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Tierbestattung in Frankfurt: Immer mehr Haustierhalter wünschen sich Einäscherung nach dem Tod

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Das Geschäft der Tierbestatter boomt - immer mehr Hunde und Katzen werden eingeäschert. Halter informieren sich meist erst, wenn das Haustier schon tot ist.

Frankfurt - Der Abschied vom geliebten Haustier ist schwer. Zum Verlust des getreuen Gefährten kommt bei vielen die Angst, dass der Kadaver ihres Lieblings in einer Abdeckerei zu Seife verarbeitet wird. Doch diese Sorge sei nicht berechtigt, sagt Dr. Hans-Peter Clieves von der Tierbestattungen „Anubis“ in Frankfurt-Zeilsheim.

Es gebe zwar Seifen, Kerzen oder Schmieröle, für deren Herstellung Teile von Tierkadavern verwendet werden; meist ist es tierisches Fett. Das Tiermehl, zu dem viele Haustier-Kadaver in der „Tierkörperbeseitigungsanlage“ verarbeitet werden, lande aber nicht in solchen Produkten - es wird als Futtermittel verwendet oder darf unter Auflagen als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Auch kein schöner Gedanke - weshalb sich in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Haustierbesitzer gegen die „Tierkörperbeseitigung“ und für die Beerdigung oder Einäscherung ihres Lieblings entschieden haben. „Die Beerdigung ist sehr selten. Der Ofen im Krematorium hingegen läuft rund um die Uhr. Wir überlegen uns sogar, einen Zweiten anzuschaffen“, sagt „Anubis“-Mitarbeiter Clieves.

Immer mehr tote Haustiere werden eingeäschert: Anubis in Frankfurt führt die Seele ins Totenreich

Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung. Er wird vorwiegend als schwarzer Hund, Schakal oder als Mensch mit einem Hundekopf dargestellt. Hunde wurden im alten Ägypten als Führer der Seelen ins Land der Toten angesehen, und Gott Anubis überwachte die richtige Balsamierung eines Leichnams.

In den Räumen der Tierbestattung Anubis an der Hofheimer Straße in Zeilsheim gibt es diesen Ort, an dem man sich von seinem Haustier verabschieden kann. Tierbestatter Hans-Peter Clieves überreicht dann später die Urne - hier eine mit stilisierter Pfote.
In den Räumen der Tierbestattung Anubis an der Hofheimer Straße in Zeilsheim gibt es diesen Ort, an dem man sich von seinem Haustier verabschieden kann. Tierbestatter Hans-Peter Clieves überreicht dann später die Urne - hier eine mit stilisierter Pfote. © Nikolai Kuhnert

Damit die Hunde, Katzen oder andere Tiere eingeäschert werden und nicht in der Tierkörperbeseitigungsanlage landen, müssen die Frauchen oder Herrchen Kontakt mit der Tierbestattung aufnehmen. „99,5 Prozent informieren sich erst ab dem Todestag des Haustieres über das weitere Vorgehen. Es kommt nur sehr selten vor, dass mich jemand kontaktiert, dessen Tier noch lebt“, berichtet Clieves. Dabei hätte es viele Vorteile, wenn sich die Haustierhalter schon vorher über den Tod ihrer Lieblinge informieren.

Trost für den Halter gehört dazu: Seelsorge gehört nach Tod des Haustiers mit dazu für die Bestatter

„Oft ist für sie dann der Trauerprozess einfacher, weil sie die Gewissheit haben. Sie wissen, was passiert und wer sich um das Tier kümmert.“ Wenn der Tierbestatter erst nach dem Tod von Hund oder Katze gerufen werde, dann sei die wichtigste Aufgabe erst einmal die Seelsorge. „Viele sind aufgelöst. Ich spreche dann so lange mit ihnen, wie sie wollen. Ich sage immer, dass ich zwei Aufgaben habe. Die eine ist die Pflicht - und das andere die Kür.“ Pflicht sei, sich um das Tier zu kümmern, die Kür aber das Gespräch mit den Menschen. „Für mich ist das größte Kompliment, wenn ich auch dem Menschen wirklich helfen konnte.“

2010 begann Clieves, als Tierbestatter zu arbeiten. „Das ist mein Job in der Rente. Sonst würde ich nur zu Hause sitzen.“ Zuvor arbeitete der promovierte Physiker als Unternehmensberater. Aber schon immer begleiteten ihn Hunde durch sein Leben; seit 20 Jahren züchtet er selbst. „Auf Tierbestattungen bin ich gekommen, weil ich selbst Stammkunde war“, sagt Clieves. 25 Urnen habe er zu Hause stehen; derzeit leben neun Hunde bei ihm und seiner Frau. Auf die Idee, selbst Tierbestatter zu werden, kam er vor 13 Jahren, als „seine“ Tierbestattung zu schließen drohte. Kurzerhand übernahm er den Laden, der zum bundesweiten Franchise-Unternehmen Anubis gehört. Damals waren die Geschäftsräume in der Nähe von Rüsselsheim. Weil aber die meisten Anfragen aus Frankfurt kamen, suchte er einen neuen Standort - und fand ihn an der Hofheimer Straße in Zeilsheim.

Tierbestattungen in Frankfurt: Halter können bei Einäscherung des toten Haustieres dabei sein

Dann baute er mit zwei Kollegen aus anderen Regionen ein gemeinsames Tierkrematorium in Ludwigshafen. Falls sich die Besitzer ein letztes Mal verabschieden wollen, ist es möglich, dort bei der Einäscherung dabei zu sein. Über eine Kamera können die Trauernden sehen, wie das Tier auf einer Bahre ins Krematorium geschoben wird. Je nach Größe des Körpers dauert die Verbrennung bis zu drei Stunden. Danach bekommen die Tierbesitzer die Asche ihres Lieblings gleich mit. Wenn der Haustierhalter nicht dabei ist, wird ein Termin zur Übergabe vereinbart.

Die Einäscherung kostet zwischen 95 und 350 Euro - das richtet sich nach der Größe und dem Gewicht des Tieres. Die Asche bewahren die meisten in einer Urne auf. „Die Auswahl ist riesig, fünfmal größer als für Menschen, weil es sie auch in unterschiedlichen Formen gibt“, erklärt Clieves. Am wichtigsten sei es aber, dass die Urne eine schöne Erinnerung an das Tier ist, das für nicht wenige den Status eines Familienmitglieds hatte.

Infos gibt es unter www.anubis-rhein-main.de sowie montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr unter der Telefonnummer 069 / 30038980. Das Bereitschaftstelefon ist unter 0151 / 1151 15 45 rund um die Uhr erreichbar. Außerhalb von Frankfurt gibt es ebenfalls Tierkrematorien, wie das „Crempet“ in Usingen im Hochtaunuskreis. (Nikolai Kuhnert)

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