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Der Goetheturm hat seine Bläser zurück

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Von: Katja Sturm

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Am Goetheturm begrüßten die Bläser des Sachsenhäuser Jagdklubs mit dem traditionellen Neujahrskonzert das Jahr 2023.
Am Goetheturm begrüßten die Bläser des Sachsenhäuser Jagdklubs mit dem traditionellen Neujahrskonzert das Jahr 2023. © Michael Faust

Viele Frankfurter besuchen das erste Post-Covid-Neujahrskonzert des Sachsenhäuser Jagdclubs.

Eberhard Weiss hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen: Obwohl viele Frankfurter zum Jahreswechsel die Silvesternacht zum Tag gemacht hatten, versammelte sich am Sonntagvormittag eine stattliche Zahl unterm jungen Goetheturm im Stadtwald, um dem traditionellen Neujahrsblasen zuzuhören. Auf mehr als 250 Besucher schätzte Weiss, der Bläserobmann des Sachsenhäuser Jagdklubs (SJK), die Menge; sie war damit größer als in den 30 Jahren vor der Corona-bedingten Zwangspause des Konzerts 2020 und 2021.

Auftritt ohne gemeinsame Probe

Waldspaziergänger ebenso wie jene, die mit Fahrrad oder Auto angefahren waren, lauschten eine halbe Stunde lang Melodien wie dem „Jäger aus Kurpfalz“ und den obligatorischen Jagdklängen, die die 13 Musiker ihren Instrumenten entlockten. Eine Frau bekam ihren Wunsch erfüllt, und das nicht eingeplante Signal „Sau tot“ wurde für sie gespielt. Hunde bellten dazu, und der Duft des Glühweins, der trotz der frühlingshaften Temperaturen für zusätzliches Wohlgefühl sorgen sollte, zog über den Platz.

Experten fanden wenige Schwachstellen, die leicht erklärt waren: Das kleine Korps aus sechs SJK-Mitgliedern und Gästen vom Offenbacher Jagdklub St. Hubertus, der Bläsergruppe Ober-Erlenbach und der Bläsergemeinschaft Klein-Auheim hatte in dieser Formation kein einziges Mal miteinander geübt. Allein eine Stellprobe war dem Auftritt vorangegangen. Weiss hatte dabei Tipps mitgegeben: „Hört auf eure Nachbarn!“ Oder „Hört auf, wenn ihr rauskommt“, die anderen würden einen wieder mittragen. „Blasen ist eine Sache des inneren Gefühls“, so der erfahrene Jäger.

Zwischendrin gab Weiss dem Publikum als Moderator Einblicke in das Leben des 250 Mitglieder starken Vereins in den vergangenen drei Jahren, in denen es auch die Jagdbläser nicht leicht hatten. Erst waren ihnen Proben untersagt, „das wurde auch kontrolliert“, betonte der Parforcehornspezialist. Später fand sich in der nahe gelegenen Bergkirche ein großzügiges Domizil für die kälteren Monate. Obwohl es sechs Abgänge im Ensemble gab und dieses sich auf zwölf Bläser reduzierte, habe man „allen Unkenrufen zum Trotz“ überlebt. Die Gemeinschaft sei eines der Erfolgsgeheimnisse, so Weiss, „ohne die geht es nicht“. Aber auch nicht ohne die „Passion“, die viele für ihr Engagement empfänden.

Hauptsponsor für Zaun wird gesucht

Zuletzt häuften sich wieder die Auftrittstermine. Die Bläser spielten 2022 etwa bei der 650-Jahr-Feier des Stadtwaldes in der Fasanerie oder dem Weihnachtsmarkt am Schlosshotel Kronberg, Auch für 2023 seien bereits Projekte angedacht, die laut Weiss aber alle noch nicht spruchreif sind.

Für ein Problem konnten die Jäger noch keine Lösung finden. Ein Auto war vor ein paar Monaten in den Zaun ihres Vereinsheims am Wendelsweg gerast, der Fahrer flüchtete. 5000 Euro soll die Reparatur des aktuell nur notdürftig geflickten Schadens kosten. „Am liebsten wäre es mir, wir würden einen Hauptsponsor dafür finden“, sagt Weiss. Dessen Name könnte in Zukunft an der Begrenzung stehen. Da sich noch niemand dazu bereit erklärte, hat der SJK am ersten Tag des Jahres Spenden gesammelt.

Nicht nur dabei ließen sich Erfolge verbuchen: Noch bevor nach dem Ruf „Zum Essen“ und dem finalen „Auf Wiedersehen“ der Bläser der Umzug ins Klubhaus anstand, in dem Rippchen mit Kraut serviert wurden, hatte ein Trompeter sein Interesse an der Gruppe signalisiert. Weitere Anfragen fürs Mitspielen und Mitgliedschaften sollten folgen.

Musikalische Erfahrungen seien bei den Bläsern nicht vonnöten, betont Weiss. Eine Anfängerin sei innerhalb eines halben Jahres so weit gereift, dass sie alle wichtigen Lieder und Laute mitspielen konnte. Ein professioneller Lehrer unterstützt die Truppe und fördert sie bestmöglich.

Als der letzte Ton verklungen war, bedankten sich viele herzlich bei den Jägern für den stimmungsvollen Jahresanfang. Die Frage, ob es sich lohnen würde, die liebgewonnene Tradition weiterzupflegen, hatte sich da längst beantwortet.

Bläserkorps des SJK

Probenbeginn am 16. Januar, 20 Uhr, Wendelsweg 175. Informationen: sjk-frankfurt.de

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