Der halbe Weg zum Erfolg
Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) treten am 26. März bei der Stichwahl um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters gegeneinander an. Manuela Rottmann, Kandidatin der Grünen, ist ausgeschieden.
Frankfurt -Es ist 19.15 Uhr, als der Oberbürgermeisterkandidat der CDU, Uwe Becker, durch den Hintereingang fast unbemerkt den Römer betritt. Seine Frau Kerstin hält er fest an der Hand. Hinter ihnen laufen Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Frankfurts CDU-Parteichef Nils Kößler. Sie strahlen. Sofort werden sie von Fernsehkameras und Journalisten umringt. Kein Wunder.
Der Kandidat der Christdemokraten Becker erhält bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag in Frankfurt mit 34,5 Prozent die meisten Stimmen, gefolgt von Mike Josef (SPD) mit 24,0 Prozent der Stimmen und Manuela Rottmann (Grüne) mit 21,3 Prozent. Peter Wirth (unabhängig), besser bekannt als der Bahnbabo, kommt auf 5,1 Prozent. Die Kandidatin der Linken, Daniela Mehler-Würzbach, erhält 3,6 Prozent der Stimmen, die Gründerin des Grüne-Soße-Festivals, Maja Wolff (unabhängig), bekommt 2,9 Prozent der Stimmen und der FDP-Kandidat Yanki Pürsün 2,8 Prozent. Damit gehen Becker und Josef am 26. März in die Stichwahl.

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt Uwe Becker und die Freude darüber ist ihm deutlich anzusehen. „Die Frankfurter wollen einen Neuanfang und sie wissen: Den bekommen sie mit Uwe Becker. Ich kann den Stillstand im Römer überwinden.“
Dass er dies kann, daran glaubt auch die ehemalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU). „Ich kenne Uwe Becker, seit er 18 Jahre alt ist. Ich freue mich sehr für ihn“, sagt sie. Nachdem das OB-Büro nun zehn Jahren lang in sozialdemokratischer Hand gewesen sei, wäre es an der Zeit, dass ein Christdemokrat wieder übernimmt. „Das wäre einfach toll.“
Etwas abseits von dem Trubel steht Beckers Frau Kerstin. „Ich bin sehr glücklich und sehr stolz auf meinen Mann. Er hat einen fairen Wahlkampf gemacht“, sagt sie. „Er hat sich so gegeben, wie er ist: menschlich.“
Mike Josef betritt erst um 19.47 Uhr zusammen mit seiner Frau Chrisovalandou den Römer. Jubel brandet auf. Applaus. Die Kameras klicken. „Unser Ziel war es, in die Stichwahl zu kommen. Das ist erstmal ein Riesenerfolg“, sagt Josef in die Fernsehkameras. „Ich habe aber immer daran geglaubt.“
Natürlich hat auch seine Frau immer an ihn geglaubt. „Er würde den Job als Oberbürgermeister gut machen“, ist sie sich sicher. „Wir finden das alles total aufregend.“ Sogar die beiden Kinder hätten mitgefiebert und hätten sich zu Hause die Hochrechnungen anschauen wollen.
„Ein lachendes und weinendes Auge“
Weniger euphorisch äußern sich an dem Abend Mitglieder der Grünen. Immerhin ist ihre Kandidatin nur auf dem dritten Platz gelandet. Von Enttäuschung wollen sie aber dennoch nicht sprechen. „Wenn nur zwei in die Stichwahl kommen, muss einer draußen bleiben“, sagt Rottmann. Sie sei dennoch nicht enttäuscht. Entgegen aller Unkenrufe hätten die Grünen ein ganz gutes Ergebnis erreicht.
Mit 43 502 Stimmen hat Rottmann für die Grünen das beste Ergebnis bei einer OB-Wahl in Frankfurt geholt. „Das ist historisch“, kommentiert Kämmerer Bastian Bergerhoff (Grüne) das Ergebnis. Darauf weist die Stadtverordnete Julia Eberz ebenfalls hin. „Es ist schade, dass wir so knapp verloren haben.“ Der Grünen-Fraktionschef im Römer, Dimitrios Bakakis, nennt das Ergebnis „großartig. „Von daher habe ich heute ein lachendes und ein weinendes Auge.“ Auf eine Empfehlung, für welchen der beiden verbliebenen Kandidaten die Parteimitglieder bei der Stichwahl stimmen sollen, wollten sich die Grünen am Sonntag noch nicht festlegen.
Das gilt auch für die FDP und die Linken. Die Freidemokraten wollen am Montagabend auf einer Kreisvorstandssitzung über das weitere Vorgehen beraten. Die Kandidatin der Linken, Daniela Mehler-Würzbach, sagt nur: „Ich habe natürlich persönliche Sympathien, aber die Entscheidung, ob es eine Wahlempfehlung gibt und für wen, trifft die Kreismitgliederversammlung.“
Der Sieger der Herzen an diesem Abend ist der Bahnbabo. Er sagt: „Die Menschen wollen jemanden mit Bürgernähe. Das bin ich nun mal. Der klare Gewinner aber ist die Demokratie.“ Julia Lorenz