Der Michel zieht die Worscht vom Teller

"Barock am Main" feiert Halbzeit mit großem Erfolg - die Auslastung liegt bei stolzen bei 95 Prozent.
Frankfurt. Eigentlich, so hatte Festival-Leiter Michael Quast noch vor der Premiere reichlich tief gestapelt, gehe es nur darum, am Ende kostendeckend aus der Sache herauszukommen. Jetzt, zur Halbzeit der Freiluft-Saison von "Barock am Main" im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur, liegt die Auslastung bei stolzen 95 Prozent. Das heißt, selbst an Wochentagen wird es schwer, noch zwei freie Plätze nebeneinander zu ergattern. "Das übertrifft all unsere Erwartungen", sagt Quast nun. Denn dass an den großen Erfolg der Zeit vor der Corona-Pandemie angeknüpft werden kann, war längst nicht klar gewesen.
Doch die prachtvoll ausgestattete Barockkomödie "Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort" erweist sich als Renner, den weder Gewittergüsse noch tropische Temperaturen stoppen können - auch wenn Quast die Titelrolle in dicken Wollsocken spielt. "Unsere Kostüme sind im Winter entworfen worden." Das heißt: Die Schauspieler köcheln im eigenen Saft, während das Publikum auf der seitlich offenen Tribüne an den meisten Tagen ein laues Lüftchen genießen kann. "Mit diesem Paukenschlag haben wir gezeigt: Wir sind noch da, bunter und lustiger als zuvor. Jetzt hoffen wir, dass sich die Begeisterung auf unseren Spielzeitbeginn im Großen Hirschgraben überträgt", sagt Quast. Das Herbstprogramm der Volksbühne ist jetzt online unter volksbuehne.net; der Vorverkauf hat begonnen.
Im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur kann sich das Publikum noch bis zum 14. August auf Freiluft-Theater, Frankfurter Gastronomie und barocke Platzmusik freuen. Gespielt wird täglich - außer montags: Von Dienstag bis Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr. Der Zugang zum Gelände wird 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn geöffnet; Tischreservierungen für vorab und in der Pause können beim diesjährigen Gastronom, dem Hofheimer Caterer "Schiller X" unter: barock@schillerX.de angemeldet werden. Eintrittskarten zu 29-38 Euro gibt es noch unter Telefon (0 69) 4 27 26 26 49 oder unter www.barock-am-main.com; Schüler und Studenten zahlen 10 Euro.
Und wer Quast mal ungeschminkt, aber nicht weniger pathetisch erleben möchte, sollte sich jetzt einen Teilnehmerplatz sichern: Der Schauspieler und der Schwanheimer Revierförster Holger Scheel spazieren am Samstag, 13. August, ab 13.30 Uhr mit Wald- und Kulturinteressierten durch den Schwanheimer Wald und zeigen während der etwa dreistündigen Tour an lauschigen Orten, wie tief der Wald in der Seele der Deutschen verwurzelt ist. Das beweisen literarische Texte von Eichendorff, Walser, Mendelssohn und anderen Autoren. Der aktuellen Entwicklung geschuldet wird aber auch - im scharfen Kontrast zum Wald in der Romantik und frei nach dem Motto "Wer hat dich, du schöner Wald..." - die dramatische Situation des Frankfurter Stadtwalds thematisiert. Scheel wird den Teilnehmern zeigen, was er unternimmt, um dem Wald auch in Zukunft eine Chance zu geben, wo es bei Baumarten immer mehr darauf ankommt, dass die lange Trockenheiten überstehen können. Scheel weiß: Klimawandel ist Waldwandel. Wir werden andere Strukturen haben, andere Baumarten."
Für eine Teilnahme an dem literarischen Spaziergang mit Quast und Scheel ist eine Anmeldung bis Freitag, 12. August, unter der Telefonnummer (069) 212-33186 oder per E-Mail an stadtforst@stadt-frankfurt.de erforderlich. Treffpunkt für den Waldspaziergang ist der Parkplatz vorm Schießstand an der Schwanheimer Bahnstraße 115. Diesen erreicht man auch ohne Auto mit der Buslinie 62, Haltestelle Schwanheimer Wald. Der Waldspaziergang ist Teil des ganzjährigen Jubiläumsprogrammes "650 Jahre Frankfurter Stadtwald". Holger Vonhof