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Weihnachtsmarkt in Frankfurt: Dieser Elektriker schmückt seit Jahrzehnten den Baum

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Von: Steven Micksch

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Jörg Renneisen neben dem Frankfurter Weihnachtsbaum 2021. Der 52-Jährige übernimmt das Schmücken des Baums.
Jörg Renneisen neben dem Frankfurter Weihnachtsbaum 2021. Der 52-Jährige übernimmt das Schmücken des Baums. © TCF

Jörg Renneisen schmückt seit Jahrzehnten den Frankfurter Weihnachtsbaum. Den Spaß daran hat der 52 Jahre alte Elektromeister bis heute nicht verloren.

Frankfurt – Am Ende, wenn alles vollbracht ist und der Baum bei der Eröffnung des Frankfurter Weihnachtsmarkts eingeschaltet wird, dann genießt auch Jörg Renneisen „seinen Baum“. „Es ist Tradition, dass wir mit der Familie am ersten Wochenende auf den Weihnachtsmarkt gehen und ihn uns anschauen“, sagt der 52 Jahre alte Elektromeister.

Renneisen schmückt seit 1998 die Bäume vor dem Römer. Seine Firma Elektro Katzmann, die er seit 2001 als Geschäftführer leitet, ist für die Stromversorgung auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt zuständig. Renneisen sichert auch die Stromzufuhr bei anderen Großveranstaltungen in der Stadt. Dass dies auch zum Schmücken der Baumes führte, ist gar nicht so abwegig. Ein Großteil des Schmucks sind die Lichterketten. Und wenn man schon mal dabei ist, diese anzubringen …

Weihnachtsbaum in Frankfurt: Arbeit beginnt schon vor dem Fällen

Aber der Reihe nach. Jörg Renneisens Arbeit am Baum beginnt schon weit vor dem Fällen. Zunächst lässt er sich jedes Jahr aufs Neue die Kandidaten für den Frankfurter Weihnachtsbaum zeigen. Der 52-Jährige wägt dann ab, ob der Baum für den Römerberg taugt. Neben rein optischen Kriterien, wie Höhe, Wuchs und Astdicke, geht es auch um den Standort. Ist der Baum mit dem schweren Gerät für den Abtransport auch gut zu erreichen? Der überwiegende Teil der Frankfurter Weihnachtsbäume waren übrigens Fichten. Nur selten wurde auch mal eine Tanne gewählt.

Wenn alles passt und auch Thomas Feda, Geschäftsführer der Frankfurter Tourismus- und Congressgesellschaft, mit dem Baum einverstanden ist, geht die Arbeit weiter. Renneisen ist beim Fällen stets dabei. Für ihn ist das Standardsache und nichts was ihm im Vorfeld schlaflose Nächte bereitet. Anschließend bindet der Elektromeister gut zwei Tage lang die Äste des jeweiligen Baums. „Möglichst so, dass sie nicht abbrechen.“ Dadurch habe man auf dem Römerberg später nicht so viel Arbeit.

Weihnachtsmarkt in Frankfurt: Baum aus Österreich 2020 fast kahl

Wenn der Baum dann in Frankfurt ankommt, wird es noch mal spannend. Wie hat er die Fahrt überstanden? Ist noch alles dran? Oft kommen da Bilder in den Kopf, wie jene 2015, als die stolze Baseler Fichte mit abgebrochener Spitze daherkam. Eine Frankfurter Baustelle hatte den Baum kurzzeitig enthauptet. Oder wie wäre es mit 2020, als die Fichte (oder der Fichterich?) Bertl aus Österreich kam – und an einer Seite fast kahl war. „Das ist ein Gerippe“, sagte Renneisen damals. Doch man wächst ja mit seinen Aufgaben.

Am 4. November kommt also die schöne Fichte Gretel aus dem Spessart auf den Weihnachtsmarkt in Frankfurt. Wenn sie steht (und noch ein paar Äste dran sind), darf sie sich erst mal ein paar Tage erholen. Ihre Äste werden ausgehangen, sagt Fachmann Renneisen dazu. Da kann es auch schon mal sein, dass der 52-Jährige nachhilft und die Äste in Form biegt. Stretching für strapazierte Zweige sozusagen.

Weihnachtsbaum in Frankfurt: Lichterketten und 450 Schleifen werden angebracht

Für mögliche kahle Stellen hat Renneisen noch ein Geheimmittel parat. Vor Jahren hat er Metallringe anfertigen lassen. Quasi Manschetten auf denen Hülsen sind, in die man dann Äste hereinstecken und festschrauben kann. So werden kleine Makel mir nichts, dir nichts effektiv ausgebessert.

Geht alles glatt, können ab dem 9. November dann die ersten Lichterketten an Gretel angebracht werden. Dazu kommen noch etwa 450 Schleifen in Rotmetallic. Sie werden mit Draht befestigt. Die Krönung bildet der Stern auf der Spitze des Baums. Ewig Zeit hat der Maestro dafür aber nicht. „Bis zum 15. November muss ich fertig sein“, verrät er. Dann kommen die Beschicker und bauen ihre Stände auf.

Kritik an Weihnachtsbaum in Frankfurt hat Tradition

Spätestens dann muss sich der Baum den Kritikerinnen und Kritikern stellen. Über den Frankfurter Weihnachtsbaum zu meckern, hat fast schon Tradition in der Stadt. „Hundertprozentig jedem macht man es sowieso nicht recht“, sagt Renneisen, der in Hofheim im Taunus lebt. Schon während des Schmückens komme immer mal wieder jemand vorbei und mosere. Oder lobe den Baum – auch das gibt es. Ärgern tue ihn die Kritik zwar nicht, aber sie lasse ihn auch nicht kalt. „Aber wenn Herr Feda sagt, es ist okay, dann ist er abgenommen.“

Wer Jörg Renneisen richtig einschätzen möchte, muss eigentlich mit anderen über ihn reden. Selbst ist der gebürtige Wiesbadener viel zu bescheiden, um seine Arbeit allzu hoch zu hängen. Wer aber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TCF zuhört, erkennt, wie sehr sie die Arbeit des von ihnen liebevoll als Baumkosmetiker bezeichneten Mannes schätzen. Vielleicht auch ein Grund, warum der 52-Jährige die Aufgabe seit Jahrzehnten wahrnimmt. Definitiv ein Grund ist, dass das Schmücken ihm einfach Spaß macht. „Ich freue mich jedes Jahr darauf.“ Schließlich sei man auch den ganzen Tag an der frischen Luft. Früher, als sein fast 21-jähriger Sohn noch klein war, nahm er ihn beim Schmücken mit auf den Hubwagen. „Das war ein Highlight für ihn, wenn er mit hochfahren konnte.“ Erlebnisse, die auch Jörg Renneisen nicht missen möchte. (Steven Micksch)

Der Weihnachtsmarkt in Frankfurt wird 2021 größer als je zuvor. Das hat auch mit dem Coronavirus zu tun.

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