 25 Jahre gebraucht und älter geworden wurde.

„Ein Stück weit entsetzt“ sei man gewesen, was die aktuellen Bedingungen anginge, legte Tripcke nach und nannte Beispiele: Magenta-TV, der alle 460 DEL-Saisonspiele übertragende Liga-Sender, habe am Ratsweg nur die Hälfte der Kameras aufbauen und nicht alle Kabel verlegen könne, auch mit den Kabeln für den Videobeweis gab es Probleme - durchaus auch bei der Lizenzfragen zu beanstandende Punkte.

„Wir helfen gerne. Aber wir müssen da schon ein Auge zudrücken“, schloss Tripcke und fügte mit einem Seitenblick auf den neben ihm stehenden Löwen-Geschäftsführer Stefan Krämer noch an: „Für Stefan und seine Mitstreiter ist das natürlich sehr frustrierend.“

Den „Standortnachteil“ unterstrich Krämer. „Die Eissporthalle ist hundertprozentig ein Handicap“, insbesondere bei den Vermarktungsmöglichkeiten. Umso mehr sei man stolz, trotzdem einen „ordentlichen Etat“ auf die Beine gestellt zu haben. „Wir sind nicht nur sportlich, sondern auch finanziell in der DEL angekommen“, hielt der Löwen-Boss fest - mit dem Willen, dort zu bleiben: „Unser Ziel ist es, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“

Die Begeisterung, zwölf Jahre nach der Insolvenz der Lions-Vorgänger wieder ganz oben mitzuspielen, ist in jedem Fall ungebrochen. Von einer „Wahnsinnseuphorie am Standort“ sprach Krämer. Wozu die Löwen-Meldung vom Tag passte: Mit 2017 verkauften Dauerkarten ist ein Rekordwert erreicht, mehr gab es auch zu Lions-Zeiten nicht.

„Die Vorfreude ist riesig“, sagte Krämer aus Frankfurter Sicht, kurz zuvor hatte Tripcke die gleichen Worte aus Liga-Perspektive verwendet. „Gerade weil man nach zwei schwierigen Jahren frei ins Stadion gehen kann, keine Tests, keine Masken“, befand der DEL-Chef, in Gedanken an das Eröffnungsspiel am Donnerstagabend zwischen den Kölner Haien und Red Bull München und in der Hoffnung auf einen Winter ohne weitere Corona-Einschränkungen.

Über den Sommer gab es schon gute Nachrichten, die Verträge mit Medienpartner Magenta-TV und Liga-Namenssponsor Penny wurden langfristig verlängert. „Ich sehe uns gut aufgestellt“, befand Tripcke zufrieden. Die Energiekrise bereitet zumindest ihm kurzfristig auch noch keine allzu großen Sorgen, und bei den ligaweiten Umsätzen hat man sich zuletzt schon nach der großen Pandemie-Delle wieder von 80 Millionen Euro auf dem Vor-Corona-Niveau von deren 130 Millionen steigern können. Diesmal sollen es noch deren 20 mehr sein. Allerdings mit noch 15 statt 14 Teams, von denen mindestens zwei absteigen müssen.

In Frankfurt will man nicht dazugehören. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, ließ Stefan Krämer das Löwen-Motto verlauten, Hallen-Ärger hin oder her.

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