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Der Rock’n’Roll ist einfach nicht totzukriegen

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Die Oldiemusik-Clique stößt auf ein gelungenes Konzert an. FOTO: Michael Forst
Die Oldiemusik-Clique stößt auf ein gelungenes Konzert an. © Michael Forst

Oldie-Freunde feiern den Neustart im Schlosskeller mit dem „Hofheimer Musikprojekt“.

Frankfurt -Etwa 70 Musikfreunde steigen am Samstagabend in das Gewölbe des Schlosskellers - und hoffen, dass das Leben nach langer Corona-Starre wieder gut wird. Dazu braucht es nicht viel: die altgediente Liveband „HMP“ aus Hofheim sehen, mit Freunden etwas trinken, die Refrains der Rockklassiker mitsingen, und, wer weiß, vielleicht ein Tänzchen vor der Bühne wagen. Erwartungsfroh sammeln sie sich nach und nach um die urigen Tische aus Fässern und babbeln sich in Stimmung, während der bandeigene Tontechniker Michael Wolf noch die Regler seines Mischpultes justiert. Viele Umarmungen, herzliche Begrüßungen, jede Menge „Weißt Du noch?“.

Um das Fass gleich vor der Bühne haben sich sieben, acht Männer und Frauen formatiert. „Wir sind eingefleischte Oldiefans“, erzählt Karl-Heinz Roos, der auch im Oldie-Club Offenbach selber Konzerte ausrichtet. „Wir haben uns über unsere gemeinsame Leidenschaft für Live-Musik zusammengefunden“, berichtet er. Aus Zeilsheim, Hofheim, Kelkheim, Fischbach und Lorsbach kommt die fröhliche Truppe im Schlosskeller.

Alle hätten sie in der Pandemie gelitten, sagt Roos - unter chronischem Livemusik-Entzug. Umso wichtiger sei nun die Wiedervereinigung im Schlosskeller. Auch die Band passe genau, denn: „Wir sind seit Jahren große Fans von ,HMP’, lieben den ehrlichen, rockigen Sound.“

Bis zu vier Stunden auf der Bühne

Sänger Jürgen Ottermann hat sich wie seine Bandkollegen vor dem Auftritt ins Publikum gemischt - und gibt das Kompliment zurück: „Solche Konzerte sind für uns das Schönste“, erklärt er. „Denn anders als wenn wir etwa auf Sommerfesten spielen, wissen wir hier, dass die Leute nur gekommen sind, um uns zu hören.“

Seit etwa 20 Jahren gibt es „HMP“ - der Name steht für „Hofheimer Musikprojekt“, erdige Livemusik mit Rockklassikern und bis zu vierstündige Konzerte. Mit dem Schlosskeller verbindet die Band der mittlerweile alle um die 75 Jahre alten Musiker nach Ottermanns Worten eine innige Beziehung. „Wir gehören zu den Bands der ersten Stunde, die Norbert Häusser, Holgers Vater, damals in den Schlosskeller holte“, erzählt Ottermann. „Über die Jahre waren wir bestimmt schon 16-mal hier“, schätzt er und fügt hinzu: „Das war vor Corona.“

Ausgebremst von Schicksalsschlägen

Nicht nur die Pandemie allein, auch andere Schicksalsschläge hatten die Oldie-Band zwischenzeitlich ausgebremst: „Wegen meiner Bauchspeicheldrüse war ich vier Monate im Krankenhaus“, erzählt Schlagzeuger Norbert. Und der Bassist hatte einen Schlaganfall; Ein Ersatz, Alois Schwarzer, musste gefunden und eingespielt werden.

Die Zeichen stehen also allenthalben auf Vorfreude - auch bei Holger Häusser, seines Zeichens Betreiber von Schlosscafé und Schlosskeller sowie Wirt des Restaurants „Zum Schwan“ gleich nebenan. „Wir sind happy, dass es wieder losgeht“, sagt er, hinterm „Schwan“-Tresen stehend.

Als die Pandemie-Regeln es wieder zuließen, habe man zwar mit Open-Air-Konzerten auf der Schlossterrasse gute Erfahrungen gemacht. Die ersten Veranstaltungen im Innenraum wie die After-Work-Parties zum Jahresbeginn jedoch liefen nach Häussers Worten eher zäh an. „Die Leute hatten sich nach der langen Pandemie noch nicht so richtig wieder getraut“, vermutet er. Doch seit den Fastnachtstagen spürt er eine Wende. „Die Leute kommen jetzt wieder. Bei der letzten After-Work-Party vor drei Wochen im Schlosskeller haben sie uns die Bude eingerannt.“

Und dann ist das Leben wieder gut

So viele seien es schon wegen des Regenwetters beim HMP-Konzert nicht - obwohl die Band umsonst spiele. Oder besser: „für den Hut“, wie es im Branchenslang heißt: Büchsen gehen herum, in die die Gäste einen Obolus werfen können.

Derweil zählt nebenan im Schlosskeller Drummer Norbert mit den Schlagzeugstöcken den ersten Song ein. Die Gitarristen Bernd Pfeiffer und Uwe Seiffert eröffnen mit satten Akkorden, Jürgen Ottermann greift sich den Mikroständer und wirft sich dynamischer als mancher Dreißigjährige in eine bluesige Version des Beatles-Klassikers „Get Back“. Und schon beim zweiten Song, „Pretty Woman“, tanzen die ersten Besucher der Oldie-Clique vor der Bühne. Das Leben ist wieder gut. Michael Forst

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