Frankfurter Fernbahntunnel: Eine neue Röhre unter der Stadt

Der Chefplaner der Bahn stellt den neuen Fernbahntunnel in Frankfurt vor. 2030 sollen die Bauarbeiten für das Megaprojekt beginnen.
Frankfurt - Der Fernbahntunnel Frankfurt ist unabdingbar. Er ist die Voraussetzung für einen „Deutschlandtakt“, den das Bundesverkehrsministerium anstrebt. Deutschlandtakt, das heißt eine Verbindungsdichte im Fernverkehr wie im Nahverkehr: Alle 30 Minuten geht ein Zug.
Die Planungen für den Fernbahntunnel stellte Gerd-Dietrich Bolte in der Evangelischen Akademie vor. Bolte ist Leiter Infrastrukturprojekte Region Mitte bei der DB Netz AG. Er erläuterte die Notwendigkeit: „Wir hatten 2015 etwa 1100 Züge täglich oberirdisch im Hauptbahnhof. 2020 waren es schon 1200. Für 2030 hatten wir mit 1500 gerechnet, sind jedoch inzwischen schon bei 1800 Verbindungen täglich.“ Unter den 1800 Verbindungen befindet sich laut Bolte der Regionalverkehr aus dem Odenwald und allen anderen Regionen. Der Ausbau des Nahverkehrs in Hessen ist nur möglich mit der Kapazitätserweiterung, die nur der Fernbahntunnel bringen kann.“ Dabei sieht Bolte das Vorbild für den Tunnel nicht im umstrittenen „Stuttgart 21“, sondern im Bahnhof Zürich.
Ausbau des Südbahnhofs in Frankfurt keine Alternative für den Fernbahntunnel
Die Bahn müsse überall in neue Strecken investieren. So entsteht gerade die Strecke Frankfurt-Mannheim. In Frankfurt wird derzeit gerade die Verbindung Hauptbahnhof-Stadion ertüchtigt, einschließlich einer neuen Brücke über den Main. Den Südbahnhof auszubauen, sei keine Alternative zum Fernbahntunnel. Zu viele Häuser müssten abgerissen werden, um dort zwei neue Gleise zu bauen. „Und dann brauchen Sie 25 Minuten, um vom Südbahnhof zum Hauptbahnhof zu gelangen“, so Bolte. Das sei nicht mit dem Deutschlandtakt zu vereinbaren, der kurze Umstiegzeiten erfordert. Es mache auch wenig Sinn, den ICE-Bahnhof am Flughafen auszubauen, denn dann müsse man wieder mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof fahren, um in den Anschluss-ICE zu steigen. Damit beantwortete Bolte eine Frage des Moderators und FAZ-Redakteurs Manfred Köhler.
Neuer Frankfurter Fernbahntunnel: 2030 soll Baubeginn sein
Also kommt der Fernbahntunnel. „Das Bundesverkehrsministerium hat den Startschuss für die Planungen gegeben“, sagte Bolte. Vier Ingenieurbüros wurden mit den Vorplanungen beauftragt. „Wenn diese Planungsergebnisse vorliegen, entscheidet der Bundestag über den Bau des Tunnels“, so Bolte. Die Kosten liegen im Milliardenbereich. Im Idealfall könne 2030 mit dem Bau begonnen werden, 2040 könne der erste Zug im neuen Tiefbahnhof Frankfurt halten.
Schon lange plant die Bahn den Fernbahntunnel und hat zunächst verschiedene Varianten diskutiert: Eine führt vom Hauptbahnhof unterirdisch nach Norden und dann nach Osten, um Anschluss an die nordmainische S-Bahn zu finden. Der Plan wurde verworfen, denn die südmainische S-Bahn wäre nicht angeschlossen. Variante 2 - vom Hauptbahnhof aus nach Osten - sei nicht möglich wegen der tiefen Gründungen der Hochhäuser im Bankenviertel. Der Tunnel müsste in 50 Metern Tiefe verlaufen. Blieb die Variante drei: Im Hauptbahnhof entsteht unter den Gleisen eins bis vier der neue, etwa 470 Meter lange, unterirdische Bahnhof in einer Tiefe von etwa 32 Metern. Er hat vier Bahnsteige. Eine Querpassage soll über die gesamte Breite des Hauptbahnhofs verlaufen mit Rolltreppen und Aufzügen an jedem Bahnsteig.
Neuer Fernbahntunnel in Frankfurt: 8,5 Kilometern lang, 30 bis 40 Meter tief
Die Züge fahren etwa in Höhe der Camberger Brücke in die Röhre. Östlich des Hauptbahnhofs geht der Tunnel wieder nach Süden, um bis etwa zum Osthafen unter dem Main zu verlaufen und sich dort zu verzweigen und Anschluss an die nord- und die südmainische S-Bahn zu finden.
Der Tunnel werde eine Länge von 8,5 Kilometern haben und 30 bis 40 Meter tief verlaufen, unter den bestehenden U-Bahn-Tunneln. Die Röhren weisen einen Durchmesser von elf Metern auf.
Wichtig sei, dass die Planfeststellung möglichst schnell verlaufe, damit der Baubeginn 2030 starten könne. „Wir arbeiten eng mit der Stadt zusammen, mit dem Planungsdezernat und dem Verkehrsdezernat“, so Bolte. (Thomas J. Schmidt)