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Die Großen des Jazz - noch auf Zelluloid gebannt

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Von: Alexandra Flieth

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Harald Dayot zeigt von heute viele Fotografien von Jazzgrößen und Jazzkonzerten, die er seit den 1960er Jahren gemacht hat. Der 86-Jährige stellt beim Frankfurter Verband in der Bolongarostraße 137 aus.
Harald Dayot zeigt von heute viele Fotografien von Jazzgrößen und Jazzkonzerten, die er seit den 1960er Jahren gemacht hat. Der 86-Jährige stellt beim Frankfurter Verband in der Bolongarostraße 137 aus. © Maik Reuß

Dizzy, Miles und der Duke - Per Anhalter zum Festival

Schon als junger Mann hat Harald Dayot seine Leidenschaft für den Jazz entdeckt. 1961 besuchte er erstmals das Festival „Jazz à Juan“ im südfranzösischen Seebad Juan-Les-Pins, in der Nähe der Stadt Antibes. „Leider war ich bei der Premiere im Jahr davor nicht mit dabei“, bedauert der heute 86-Jährige, der seit 2012 in Nied lebt. „Ich hätte es damals so machen sollen wie ein Kollege von mir, der 1960 einfach nach Südfrankreich getrampt ist“, sagt Dayot, der aus Freiburg stammt. 1961 war er schließlich selbst als Fotograf unterwegs, um Aufnahmen von den Jazzgrößen zu machen, die auf der mehrtägigen Musikveranstaltung auftraten - es sollte nicht sein einziges Festival bleiben.

Natürlich nach Montreux

In einem Zeitraum von rund 40 Jahren besuchte er die namhaftesten Jazzveranstaltungen in Europa, etwa das Montreux Jazz-Festival oder das Nice Jazz-Festival in Nizza und kam so in Kontakt mit international renommierten Musikern wie Dizzy Gillespie (1917-1993), Duke Ellington (1899-1974), Miles Davis (1926-1991) oder Dave Brubeck (1920-2012). Und natürlich blieb er dem „Jazz à Juan“ treu. Eine Auswahl von mehr als 60 seiner Fotografien sind jetzt in der Ausstellung „Jazz is my Life“ in den Räumen des Begegnungszentrums des Frankfurter Verbandes, für voraussichtlich sechs Wochen zu sehen. Heute um 16 Uhr ist die Eröffnung.

„Zum ersten Mal“, wie Dayot erzählt, zeigt er seine Bilder in einer Ausstellung. Bewirkt hat das Klaus Baumgarten, der Leiter der Einrichtung - er war der Meinung, dass so „ein Schatz“ gezeigt werden sollte.

Kennengelernt haben sich Dayot und Baumgarten bei einer Einzelstunde zum Thema „Unterstützung am PC“, einem Angebot speziell für Senioren im „Café Mouseclick“, das zum Begegnungszentrum gehört. „Wir sind ins Gespräch gekommen, und ich habe Fotos der Jazzmusiker gesehen, die er gemacht hat“, sagt Baumgarten. So sei die Idee zur Ausstellung entstanden.

Kamera-Technik aus der DDR

Die noch mit analoger Technik fotografierten Porträts und Konzertmotive geben dem Betrachter einen Einblick in die Geschichte des Jazz und laden zu einer Zeitreise ein. Zunächst aufgenommen wurden sie mit Kamera-Equipment aus der ehemaligen DDR. „Das war zu dieser Zeit gut - und günstiger als die westlichen Modelle“, erinnert sich Dayot. Auch daran, dass er sich das Teleobjektiv über die Familie eines in der DDR tätigen Chirurgen hat besorgen lassen. „Ich bin damals extra nach Berlin gefahren, um es abzuholen.“

Seit gut 50 Jahren wohnt er mit Unterbrechung im Rhein-Main-Gebiet und in Frankfurt, war 30 Jahre lang für den Trifels-Verlag tätig.

In seinem Ruhestand zog es ihn noch einmal in die Ferne, nach Gran Canaria, wo er knapp zehn Jahre lang lebte. Mit der Wohnung in Nied hat er einen Ort gefunden, an dem er das Älterwerden genießen kann - mitten im Grünen. Seine Fotografien befinden sich alle ordentlich einsortiert in einer großen Truhe, die er für das Ausstellungsprojekt nun geöffnet hat, um seine Erinnerungen zu teilen.

Bigband des HR

Nur ein einziges Foto in der Schau stammt nicht von ihm: Darauf abgebildet ist er selbst als junger Mann im Jahr 1966, sonnengebräunt und im weißen Sakko mit dunklem Hemd, gerade im Gespräch mit Duke Ellington und der damaligen Pressebeauftragten des Festivals vor dem Casino von Juan-Les-Pins.

Die jüngste Fotografie der Ausstellung zeigt die Big Band des Hessischen Rundfunks, die Dayot zum Jahreswechsel 1999/2000 bei einem Konzert im Kurhaus in Wiesbaden aufgenommen hat. „Für mich erzählen die Fotografien Geschichten, und das finde ich spannend“, sagt Klaus Baumgarten, der sich freut, dass er diese nun für viele Menschen mit der Ausstellung zugänglich machen kann. Alexandra Flieth

„Jazz Is My Life“

Bis zum 30. April im Begegnungszentrum Höchst, Bolongarostraße 137. Besichtigung nach Vereinbarung unter (0 69) 29 98 07 22 19 montags, dienstags, donnerstags und freitags von 13-15 Uhr.

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