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Der Aufbau ist wie ein Tetris-Spiel

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Von: Sabine Schramek

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Die Schiffsschaukel wird aufgebaut.
Die Schiffsschaukel wird aufgebaut. © Rainer Rüffer

Vorbereitungen zum Wäldchestag laufen auf Hochtouren

Von Freitag an geht es wieder rund im Stadtwald. Fünf Tage lang drehen sich dann Riesenrad und Karussells am Oberforsthaus, es wird im Schatten der Bäume gefeiert, getrunken und gelacht. Seit Jahrhunderten hat der Frankfurter Wäldchestag Tradition. Der Aufbau läuft auf vollen Touren.

Nur noch die dicken Delfine warten aufgereiht auf einem Lkw-Anhänger darauf, dass sie bald auf dem Polyp tanzen. Staub legt sich auf die drolligen Figuren, während Auflieger und Laster durch den Stadtwald rumpeln. Auf einer blauen Fahrerkabine macht Joker ein finsteres Gesicht. „A Nightmare on Wheels“ steht darüber. Der Alptraum auf Rädern transportiert Skelette, Guillotinen und Galgen. Unter einer Plane am Hinterreifen klebt Blut. „Gestatten: Familie Freundlich“, sagt Bram van de Molenglaft (34) grinsend und entfesselt Geister. „In dieser Aufmachung sind wir das erste Mal hier“, so der Besitzer der 30 Meter langen Geisterbahn auf zwei Etagen, der sich „total auf den Wäldchestag freut“. Zeit hat er nicht, er muss mit seinen Leuten alles Stück für Stück aufbauen.

Mario Michel vom Nussmichel sucht Christian Müller, den Leiter der Veranstaltungsorganisation der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt (TCF). „Gerade war er noch hier“, ruft ihm ein Mann aus einem Auto zu und zeigt nach vorne. Michel ist seit 35 Jahren auf dem Wäldchestag und verkauft an zwei Ständen Nüsse und Sonnenblumenkerne von Nutella- bis Chiligeschmack. Jetzt läuft er durch den Wald, vorbei an der großen Schiffschaukel vom Dietesheimer Schiffschaukelverein, die zum zweiten Mal im Wäldsche steht. „Wir sind keine Schausteller“, sagt Nick Zortea (30). Der frühere Betreiber hat sie 2018 an den dafür gegründeten Verein verkauft. Mit Spenden haben sie sie komplett restauriert. Mit Überschlag und Doppelschaukel. Die Schiffschaukeln hängen später an gelben Eisenstangen. „Für den Aufbau brauchen wir acht bis zehn Stunden“, ruft er von einer hohen Leiter. 24 Mitglieder hat der Verein. Wer Zeit hat, hilft beim Aufbau mit.

Müller taucht wie aus dem Nichts aus dem Wald auf, während Lkw Staub aufwirbeln. „Ein bisschen Nieselregen vor dem Fest wäre schön“, sagt er und ist gleichzeitig froh, dass das angekündigte Unwetter am Montag nach Weiterstadt gezogen ist. „Sonst hätten wir einen Tag Aufbau verloren.“ Er und sein Team kümmern sich um die Standplätze, Verkehr, Zäune und Infrastruktur. „Das Wäldchen ist sehr speziell und ganz anders als das Mainufer oder der Festplatz am Ratsweg“, sagt er. „Hier muss man richtig viel anpassen. Wenn es im Frühjahr regnet, sind da plötzlich Äste, die vorher nicht da waren.“ Dann müssen Buden, Stände und Karussells anders stehen als auf dem Plan. „Das ist wie ein Tetris-Spiel. Ich mag Tetris“, sagt der Mann, den jeder Schausteller kennt. Und er sie. „Im Wäldchen ist die Stimmung schon vorher richtig gut. Jeder freut sich, hier zu sein. Das ist ein Frankfurter Ding. Ein Leuchtturmfest.“

Im Wäldche gibt’s nur staubige Schuhe

Klassische Frankfurter Probleme gebe es hier nicht. Die Kooperation mit der Polizei und der Sicherheitsbehörde sei richtig gut und so eingespielt, dass es sicher ist. „Wenn es im Bahnhofsviertel 20 Delikte gibt, gibt es auf der Dippemess einen Schubser in drei Wochen und im Wäldche nur staubige Schuhe. „Wer hier helle Klamotten trägt, ist selber schuld“, sagt Müller lachend. Auch wenn es noch nicht so aussieht, am Freitag zur Eröffnung um 17 Uhr ist alles fertig.

Das Wellenkarussell von Thomas Roie ist schon aufgebaut, die Gondeln schaukeln leicht im Wind. Das Riesenrad steht ebenfalls. Junge Männer waschen und schrubben Gondeln und Boden. „Es muss alles blitzblank sein“, sagen sie. Familie Feuerstein und ihre Mitarbeiter machen Pause bei Spinatnudeln mit Speck. In der vierten Generation sind die Höchster mit Kinderkarussells unterwegs. Die Bulldogge Mogli ist ebenso dabei wie die fünfte Generation im Kinderwagen.

Patrick Hausmann kommt mit 15 Pizzakartons angefahren. „Für die Mitarbeiter und Bühnenbauer“, sagt er. Eine ganze Area bespielt er mit Schwenkgrill, Zeltbühne, Burger, Bier, Erdbeerbowle und Wein. „Ab morgen könnten wir uns theoretisch auch hier etwas machen“, sagt er und schraubt Bohlen zusammen. Fertig ist der Aufbau vom gelben Stand „Die nackte Kartoffel“. Aleksandar Mijalovic (36) und sein Kumpel Philippe Grun (41) sind das erste Mal dabei. Der Maschinenbauer aus Bornheim hat ein Faible für Kartoffeln und Maschinen. „Kunden werden mit eingebunden bei unseren Fries“, verrät er und ist stolz, am Wäldchestag dabei zu sein. „Was Schöneres gibt es für uns nicht.“

Mehr als 100 Fahrgeschäfte, Buden, Kinderkarussells, Musikbühnen, Essen- und Getränkestände sind mit dabei.

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