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OB-Wahl in Frankfurt: Die Kultur ist nur ein Randthema

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Von: Julia Lorenz

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Das Thema Kultur nur bei einigen der 20 Kandidaten, die sich am 5. März bei der OB-Wahl in Frankfurt zur Wahl stellen wollen, Beachtung.

Frankfurt - Mehr als 70 Museen, 30 freie Theatergruppen und gut 20 Bühnen: Frankfurts kulturelles Angebot ist groß - und vielfältig. Doch für die Kulturschaffenden waren die vergangenen drei Jahre extrem schwierig. Kinos, Clubs, Ausstellungshäuser, Bühnen wurden zu Beginn der Corona-Pandemie als erstes geschlossen - und durften als letzte wieder öffnen. Viele Einrichtungen leiden noch heute an den Folgen. Und doch findet das Thema Kultur nur bei einigen der 20 Kandidaten, die sich am 5. März bei der OB-Wahl in Frankfurt zur Wahl stellen wollen, Beachtung.

Manuela Rottmann (Grüne) ist die einzige der drei aussichtsreichen Kandidaten, die sich dem Thema Kultur widmet. Sie bezeichnet Frankfurt in ihrem Wahlprogramm als Kulturstadt, die geprägt von Literatur und Kunst sei. Als Oberbürgermeisterin will sie das Gespräch mit Börsenverein und Buchmesse suchen, wie Stadt und Branche gemeinsam die Marke Buchmesse weiterentwickeln können, als „starke Stimme für die Freiheit und gegen Ausgrenzung“. Sie will zudem die Frankfurter Standorte der Verlage sichern und Frankfurt für weitere Verlagsansiedlungen attraktiver machen, den regelmäßigen Dialog mit Kulturschaffenden suchen, bessere Rahmenbedingungen für die künstlerische Tätigkeit schaffen und die Vision vom Kulturcampus Bockenheim verwirklichen.

Uwe Becker (CDU) noch Mike Josef (SPD) hingegen erwähnen in ihren Wahlprogrammen keine Ideen für Frankfurts Kultur.

OB-Wahl in Frankfurt: „Kultur kein Luxus“

Für Daniela Mehler-Würzbach (Linke) immerhin ist „Kultur kein Luxus“, sondern wichtig für die Demokratie und ein gutes Leben. Ihrer Ansicht nach hätten Kürzungen der Kulturförderung, Schließungen und Privatisierungen von öffentlichen Einrichtungen sowie ein massiver Abbau von Personal die Kultur aber geschwächt, was vor allem in der freien Szene zu prekären Lebensverhältnissen sorgen würde. Sie will der Kultur aber eine sichere Zukunft geben. Und wie? Mit freiem Eintritt in städtische Kultureinrichtungen für alle, einer stärkeren und nachhaltigen Förderung der freien Kulturszene, dem Schutz von Clubkultur sowie dem Ausbau und Schutz von Freiräumen.

Yanki Pürsün (FDP) will als Oberbürgermeister veranlassen, dass öffentliche Zuschüsse auf Eintrittskarten ausweisen, um die Wertschätzung für Kultur- und Freizeitveranstaltungen sichtbar zu machen. Zudem will er Depotbestände in digitalen Museen ausstellen, virtuelle Oper- und Theaterbesuche als zusätzliche Verwertungsmöglichkeiten angehen und Konzepte entwickeln, die das Fundraising durch Sport- und Kulturbetriebe belohnen.

Gerade die Corona-Krise hat die Kulturschaffenden vor große Probleme gestellt. Im November 2020 demonstrierten Mitarbeiter von Museen, Theatern und anderen Kultureinrichtungen in Frankfurt.
Gerade die Corona-Krise hat die Kulturschaffenden vor große Probleme gestellt. Im November 2020 demonstrierten Mitarbeiter von Museen, Theatern und anderen Kultureinrichtungen in Frankfurt. © Michael Schick

Mathias Pfeiffer (BFF) will, dass der „Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne“ erhalten bleibt. Deshalb setzt er sich für den Wiederaufbau des Schauspielhauses von 1902 am Willy-Brandt-Platz ein sowie will für eine zeitgenössische Architektur für den Neubau der Oper an einem anderen Ort eintreten.

OB-Wahl in Frankfurt: „Theater, Musik, Literatur: ohne sie bekämen wir keine Impulse für die Zukunft“

Maja Wolff (parteilos) , die selbst freie Künstlerin ist und als Kabarettistin mit ihrer Kunstfigur Anton Le Goff bekannt wurde, hat - wie sollte es auch anders sein - viele Ideen, wenn es um das Thema Kultur geht. Denn sie ist der Meinung: „Theater, Musik, Literatur: ohne sie bekämen wir keine Impulse für die Zukunft.“ Sie fordert eine finanzielle Unterstützung für die freie Szene, aber auch öffentliche Räume, in denen die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, kulturelle Bildung und die Anleitung zu kreativem und schöpferischem Schaffen für alle Altersgruppen möglich wird.

Die Stadt sei gefordert, neue Formate und Experimente zuzulassen und zu unterstützen. Zudem fordert die Kandidatin Unterstützung für Kulturfeste in den Stadtteilen und auf öffentlichen Plätzen. „Alle regionalen Feste, Straßenfeste, Festivals wie die Sommerwerft - sie alle verdienen mehr Aufmerksamkeit, denn sie schaffen Lebensqualität, Heimatgefühl und künstlerische Gemeinschaft“, heißt es in ihrem Wahlprogramm. Wolff will sich aber auch für die Clubkultur stark machen und fordert, dass die Stelle des Nachtbürgermeisters, „die Schnittstelle zwischen Magistrat und Nachtleben“ - zügig besetzt wird.

Die anderen Kandidaten setzen sich mal mehr, mal weniger mit dem Thema Kultur auseinander. Peter Pawelski (parteilos) aber immerhin schlägt vor, die Finger von einem Millionen Euro teuren Neubau der Städtischen Bühne zu lassen und stattdessen die Theater-Doppelanlage zu sanieren und in ein Gesamtkonzept für eine Neugestaltung des Mainkais zur Fußgängerzone aufgehen zu lassen. Zudem will er einen neuen Fokus auf die Avantgarde und neue Formen der Kunst im Raum, Street-Art, Video- und Musikkunst richten und das „soundfrankfurt“ Festival einmal im Jahr als „Bühne für die Welt“ etabliert.

Der städtische Mitarbeiter Yamòs Camara (Freie Partei Frankfurt) will sich als Oberbürgermeister für mehr kulturelle Aktivitäts- und Bildungs-Angebote für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen einsetzen. Frank Großenbach (Die Basis) schweben da ganz andere Dinge vor. Er will sich dafür einsetzen, dass in Bockenheim endlich die Musikhochschule gebaut wird - mit einer „sehr guten Ersatzbühne“ für Schauspiel und Oper. Denn das sei Voraussetzung, um die neuen Städtischen Bühnen am alten Standort wieder aufzubauen. (Julia Lorenz)

Am 5. März ist es soweit: Frankfurt wählt einen neuen Oberbürgermeister. Zuvor stellen sich die aussichtsreichsten Kandidaten den Fragen bei der FNP-Podiumsdiskussion.

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