Die Kleingärtner gibt’s seit 100 Jahren

Vorstand hat für diesen Samstag ein Fest mit einer langen Kuchentheke geplant
Zwar mangelt es an historischen Materialien aus der Zeit der Anfänge des Kleingartenvereins (KGV) Bonames vor 100 Jahren, weil vieles über die Jahrzehnte verloren gegangen ist. Doch Vereinsmitglied Reiner Herkner hat sich daran gemacht, das, was er an Informationen finden konnte, zusammenzutragen und zur Jubiläumsfeier auf dem Gelände der Vereinsanlage 1, Im Storchenhain, zu präsentieren. Dorthin nämlich lädt der Vereinsvorstand um seine Vorsitzende Gabriele Avlianos für Samstag, 1. Juli, ab 14 Uhr zur längsten Kuchentafel im Stadtteil und natürlich auch zu einem kleinen Programm ein, zu dem unter anderem ein Imker erwartet wird. In der vergangenen Woche hat sie bereits die Plakate im Stadtteil verteilt und hofft, dass viele den Weg zum Fest finden werden.
„Freie Parzellen gibt es aktuell aber keine mehr“, sagt Avlianos, die seit 2016 die Geschicke des Vereins als Vorsitzende lenkt zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Gerhard Binder, Marianne Pampuch und Gudrun Nobles-Heidt. „Die Nachfrage ist sehr groß, die Warteliste mit derzeit mehr als 130 Anfragen sehr lang“, sagt Avlianos. Im Verhältnis dazu würden nur ein bis drei Pächter jährlich ihre Parzelle aufgeben. Im vergangenen Jahr gab es drei neu zu vergebende Gärten. Die größeren Parzellen würden bevorzugt an Familien mit Kindern abgegeben.
Aktuell habe der Verein 83 Mitglieder, davon auch wenige, die passiv mit dabei sind. „Es ist uns wichtig, dass sich die Vereinsstruktur auf lange Sicht verjüngt“, so die Vereinsvorsitzende. Seit eineinhalb Jahren haben auch Nadine und Roland Kalisch mit ihren zwei Töchtern eine rund 350 Quadratmeter große Gartenparzelle in der Anlage 1 des KGV Bonames. Es summt und die Kinder spielen. Gemeinsam mit Mama Nadine haben sie ein Insektenhotel gebaut, das von den Insekten gut angenommen wird. Bewegung ist im Inneren wahrzunehmen. „Es ist sehr wertvoll, in Frankfurt einen Kleingarten zu besitzen“, betont Kalisch.
Der Wunsch nach einer Kleingartenparzelle sei in den vergangenen Jahren gestiegen, gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie, und ist nach wie vor ungebrochen. „Wir Kleingärtner sind sehr gut durch die Corona-Zeit gekommen, weil wir die Möglichkeit hatten in die Natur zu gehen und uns um unsere Parzellen zu kümmern“, betont Avlianos. Für die Gestaltung und Nutzung der Flächen hielten sie sich an das Bundeskleingartengesetz. So stehe die kleingärtnerische Nutzung im Vordergrund, etwa ein Drittel der Fläche seien Beete zum Anbau, reine Zier- und Nutzgärten seien nicht erlaubt. Auch die Haltung von Tieren nicht.
Drei Anlagen, 78 Parzellen
Der KGV Bonames verfüge heute über drei Anlagen mit insgesamt 78 Parzellen, in den Anfängen seien es einmal vier Anlagen gewesen, erzählt sie weiter. Durch die Erweiterung des Friedhofes habe der Verein Ende der 1980er Jahre die Parzellen einer Anlage aufgeben. Aus Ausgleich hierfür hätten sie von der Stadt neun Parzellen bekommen.
Die Flächen der jeweiligen Kleingartenparzellen bewegten sich in einer Größe zwischen 100 und 400 Quadratmetern. Sie selbst habe ihren Kleingarten seit 15 Jahren in der Anlage 1, die in den Anfängen noch die Anlage 2 gewesen sei. Die heutige Anlage 2 des KGV Bonames befindet sich zwischen dem Kalbach und dem Alten Flugplatz Bonames und die Anlage 3 im Stadtteil Frankfurter Berg.
2018 hatten Vereinsmitglieder schon das Ende des KGV Bonames vor Augen, als sie für die Anlage am Alten Flugplatz von der Mainova eine Wasserrechnung über 130 000 Euro geschickt bekamen. Der Verein habe kurz vor der Insolvenz gestanden, erinnert sich Gabriele Avlianos. Das seien schlaflose Nächte gewesen. Ursache hierfür war damals ein Wasserleck außerhalb des Kleingartengeländes, für den Verein selbst nicht bemerkbar und einsehbar. Am Ende nahm die Mainova aus Kulanz die Forderung zurück und der Verein blieb von der Insolvenz verschont.
Reiner Herkner, der sich zum Jubiläum um die Vereinshistorie kümmert, ist seit fünf Jahren Vereinsmitglied. „Ich habe schon immer einen Kleingarten gewollt, möglich war dies aber erst, als absehbar war, dass ich in den Ruhestand gehe“, erzählt er.
Auch er hat seine Parzelle in der Anlage 1, mitten im Grünen und umgeben von Parkflächen. „Wenn ich in meinem Garten sitze, dann höre ich die Bäume rauschen und die Vögel zwitschern“, beschreibt er.
Er selbst baut auf seiner Parzelle Obst und Gemüse an. „Die Erdbeeren werden gerne gleich an Ort und Stelle von meinen Enkeln gegessen“, sagt er und lacht. Selbstgezogenes Obst und Gemüse schmeckten einfach am besten. Der größte Feind des Gärtners sei aber das Wetter. „Mit dem ist man als Gärtner nur selten einmal zufrieden.“ Alexandra Flieth