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Die Knoblauchkröte und der stinkende Weiher

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Der Weiher im Von-Bernus-Park verschlammt zusehends und kippt im Sommer oft fast über. Er muss saniert werden. FOTO: Ben Kilb
Der Weiher im Von-Bernus-Park verschlammt zusehends und kippt im Sommer oft fast über. Er muss saniert werden. © Kilb

Stadt will Bernus-Tümpel sanieren. Er ist Heimat seltener Amphibien.

Der Von-Bernus-Park in Bockenheim liegt etwas versteckt hinter Mauern und ist über unscheinbare Zugänge von der Schloßstraße, der Werrastraße und durch ein altes Sandsteintor an der Schönhofstraße zu erreichen. Vielen ist die Grünanlage zwar völlig unbekannt. Und dennoch ist der 1,5 Hektar kleine Park doch eine Besonderheit: Nur hier ist in Frankfurt die europaweit streng geschützte und gefährdete Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) heimisch. Für die geplante Sanierung des Parkweihers gilt es das zu berücksichtigen.

Sandflächen zum Eingraben angelegt

Laut Volker Rothenburger von der Unteren Naturschutzbehörde im Umweltamt müssen etwa Laichzeiten berücksichtigt werden, entsprechende Baufahrzeuge und deren Einsatzwege sowie die schonendste Sanierungsvariante abgestimmt werden. Zunächst einmal sei jedoch zu untersuchen, ob die Amphibien tatsächlich in der Grünanlage lebten. Er sieht zwar keinen Grund zur Annahme, dass sie plötzlich verschwunden sind. „Vor elf Jahren sind extra noch externe Sandflächen im Park angelegt worden, in denen sie sich eingraben können“, sagt Rothenburger. Die nachtaktive Froschlurch-Art bevorzugt sandige Böden, dort graben sich die Tiere tagsüber ein.

Den Anstoß für die Sanierung des Weihers hatte der auch für Bockenheim zuständige Ortsbeirat 2 gegeben. Das Stadtteilparlament hatte gefordert, bereits bewilligte Gelder für die Sanierung des Rebstockweihers umzuschichten und stattdessen für die Sanierung des Gewässers im Von-Bernus-Park zu verwenden. Dieser drohe seit Jahren im Sommer wegen Sauerstoffmangels umzukippen. Es sei sinnvoll, die Maßnahme im Von-Bernus-Park vorzuziehen, weil die Arbeiten am Rebstockweiher wegen des bis Ende 2024 laufenden Neubaus des Rebstockbades ohnehin aufgeschoben werden müssten, argumentierte der Ortsbeirat. Das überzeugte den Magistrat. Grünflächenamt und Untere Naturschutzbehörde sollen nun eine Strategie für die Sanierung des Weihers in der kleinen Grünanlage an der Schloßstraße entwickeln.

Laut Rothenburger kann das Vorkommen der Kröten ab diesem Frühjahr zügig bestimmt werden. Ein Blick in den Weiher genügt, um Kaulquappen zu sichten. „Ich habe sie schon einmal in der Hand gehabt, das sind die größten, die es gibt“, sagt er. Weil die Tiere sich in suboptimalen Jahren nicht fortpflanzen und eingraben, müssten aber eventuell Spezialisten ran. „Experten können den Ruf der Arten unterscheiden“, sagt er. Auch die Knoblauchkröte erkennen sie also.

Da die Planungen für die Sanierungsmaßnahmen in einem Frühstadium sind, stehen weder Baustart noch Höhe der Kosten fest. Grundsätzlich sagt Rothenburger aber, dass September und Oktober ein guter Zeitpunkt für die Arbeiten seien. „Da ist der Eingriff in die Gewässerökologie nicht so gravierend.“

Faulschlamm nimmt überhand

Abzustimmen sei, welche Sanierungs-Variante die erfolgversprechendste und nachhaltigste ist, erklärt Rothenburger. Das Grundproblem sei, dass die im Weiher vorhandenen Bakterien wegen Sauerstoffmangels den Faulschlamm nicht mehr abbauen können. Die Folge: Der Weiher verschlammt. Und stinkt. Der Schlamm könne ausgebaggert oder abgesaugt werden. Der Nachteil: Mit dem Schlamm würden auch sämtliche darin vorkommenden Lebewesen entfernt. Deshalb sei es sinnvoll, die Arbeiten in mehreren Bauabschnitten auszuführen - einen Teil des Weihers in einem Jahr, den anderen im darauffolgenden Jahr. Eine zweite mögliche Variante ist laut Rothenburger der Sauerstoffeintrag. Dazu wird ein Rohrsystem verlegt, über das dann Sauerstoff in den Weiher gepumpt wird, so dass die Bakterien wieder besser in der Lage sind, den Faulschlamm abzubauen. Der Nachteil bei allen Sanierungs-Varianten ist laut Rothenburger, dass Fahrzeuge den Park befahren müssen. Fahrtwege seien vorher peinlich genau festzulegen, um die im Boden vergrabenen Kröten zu schützen. Matthias Bittner

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