Die Börse war für sie mehr als ein Hobby

Langjährige Leiterin verabschiedet - Café Anschluss sagt Dankeschön
Von ihrem Platz aus hat Vera Hajokova einen guten Überblick über den großen Saal im Café Anschluss des Frankfurter Verbandes in der Hansaallee 150, wo seit langer Zeit wieder zur traditionellen Weihnachtsfeier eingeladen wird. Die Tische sind zu Kaffeetafeln gedeckt, es gibt Stollen und Plätzchen und ein Klavier ist mitten im Raum aufgebaut, auf dem später noch Schüler der Musikschule spielen werden. Doch es ist nicht einfach nur eine Weihnachtsfeier, sondern auch die offizielle Verabschiedung von Vera Hajokova, die bis 2020 ehrenamtlich die „Hobbybörse“ im Café Anschluss geleitet hat - insgesamt 17 Jahre lang. Dass die Verabschiedung nun erst zwei Jahre später erfolgt, ist der Corona-Pandemie geschuldet.
Lob fürs Engagement
„Das war mein Baby, mein Steckenpferd“, erzählt Hajokova und man merkt, dass es ihr sehr nahe geht, dass es nun vorbei damit ist. Der Ausbruch von Corona war letztlich auch der Auslöser für die Entscheidung der heute 83-Jährigen, ihre ehrenamtliche Aufgabe an den Nagel zu hängen. Eine Aufgabe, die sie mit großer Leidenschaft und viele Freude ausgefüllt hat. Peter Gehweiler, der Leiter der Kreativwerkstatt und des Café Anschluss, lobt ihr großes Engagement, für das sie im Jahr 2016 sogar mit der Landesauszeichnung „Gemeinsam Aktiv“ durch das Hessische Sozial-Ministerium gewürdigt wurde. Gehweiler überreicht ihr zum Abschied einen großen Blumenstrauß, der, wie er sagt, nicht das aufwiege, was Vera Hajokova in den 17 Jahren geleistet habe, sondern eine symbolische Geste für ihre Arbeit sei.
Die „Hobbybörse“ ist ein Angebot für Senioren, sich zu treffen und andere Menschen kennenzulernen, mit denen sie zum Beispiel ins Theater, zu Konzerten oder auf gemeinsame Spaziergänge gehen können. Unter der Leitung von Vera Hajokova gab es als Teil hiervon zweimal im Monat offene Treffen im Café Anschluss im Zentrum Dornbusch. „Außerdem haben wir uns einmal im Monat zum Stammtisch getroffen sowie einmal zu einem Spaziergang“, fügt sie hinzu. Zu ihren Aufgaben zählte unter anderem auch zu recherchieren, welche kulturellen Angebote ist gibt. Außerdem hat sie zum Beispiel Besuche zu reduzierten Ticketpreisen zu den Generalproben in der „Komödie“ oder im „Fritz Rémond Theater“ möglich gemacht.
Per Chiffre Partner suchen
Teil des Angebots ist auch eine gleichnamige Informationsbroschüre, durch die die Senioren noch ganz analog per Chiffre-Anzeige kostenlos nach (Hobby)-Partnern suchen können. „Vor Corona erschien diese einmal im Quartal, die nächste Ausgabe ist für Januar geplant“, sagt Gehweiler. Die Kategorien: „Musik, Tanz, Theater und Kultur“, „Sport und Wandern“, „Reisen“ oder „Partnersuche“.
Vera Hajokova erzählt, dass sie 1968 aus ihrer Heimatstadt Prag auf der Flucht vor dem „Prager Frühling“ nach Frankfurt gekommen sei und seitdem hier mit ihrem Mann gelebt habe, der bereits verstorben ist. Durch einen Umzug an den Dornbusch sei sie mit dem Frankfurter Verband und den Angeboten im Café Anschluss Anfang der 2000er Jahre in Berührung gekommen und habe 2003 schließlich die Leitung der Hobby-Börse übernommen. Durch ihre Aufgaben habe sie selbst viele neue Menschen kennengelernt.
Collage aus Porträts
Dass auch Besucherinnen der Weihnachtsfeier das langjährige Engagement von Hajokova würdigen, zeigt sich daran, dass viele an ihrem Tisch vorbeischauen und ihr kleine Geschenke überreichen, wie eine Collage aus fotografischen Porträts mit vielen Menschen, die Hajokova während ihrer Zeit als Leiterin der Hobby-Börse begleitet haben. Mit Inge Hepp wurde nun eine Nachfolgerin gefunden, die die Leitung des Angebotes vor einem Jahr übernommen hat. „Wir sind froh, dass es weitergeht“, sagt Gehweiler. Auch Hepp engagiert sich bereits seit langem im Café Anschluss. Statt zweier offener Treffen, wird aktuell aber nur noch eines im Monat angeboten. „Es ist ein sehr wichtiges Angebot, weil viele über die Hobbybörse Kontakt zu anderen halten“, betont Gehweiler. Alexandra Flieth