Die letzte Ehre für die Grande Armée

208 Jahre alte Gebeine französischer Soldaten auf dem Südfriedhof beerdigt.
Frankfurt -Nun hat auch der 209. Soldat aus dem Jahr 1813/14 seine endgültige Ruhe. Am Mittwoch beerdigte die Stadt Frankfurt auf dem Südfriedhof mit dem französischen Konsulat offiziell den letzten Soldaten der „Grande Armée“ Napoleons.
Angefangen hatte alles 2015 bei Bauarbeiten in Rödelheim, als Einzel- und Massengräber gefunden wurden. Dieser Fund war damals nicht überraschend, da man schon 1979 einzelne Skelett-Teile fand. „Wir entdeckten 35 Graburnen. Diese mussten wir zuerst reinigen und dokumentieren“, sagt Dr. Andrea Hampel, Leiterin des Denkmalamtes. Weil auch zwei Knöpfe mit französischer Schrift gefunden wurden, sei schnell klar gewesen, dass es sich um napoleonische Soldaten handle. Damals waren sie auf dem Rückzug, nachdem die Grande Armée die Schlachten erst in Leipzig und dann in Hanau verloren hatte. Am Nidda-Übergang in Rödelheim kam es nochmals zu kämpfen, viele Soldaten verloren ihr Leben und wurden vor Ort beerdigt. „Anfangs waren es noch Einzelgräber. Später müssen so viele gestorben sein, dass die Einzelgräber zu Massengräbern wurden“, erklärt Hampel.
Knochen wurden untersucht
Nachdem alle 209 gefundenen Soldaten dokumentiert waren, übergab die Stadt die Skelette der Anthropologin Dr. Birgit Großkopf von der Universität in Göttingen. Sie erforscht mit ihren Studenten die genaue Geschichte hinter dem Fund. „Wir haben die Knochen unter anderem auf Alter, Geschlecht, Krankheiten und Verletzungen untersucht.“ Mit dem gestrigen Tag seien die Untersuchungen größtenteils abgeschlossen, da jetzt die Gebeine beerdigt sind. Nur noch DNA-Analysen ohne Knochen seien jetzt möglich. „Ich hatte durch die Arbeiten der Studenten gefühlt jeden Knochen öfters in der Hand“, sagt Großkopf. Sie ist mit drei ihrer Studenten extra für die Trauerfeier aus Göttingen angereist.
Mit etwas Verspätung begrüßt zuerst die Generalkonsulin Frankreichs in Frankfurt, Ilde Gorguet, die Gäste. Unter ihnen sind viele Soldaten der Fremdenlegion, der Bundeswehr und der französischen Armee. Zehn Soldaten mit Gewehren in der Hand stehen rechts vom Rednerpult. „Bei der Hymne, der Beisetzung und der Schweigeminute präsentieren wir als letzte Ehre das Gewehr“, erklärt ein Oberst der französischen Armee. Vor dem Rednerpult steht der Sarg mit den Gebeinen und mit Abstand dahinter weitere deutsche und französische Soldaten ohne Waffe.
Aus dieser Gruppe von mehr als 30 Soldaten stechen Mario von Roesgen und Toni Hofmann heraus. Sie gehören dem historischen Verein Légion de Mayence an und tragen die Uniform der Gande Armée von damals. „Seit 2015 begeistert uns die Zeit. Also gründeten wir den Verein.“
Nach den Reden von Gorguet und Bürgermeister Mike Josef (SPD), in denen beide die Deutsch-Französische-Freundschaft herausstellten, lassen vier Sargträger den Sarg mit braunen Schlaufen in die Erde gleiten.
„Es war wichtig, dass die Soldaten von damals jetzt ihre Ruhe finden können. In einem Museum wäre das nicht gegangen“, sagt Gorguet abschließend. Nikolai Kuhnert
