„Terrorsperren“ in Frankfurt: So will Stadt für Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt sorgen

Die Nachfrage nach „Terrorsperren“ ist riesig. Frankfurt hat schon längst welche. Beim Weihnachtsmarkt kommen sie nicht zum ersten Mal zum Einsatz.
Frankfurt – Nach langer Diskussion hat die Stadt Frankfurt nun die ersten Betonklötze durch formschönere Terrorsperren ersetzt. Zum Absichern von Festen und Veranstaltungen setzt die städtische Tourismus+Congress GmbH künftig mobile Sperren und Sperrpfosten ein - auch beim Weihnachtsmarkt, der am 27. November beginnt. Aus dem Stadtbild verschwindet der Beton allerdings nicht sofort.
Sicherheit auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt durch „Terrorsperren“
Dabei sind die riesigen grauen Klötze in Form überdimensionaler Legosteine alles andere als Augenweiden. Dass sie gut aussehen, war anfangs auch nicht das Ziel. Die TCF kaufte sie kurzfristig nach den Terroranschlägen von Nizza und Berlin 2015 und 2016, um Veranstaltungen zu schützen. An mehreren, sehr prominenten Stellen wurden die Klötze jedoch auch dauerhaft positioniert: an der Hauptwache, in der Freßgass', am Opernplatz und im Ausgehviertel von Alt-Sachsenhausen.
Jahrelang schoben sich die städtischen Dezernate die Verantwortung für die unschönen Fahrzeugsperren gegenseitig zu, bis es unter dem vorigen Mobilitätsdezernenten Stefan Majer (Grüne) zu einem gemeinsamen Vorgehen kam. So gab die TCF ein Gutachten in Auftrag, wie Veranstaltungen am besten geschützt werden können. Erste Ergebnisse waren beim Paulskirchenfest im Mai zu sehen, als erstmals dezentere Zufahrtsperren und Poller statt der Betonklötze platziert wurden.
Frankfurt setzt auf „Terrorsperren“: Nach NFL-Spielen jetzt auch beim Weihnachtsmarkt
Vorwiegend diese neuen Systeme würden von jetzt an eingesetzt, kündigt TCF-Geschäftsführer Thomas Feda an. Als Nächstes würden sie den Weihnachtsmarkt absichern, zuletzt waren sie zur Absicherung der Fanzone während der NFL-Footballspiele auf der Hauptwache und am Roßmarkt aufgestellt. Allesamt seien die Systeme zertifiziert, erklärt Feda. Beispiel: Die mehrere hundert Kilo schweren, mobilen Poller könnten einen Anschlag per Lkw stoppen: „Beim Überfahren verkantet sich die Fahrzeugsperre unter dem Motorblock.“ Weiterfahrt unmöglich.
Die ausführliche Studie, die ein Dreivierteljahr lang von Sicherheitsingenieuren erstellt wurde, liege seit Kurzem vor. Sie habe aus 40 bis 45 Systemen, die es auf dem Markt gebe, jene vier empfohlen, die für die Veranstaltungen in der Mainmetropole am besten geeignet seien, erläutert Thomas Feda. Die TCF habe damit nun einen standardisierten Katalog vorliegen, welche Sicherheitsmaßnahmen für welche Veranstaltungen nötig seien. Das vereinfache die Arbeit deutlich.
TCF-Chef will „alle Systeme, die er bekommen kann“ – Frankfurt will Sperrsysteme
Feda will von nun an „alle zertifizierten Sperrsysteme, die ich bekommen kann“, einsetzen. Das sei ein Problem, da die Nachfrage riesig sei. Bisher muss sich das städtische Unternehmen die Sperren leihen, einige würden geleast. „Perspektivisch wollen wir Sperrsysteme kaufen“, kündigt der Geschäftsführer an. „Damit sparen wir Geld.“ Die Sicherung mit den dezenteren Sperrsystemen kostet im Vergleich zu Beton das Acht- bis Zehnfache. „Wir sind da aber in der Mache“, sagt Feda. Aktuell habe die TCF die Hersteller um Angebote nachgesucht.
Aufgrund der nicht stets gesicherten Verfügbarkeit von Leih-Sperren bittet der TCF-Chef vorsorglich um Verständnis bei der Bevölkerung: „Es kann sein, dass wir manchmal weiterhin Beton einsetzen müssen.“ Auch bis die stationär aufgestellten Betonklötze aus dem Stadtbild verschwunden sind, wird es noch eine Zeit lang dauern, räumt Ulrike Gaube ein, Referentin von Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Das Dezernat werte nun die Ergebnisse der Studie der TCF aus und könne dann „die stationären Sperren überarbeiten“.
Terrorabwehr rund um den Frankfurter Weihnachtsmarkt: „Ganz neue Möglichkeiten“
Die konkreten Vorschläge der Sicherheitsexperten „eröffnen ganz neue Möglichkeiten“, sagt Gaube. Prüfen will das Dezernat zum Beispiel, ob große Betonelemente in Form riesiger Pflanztröge beispielsweise am Opernplatz die Betonklötze ersetzen könnten. Die Einbauten würden dann nicht mehr wie Fahrzeugsperren wirken, sondern die Platzbegrünung ergänzen. Allerdings müsse erst noch geprüft werden, „ob der Untergrund mit der U-Bahn-Station eine solche Last tragen kann“. Auch müssten Experten sagen, wie genau eine solche Sperre platziert werden müsse, um einen Fahrzeuganschlag am effektivsten zu stoppen.
Auch für die neuen stationären Sperren stelle sich die Frage der Finanzierung, erinnert die Siefert-Referentin. „Preislich ist das nicht vergleichbar mit der bisherigen Lösung.“ Einen Umsetzungstermin vermag sie nicht zu nennen. „Aber wir sind auf Basis des Gutachtens nun viel besser aufgestellt.“