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Den Oberrädern gefällt nicht, was die Stadt Frankfurt macht - und fordern: „Wir wollen unseren Markt zurück“

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Zu anonym, fast steril sei der Oberräder Wochenmarkt laut der lokalen Unternehmer Richard Kling und Bernd Neumann geworden, seit dieser vom HFM Frankfurt betrieben wird. Das soll sich wieder ändern.

Frankfurt - Bäckermeister Richard Kling und Bernd Neumann, Dachdeckermeister und Vorsitzender des Gewerbevereins, wollen dem Buchrainplatz neues Leben einhauchen. Im Gespräch mit FNP-Reporterin Stefanie Wehr erinnern sie an den einstigen Oberräder Markt, auf dem es samstags und mittwochs Fleisch, Obst und Gemüse, Wein sowie Backwaren aus lokalen Betrieben gab. Aus Sicht des Duos könnte es künftig wieder so laufen, wenn die Stadt Frankfurt erlaubt, dass die Oberräder den Markt erneut selbst betreiben dürfen.

Starke Männer braucht das Land: Richard Kling (l.) und Bernd Neumann.
Starke Männer braucht das Land: Richard Kling (l.) und Bernd Neumann. © sauda

Herr Kling, Sie wollen den Oberräder Markt wieder als Marktmeister in die eigenen Hände nehmen. Warum?

KLING: Früher hatten wir unseren kleinen Oberräder Markt selbst betrieben, es war einer der schönsten in Frankfurt. Anfang der 90er Jahre haben sich einige Oberräder Gärtner und andere Betriebe zusammengetan und Geld in den Hand genommen, um den Marktplatz neu zu bauen, wo vorher eine Müllecke war, auf der Verkehrsinsel unterhalb vom Buchrainplatz. Für 120 000 Mark und mit sehr viel Eigenleistung haben wir den abschüssigen Boden aufgefüllt. Beim Graben haben wir einen verschütteten Keller und einen alten Brunnen aus dem Jahr 1750 gefunden. In dem kühlen Keller haben wir dann unseren Ebbelwei gelagert. Samstags lief der Ebbelwei von dort direkt aus dem Brunnen.

Funktionierte das alles oder war es eher provisorisch?

KLING: Es funktionierte besser als heute! Wir wussten ja, was wir als Marktbetreiber brauchten, und haben alles dementsprechend gebaut. Jeder Stand hatte einen eigenen Wasser- und Abwasseranschluss und einen Stromanschluss. Davon können die Beschicker heute nur träumen. Wer den heutigen Buchrainplatz konzipiert hat, muss ein Schreibtischtäter gewesen sein, derjenige hat nie selbst auf einem Markt gestanden. Der Leitungsanschluss im Boden ist im Winter morgens regelmäßig zugefroren.

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Welche Stände gab es damals auf dem Wochenmarkt und an welchen Tagen?

KLING: Der Markt war samstags und mittwochs. Es waren etwa fünf Stände, der Metzger Rudi Adler aus Oberrad, der Weinstand von Horst Vetter, Obst und Gemüse von der Gärtnerei Jung, Backwaren von uns. Und einen Blumenstand gab es.

Mit dem Umbau des Buchrainplatzes war es dann vorbei mit den urigen Treffpunkt?

KLING: Als es 2013 wieder losging, haben die Frankfurter Hafen- und Marktbetriebe übernommen. Dadurch ist der Wochenmarkt anonymer geworden, fast steril. Wir wollen beantragen, den Markt wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Was wäre heute der Vorteil, den Markt selbst zu machen? Bedeutet das nicht viel mehr Arbeit für Sie und Ihre Kollegen?

KLING: Es würde vieles vereinfachen. Heute braucht man für alles eine Genehmigung von der Stadt, das dauert und ist umständlich. Wenn wir Betreiber wären, könnten sich neue Anbieter für eine Weile hinstellen und austesten, ob das Geschäft läuft. Das würden wir ganz unkompliziert mit einem Kopfnicken regeln. Dafür würden wir einige Mitstreiter gewinnen können, da bin ich mir sicher. Außerdem brauchen wir wie früher einen Container, in dem wir Biertische und -bänke lagern können. Ich würde mir auch wünschen, dass eine Bühne aufgebaut wird. Die Vereine können Aufführungen machen, es könnte samstags Musik geben.

NEUMANN: Es gibt in Oberrad kein gescheites Angebot, tagsüber etwas Kleines zu essen. Viele würden sich eine Hähnchen-Braterei wünschen, freitags könnte ein Fischverkäufer hier stehen.

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Testweise stand vor wenigen Jahren der Metzger, der auch samstags kommt, zusätzlich am Dienstag auf dem Dalles. Er gab aber auf, weil die Kundschaft ausblieb.

NEUMANN: Ich denke, das lag daran, dass er allein hier stand. Ein Stand allein reicht als Anziehungspunkt nicht. Das kriegen die Leute nicht mit.

In Oberrad gibt es schon länger den Wunsch, den gesamten Wochenmarkt an einem zweiten Tag anzubieten. Die Marktbetriebe haben das abgelehnt, mit der Begründung, dass es sich für die Beschicker nicht lohnen würde. Wie kann das also funktionieren?

KLING: Wir glauben, dass es laufen würde. Früher lief es doch auch, warum soll es heute anders sein? Ich würde gern mit meinem Bäckerei-Verkaufswagen jeden Tag hier stehen, schon früh am Morgen, wenn die Leute zur Straßenbahn laufen. An der S-Bahn-Station Mühlberg stehen wir auch mit unserem Stand, da nehmen die Leute morgens ihren Kaffee, Croissants und die Zeitung mit. Auf dem Buchrainplatz könnten weitere Stände an wechselnden Tagen dazukommen. Der Platz ist ja die meiste Zeit völlig ungenutzt und liegt brach.

NEUMANN: Der Buchrainplatz ist im Moment eine Schande, er sieht so traurig aus. Unter der Woche nichts los, der Platz ist gähnend leer. Nicht mal einen Kiosk gibt es, es ist einfach nicht schön hier. Wir würden die Fläche gerne beleben, damit die Oberräder wieder einen Ortsmittelpunkt und eine Anlaufstelle haben. Ich denke, dass es funktionieren würde. Man muss es nur erst mal zum Laufen bringen.

(Stefanie Wehr)

Während in Oberrad der Wochenmarkt zur Debatte steht, zeichnet sich in Niederrad im Zuge des Umbaus am Rennbahnpark der Abschied eines beliebten Ladens ab.

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