Der Weg für die Kulturmeile ist frei

Stadt einigt sich mit Fraspa und Helaba: Das Schauspiel könnte an der Neuen Mainzer Straße gebaut werden
In die Diskussion, wo die maroden und stark in die Jahre gekommenen Städtischen Bühnen künftig beheimatet sein sollen, kommt erneut Bewegung - eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Am Mittwoch haben Oberbürgermeister Mike Josef und Kulturdezernentin Ina Hartwig (beide SPD) allerdings mitgeteilt, dass sich die Stadt mit der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nach „intensiven und konstruktiven“ Gesprächen über ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße einigen konnten. Das heißt: Die Umsetzung der sogenannten Kulturmeile rückt - zumindest in einer umgekehrten Variante - ein Stück näher.
Konkret sieht die jetzt unterschriebene Vereinbarung vor, dass die Geldhäuser das Grundstück an der Neuen Mainzer Straße 47-51 der Stadt in Erbpacht überlassen, damit diese dort als Bauherrin das Schauspielhaus neu bauen kann. Bei dem rund 5500 Quadratmeter großen Areal handelt es sich um den südlichen Teil des Geländes, auf dem heute noch das Hauptgebäude der Frankfurter Sparkasse steht. Nach Angaben von Josef und Hartwig könne die Stadt das Grundstück für 199 Jahre pachten. Dafür müsse sie einmalig 35 Millionen Euro zahlen sowie jährlich 1,99 Millionen Euro - zuzüglich zu den bisher geschätzten Gesamtbaukosten für die Städtischen Bühnen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Die Oper würde bei dieser Variante am heutigen Standort - sprich: am Willy-Brandt-Platz - einen Neubau bekommen.
Die Vereinbarung sieht außerdem vor, dass Helaba und Fraspa auf dem nördlichen Teil des Grundstückes, der in ihrem Besitz bleibt, einen Gebäudekomplex mit einem 160 Meter hohen Hochhaus bauen könnten - 30 Meter höher als bisher geplant.
„Es war ein sehr ambitionierter Plan, bis zur Sommerpause ein solches Ergebnis vorzulegen“, sagte der Oberbürgermeister. „Wir wollten keine weitere Zeit verlieren.“ Die Helaba und die Frankfurter Sparkasse hätten gezeigt, dass sie der Kulturmeile wohlwollend gegenüberstünden, die kulturelle Zukunft und Weiterentwicklung Frankfurts unterstützten und verlässliche Partner seien. „Es ist wichtig, noch in diesem Jahr eine gute Standortentscheidung für die Städtischen Bühnen zu ermöglichen“, so Josef. „Dem steht nichts mehr entgegen.“
Kulturdezernentin Hartwig nannte die Einigung „eine einmalige Chance“ für Frankfurt und wies darauf hin, dass nun auf dem Grundstück an der Neuen Mainzer Straße für das Schauspiel „ein architektonischer Solitär“ geschaffen werden könne. Zudem ermöglichten die ausgehandelten, sehr langfristigen Erbpacht-Konditionen der Stadt Frankfurt, in eigener Regie, sprich: als Bauherrin, zu bauen. „Unter den neuen Voraussetzungen halte ich die Kulturmeile für eine vielversprechende und nachhaltige Lösung.“
Hartwig hatte die sogenannte Kulturmeile bereits vor drei Jahren als neue Standortlösung für die Städtischen Bühnen ins Spiel gebracht. Damals war aber noch die Rede davon, dass die Oper an der Neuen Mainzer Straße errichtet wird und das Schauspiel - neu gebaut - am Willy-Brandt-Platz bleibt.
Doch die Verhandlungen mit Fraspa und Helaba gerieten ins Stocken. Zudem stellte man fest, dass weitere Baustellen in der Neuen Mainzer Straße das Projekt zeitlich verzögern würden. Im Februar sprach sich Hartwig dann für die sogenannte Spiegellösung aus - mit der Oper am Willy-Brandt-Platz und dem Schauspiel schräg gegenüber in der Wallanlage.
Stadtparlament muss noch grünes Licht geben
Nun also die Kehrtwende, wobei die Spiegellösung noch nicht ganz vom Tisch ist. Allerdings gibt es bei dieser Variante das Problem, dass noch Baurecht geschaffen und zahlreiche Bäume gefällt werden müssten. Deshalb favorisiert Josef die Idee, das Schauspiel an der Neuen Mainzer Straße zu errichten und die Oper am Willy-Brandt-Platz. „Bei dieser Variante bleiben die Wallanlagen verschont“, sagte er.
Kulturdezernentin Hartwig sieht dies differenzierter. Ihrer Ansicht nach lägen jetzt zwei „sehr gute“ Lösungen auf dem Tisch. Auch ein Neubau der Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz ist noch im Gespräch. Nach der Sommerpause wollen die Fraktionen im Römer die Standortfrage neu bewerten (siehe Text unten). Anschließend muss das Stadtparlament für eine der drei Varianten grünes Licht geben. Erst dann könnte - je nach Beschluss - ein endgültiger Vertrag mit der Frankfurter Sparkasse und der Helaba ausgehandelt werden. Die Absichterklärung hat ein Jahr lang - bis Juli 2024 - Bestand.
Und so kann es noch dauern, bis die ersten Stücke in den neuen Städtischen Bühnen gezeigt werden können. Denn der Abriss des Sparkassen-Hauptgebäudes ist erst für 2027 vorgesehen. Läuft alles glatt, könnte das neue Schauspielhaus dann 2031 fertig sein, soll zunächst allerdings als Interimsspielstätte für die Oper dienen. Das Schauspiel hingegen soll übergangsweise im Bockenheimer Depot unterkommen - bis die neue Oper im Jahr 2037 fertig ist. So zumindest der Plan. Ob er sich realisieren lässt, wird sich zeigen.