Denkmalschutz fürs Binding-Sudhaus gefordert

Das Gelände soll nicht zu Geld gemacht werden - Chancen für den Denkmalschutz stehen schlecht
Das in den 1950er Jahren erbaute Sudhaus der Binding-Brauerei soll erhalten bleiben und unter Denkmalschutz gestellt werden. Das wollten die Stadtverordneten mit Beschluss vom 24. Januar prüfen lassen. Der von der Fraktion der Linken im Römer gestellte Antrag fand durch die Bank weg Anklang. Die Begründung ist naheliegend und verbindet Römer-Politiker aller Parteien: Die Traditionsmarke Binding gehöre zu Frankfurt, und das solle so bleiben.
Der Denkmalschutz solle es Radeberger erschweren, aus dem Gelände Profit zu schlagen. In erster Linie gehe es jedoch darum, „den Druck zu erhöhen, damit der Produktionsstandort und damit rund 170 Industriearbeitsplätze erhalten bleiben“, sagt Knut Dörfel, Fraktionschef der Linken im Ortsbeirat 5. „Es ist empörend, wie Binding noch immer mit Frankfurt als seiner Heimat wirbt, während der Standort geschlossen werden soll“, so Dörfel.
Allerdings stehen die Aussichten schlecht. Die Stadt hat den Denkmalwert des Sudhauses bereits prüfen lassen - mit negativem Ergebnis. „Das Gebäude lässt keine Denkmalwerte erkennen“, teilt die Sprecherin der Landesdenkmalbehörde, Katrin Bek, mit. „Unsere für die Denkmalausweisung zuständigen Experten haben sich das Sudhaus der Binding-Brauerei im Rahmen der systematischen Überprüfung des Denkmalbestandes der Stadt Frankfurt angesehen. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Gebäude sehr stark überformt wurde.“ Das heißt, es gab zu viele Veränderungen, zu wenig Originalsubstanz ist noch vorhanden.
Dem Argument, das Sudhaus zu erhalten, schließt sich Jochem Heumann, Vorsitzender der CDU Frankfurt-Sachsenhausen, an. Nicht nur das Gebäude, auch das Mobiliar, die Maschinen und Kupferkessel sollten erhalten bleiben. Noch besser, da stimmt er zu, der ganze Produktionsstandort. „Frankfurt war im vorigen Jahrhundert Deutschlands größter Brauerei-Standort.“ In Sachsenhausen gab es weit verzweigte Lagerkeller, es stehe für eine langjährige Tradition. „Die Radeberger täte gut daran, sich hier selbst ein Denkmal für die Nachwelt zu setzen“, sagt Heumann.
Das Unternehmen Radeberger, das zum Oetker-Konzern gehört, hatte im September angekündigt, den Frankfurter Produktionsstandort zum Herbst 2023 zu schließen. Die Verwaltung solle indes in Sachsenhausen bleiben. „Das Grundstück an der Darmstädter Landstraße ist sicher das wertvollste, das die Radeberger besitzt“, mutmaßt Heumann. Dem Binding-Areal dürfe nicht das gleiche Schicksal blühen wie dem von Henninger-Bräu nebenan: Dieses lag nach Abriss der Gebäude jahrelang brach, bevor Wohnungen darauf gebaut wurden. „Die wollen die Hände in den Schoß legen und durch Nichtstun einen hohen Millionen-Gewinn machen. Wäre das nicht der Fall, hätten sie schon längst einen gewerblichen Nutzer als Nachfolger vorgeschlagen“, so der CDU-Mann. „Wir wollen Arbeitsplätze statt Luxuswohnungen“, stimmt Knut Dörfel zu.
Unterdessen sammeln der vor wenigen Wochen gegründete „Unterstützerkreis für den Erhalt der Bindung-Brauerei und deren Arbeitsplätze“, zu dem auch OB-Kandidaten wie Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) gehören, und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Unterschriften gegen die Schließung. Um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen, wurde eine Petition unter dem Stichwort „Binding-Brauerei bleibt“ auf www.change.org gestartet, Papierlisten liegen aus. „Es sind schon rund 15 000 Unterschriften zusammengekommen“, sagt Philipp Jacks, Regionsgeschäftsführer des DGB in Frankfurt. Geplant ist eine Solidaritätsmatinee für die Beschäftigten von Binding Ende April im Schauspiel Frankfurt sowie eine Demonstration vor der Oetker-Zentrale in Bielefeld. Über die Aktionen werde rechtzeitig informiert.