Mehr Grün, weniger Asphalt: Architekt bringt neuen Vorschlag für den Schweizer Platz

Die Pläne für den Schweizer Platz in Frankfurt sind seit längerem in der Diskussion. Ein Vorschlag zur Umgestaltung soll die Stadt zum Umdenken bewegen.
Frankfurt – Für den Schweizer Platz in Frankfurt einen Konsens finden, das ist dem Sachsenhäuser Architekten Patricio Martin ein Anliegen. „Es gibt immer Widerspruch, jeder meint, das Richtige zu wissen“, sagt der gebürtige Argentinier. Gerade deshalb müsse man versuchen, die Belange aller bei der Umgestaltung zu berücksichtigen.
Vor allem die Wünsche der Anwohner und der Geschäftsleute. „Denn die nutzen den Platz und die Straße. Deshalb sollten auch sie entscheiden, was für einen Platz sie wollen. Die Entscheidung sollte keine Jury treffen, deren Mitglieder hier gar nicht leben.“ Die Interessen der Fahrradfahrer seien wegen des Radentscheids in der Planung der Stadt zu hoch gewichtet, findet Martin.
Architekt entwickelt etaillierte Skizze für den Schweizer Platz in Frankfurt
Der 79 Jahre alte Architekt und Organisationsentwickler hat sich Gedanken gemacht und mit vielen Geschäftsleuten gesprochen. Seine Ideen für den Schweizer Platz hat er als detaillierte Skizze aufgezeichnet und bei der Stadt im Rahmen der Bürgerbeteiligung eingereicht. Wichtigster Punkt: Der Kreisverkehr soll möglichst erhalten bleiben, zumindest soll es möglich sein, aus der Nord-Süd-Achse am Schweizer Platz nach rechts auf den Kreisel abbiegen zu können. „Der Kreisel wird gebraucht. Das ist wichtig für die Geschäfte in den umliegenden Straßen.“
Zweiter wichtiger Punkt: Der Platz soll grüner werden. Zusätzliche Bäume sollen gepflanzt werden, mehr Grünflächen sollen entstehen und Asphalt entsiegelt werden. „Wir brauchen das Grün, um besser atmen zu können, und das Wasser braucht Sickerflächen“, sagt Martin. Der vorgeschlagene Entwurf der Stadt nehme zu viel Grün weg. Wenn die Haltestelle auf die Platzmitte verlegt wird, ginge Grün verloren. Martins Entwurf sieht vor, dass die Radfahrer in einem Kreis am Außenrand des jetzigen Kreisels entlang fahren, in einer ausreichend breiten Spur.
Schweizer Platz in Frankfurt: Kreisel soll erhalten bleiben
„Die Schweizer Straße als Nord-Süd-Achse ist wichtig und soll bleiben“, findet Martin. Damit aber auch der Kreisel erhalten bleibt, soll eine Autospur außen entlang der Haltespur geführt werden, auf der jeweils nach rechts in die sternförmig einmündenden Straßen abgebogen werden kann. Die Autospur würde aber nicht kreisförmig verlaufen, sondern eher gerade mit rechtwinkligen Abbiegemöglichkeiten in die Seitenstraßen. Vorteil: Der Verkehr wäre gezwungen, dort langsam zu fahren. Allerdings kann beim Ausfahren nur auf die Geradeausspur gefahren werden. „Der Kreisel wäre ein Halbkreisel. Eine andere Lösung ist schwierig.“
Martin hat ausgerechnet, dass mit der Autospur und dem Radweg genug Platz für Grünflächen bliebe, um die Restfläche zu füllen. Auch für zusätzliche Bäume und für Sitzbänke wäre dort Platz. Auf den (bestehenden) Gehwegen am Rande sollen Fußgänger ungestört laufen können, die Gastronomie wie etwa das Fellini soll wie bisher Tische und Stühle aufstellen können. „Das Café ist als Treffpunkt für viele Anwohner wichtig.“ Dafür solle auf den Gehwegflächen sonst nichts stehen, auch keine ausufernde Zahl an Fahrradbügeln. „Der Schweizer Platz soll schöner werden als er jetzt ist. Blumenkübel, Radbügel und Schilder sind hässlich.“
Dem Architekten, der seit 25 Jahren in Sachsenhausen lebt, ist klar: „Man kann am Schweizer Platz nicht alle Wünsche erfüllen, es müssen Kompromisse geschlossen werden.“
Frankfurt: Mehr Grün, weniger Asphalt: Architekt bringt neuen Vorschlag für den Schweizer PlatzEinladung der Bürger zum „Mitreden“ eine „Farce“
Für die Straße, die auch sukzessive neu gestaltet werden soll, seien Andienungs- und Kurzzeitparkplätze wichtig. „Die Geschäfte brauchen die Parkplätze, das sagen viele.“ Es wäre müßig, sich eine autofreie Stadt herbeizuträumen, findet Martin. „Das geht an der Realität vorbei. Wir sind eine individualistische Gesellschaft.“
Martin hofft nun, dass sein Vorschlag Gehör bei der Stadt findet. Aber es gehe ihm nicht darum, seine Ideen durchzuboxen, sondern einen Dialog zu starten. Das sei bei der Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung Anfang November schlecht gelaufen. „Man kam nicht ins Gespräch. Meine Erfahrung aus meinem Beruf ist, dass wir zu viel aneinander vorbei reden. Man muss Arbeitsgruppen bilden, einen Konsens erarbeiten.“ Dass die Stadt eine bereits gesetzte Planung vorstellte und vorgab, die Bürger zum „Mitreden“ einzuladen, sei enttäuschend und letztlich eine Farce gewesen. Kurios sei, dass der Mobilitätsdezernent Stefan Majer zu ihm gesagt habe, die Machbarkeitsstudie stelle lediglich einen Vorschlag dar. Seine Mitarbeiter hätten aber das Gegenteil behauptet. (Stefanie Wehr)