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Die Mainfähre ist vorerst gerettet

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Mal eben die Fähre retten (v.l.): der designierte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne), Fährmann Sven Junghans, Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und Süwag-Vorstand Mike Schuler lehnen an der Reling der „Walter Kolb“.
Mal eben die Fähre retten (v.l.): der designierte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne), Fährmann Sven Junghans, Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und Süwag-Vorstand Mike Schuler lehnen an der Reling der „Walter Kolb“. © Maik Reuß

Sponsor vervierfacht seine Unterstützung für die nächsten zwei Jahre

Gute Nachrichten für die Höchster Mainfähre in ihrem 400. Jubiläumsjahr: Die Zukunft der „Walter Kolb“ ist zumindest für die nächsten zwei Jahre gesichert. Das verkündeten gestern die Stadt Frankfurt, der Sponsor Süwag und der Fährmann Sven Junghans bei einem gemeinsamen Termin vor der Höchster Anlegestelle. Die entscheidende Hilfe in Zeiten gestiegener Betriebskosten kommt dabei vom Energieversorger Süwag. Dieser wird seine jährliche Unterstützung nach Worten von Vorstandsmitglied Mike Schuler nun vervierfachen - eine Summe nannte er jedoch nicht.

Die Stadt wiederum, so erklärten Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und der designierte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert, bleibe bei ihrem bisherigen jährlichen Zuschuss in Höhe von 50 000 Euro, erhöhe den Obolus für die Treibstoffkosten von 15 000 auf 25 000 Euro und zahle anfallende Reparaturen. Das Extra-Geld für den Treibstoff allerdings hatte die Stadt schon im November 2022 zugesichert - nachdem im Oktober 2020 sogar mal die Rede davon gewesen war, dass die Stadt „dauerhaft die Dieselkosten für die Fähre“ übernimmt.

In schwieriges Fahrwasser geraten

Mit dem Einspringen der Süwag ist nun auch die Drohung von Sven Junghans vom Tisch, den Fährbetrieb Ende Mai einzustellen, wenn die Stadt ihren Zuschuss nicht um 25 000 Euro auf 75 000 Euro erhöhe. Als Grund nannte er, die steigenden Kosten nicht mehr stemmen zu können. Fehlende Passagiere in der Pandemie-Zeit und zuletzt die explodierenden Energiekosten hatten seine Fähre in schwieriges Fahrwasser gebracht.

Statt 40 000 bis 60 000 Passagiere pendelten laut dem Kapitän nur noch 7000 bis 8000 Leute pro Jahr zwischen Höchst und Schwanheim. Charter-Abendfahrten fielen weitgehend flach und das 9-Euro-Ticket hatte laut Junghans dafür gesorgt, „dass die Leute plötzlich per Zug das Land entdeckten, meine Fähre aber gemieden haben“. Er sei, bekundete er gestern mehrfach, „heute einfach nur happy“. Dennoch appellierte er an Stadt und Sponsor, auch an einer Perspektive für die Fähre über die nächsten zwei Jahre hinaus zu arbeiten - damit er in zwei Jahren nicht schon wieder SOS funken müsse.

Genau darum ginge es, betonte Mike Josef: „Wir werden die zwei Jahre nutzen, um Gespräche mit Herrn Junghans und der Süwag zu führen, um den Fährbetrieb langfristig zu sichern.“ Dabei wollte er auch nicht ausschließen, dass die Stadt in Zukunft alleine die „Walter Kolb“ unterstützt. Andererseits sei er der Süwag sehr dankbar für ihre Hilfe: „Es ist gut, dass ein privates Unternehmen die Stadt entlastet, so dass wir Gelder für andere Projekte haben.“ Süwag-Vorstand Schuler nannte das Einspringen „eine Herzensangelegenheit: Einen langjährigen Partner und Nachbar lassen wir in einer temporären Notlage nicht allein“. Schließlich liege die Unternehmenszentrale in Sichtweite. Seit zehn Jahren sei man der Mainfähre verbunden. „Daher sehen wir uns hier in der Verantwortung, zu helfen.“

Wirtschaftsprüfer sorgt für Unmut

In die Freude über die Rettung der „Walter Kolb“ mischten sich gestern aber auch kritische Fragen - etwa zum Wirtschaftsprüfer, der im Auftrag der Stadt die Effizienz der an Junghans verpachteten Fähre überprüfen solle. „Es geht hier ja bei der Unterstützung für die Fähre auch um Steuergelder“, erklärte Siefert. Da sei es unumgänglich, dass man den Bedarf überprüfe „und zusammen in die Bücher guckt“. Auch jeder freie Träger im sozialen Bereich müsse nachweisen, dass er die Zuschüsse vernünftig verwende. Das Wort vom Wirtschaftsprüfer wecke allerdings falsche, negative Assoziationen und sei leider „durch schlechte Kommunikation in die Welt gekommen“.

Susanne Serke, Ortsbeirätin für den Frankfurter Westen, dankte ebenfalls der Süwag für die erhöhte Unterstützung. Sie sei allerdings „ein wenig traurig, dass es erst so einen lauten Aufschrei geben musste, bis sich etwas getan hat“. Und sie verlieh den Forderungen der CDU im Ortsbeirat und im Stadtparlament Nachdruck, dass Frankfurt doch den 400. Geburtstag in diesem Jahr angemessen feiern solle - abgesehen vom Höchster Schlossfest, das unter diesem Motto stehen wird.

Diesem Anliegen pflichtete Josef zwar bei, wurde aber nicht konkret: „Das 400-jährige Bestehen kann man auch das ganze Jahr über feiern“, meinte er. Gemeinsam mit der Stadt und dem Ortsbeirat wolle man noch nach Möglichkeiten suchen.

Michael Forst

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