Die „Mainod“ erstrahlt in neuem Glanz

Das frühere Hotelschiff Schlott wurde umgestaltet, um die goldene Zeit wieder auferstehen zu lassen - und bietet wieder die beliebten Tanztees.
Frankfurt -Noch eine Woche vor der Wiedereröffnung war eigentlich nichts wirklich fertig. Überall Staub, Holzreste, fehlende Farbe, Elektrokabel baumelten aus der Decke. Aber man konnte schon erahnen, wie sehr sich der Gastraum verwandelt hat. Diese Verwandlung geht auf die Initiative von Corinna Zürcher, Mitgesellschafterin und Schwester des Geschäftsführers Christian Zürcher, und das Team von „frix3D“ zurück. Sie haben innerhalb von sechs Wochen den Gastraum des früheren Restaurantschiffs „Peter Schlott“, jetzt „Mainod“, mit Bühne und Tanzfläche komplett neugestaltet.
„Eigentlich ist dieses Schiff 1959 um die Tanzfläche herum erbaut worden. Sie war das eigentliche Zentrum des Schiffes“, erklärt Corinna Zürcher. „Um sie drehte sich der Betrieb und ein Großteil des Höchster Lebens. Viele Liebesgeschichten haben hier ihren Ausgangspunkt genommen.“ Fast jede Woche berichte ein Gast, wie er in seiner Jugend auf dem Schiff etwas Besonderes erlebt habe.
Auf dem Schiff den Mann des Lebens getroffen
„Gerade vor einer Woche wieder“, sagt Zürcher, „erzählte mir eine ältere Dame, dass sie auf dieser Tanzfläche vor 50 Jahren zum ersten Mal von dem Mann ihres Lebens zum Tanz aufgefordert wurde, und dass sie deshalb seitdem zu besonderen Anlässen immer wieder bei uns einkehren.“ Sie sei ihm damals buchstäblich in die Arme gestürzt, habe ihr die alte Dame anvertraut - und dabei den ergrauten Mann an ihrer Seite mit verliebtem Blick angeschaut.
All diese Geschichten machten diesen Ort so besonders, sagt Zürcher. „Um diese goldene Zeit wieder auferstehen zu lassen, haben wir als Grundthema für die Neugestaltung die Zwanziger Jahre gewählt. Auf der einen Seite wollten wir die älteren Leute abholen, die dem schwimmenden Restaurant seit Jahrzehnten die Treue halten“, so die Gesellschafterin weiter. „Hier kann aber auch genauso gut ein Punk-Konzert stattfinden“, fügt Ali Brambilla an, einer der Köpfe von „frix3D“, die für die Neugestaltung des Restaurants auf der „Mainod“ engagiert wurden. Die Firma ist seit über 20 Jahren auf ungewöhnliche Raumkonzepte spezialisiert.
Anleihen beim Art Deco
„Als erstes wollten wir den Raststätten-Charakter des Raums aufbrechen, das quadratische Format überwinden. Die Hauptaufgabe war es, die seitlichen Sitzbereiche mit der Bühne und der Tanzfläche in Verbindung zu bringen“, sagt Brambilla. Das geschehe über organisch geschwungene Bögen, die von den Sitzbänken zur mittig liegenden Tanzfläche spannen und „eine ganz neue Architektur“ entstehen lassen. „Außerdem musste die Bühne ein Gesicht, einen Charakter bekommen. Sie bildet jetzt ganz klar wieder das Zentrum des Raumes und steht mit starkem Ausdruck kraftvoll da“, sagt Brambilla. Filigrane Pilaster an den Seiten stärkten das zentrale Bühnenmotiv, das aus dem Art Deco abgeleitet wurde und den Blick auf die Bühnenrückwand ziehen soll.
Die Bühne wird von einer Reihe klassischer Glühbirnen eingerahmt. „Zu diesem Motiv hat uns auch der Tanzfilm ,Burlesque‘ von Regisseur Steve Antin inspiriert“, sagt Brambilla. Über der Tanzfläche schwebt eine blaugrüne Decke, die von einer breiten, vergoldeten Hohlkehle eingerahmt wird. „Wenn ich diese Decke ansehe, komme ich mir vor wie in einem historischen Tanzclub in Havanna“, sagt Martin Böttcher, Corinna Zürchers Lebenspartner und zugleich Architekt. „Auf meinen Baustellen wäre eine so uneben gespachtelte Deckenfläche definitiv ein Mangel“, gibt er schmunzelnd zu, „aber hier wirkt es fantastisch: wie eine sanft bewegte Wasseroberfläche“.
In der Mitte der Decke schwebt eine konkav gewölbte, vergoldete Schale mit einem Strahlenkranz, der entfernt an eine Sonne erinnert. „Das Deckenmotiv mit den Strahlen ist ein Zitat des Festsaals, der 1951 auf dem Vorgänger des heutigen Schiffs eingeweiht wurde“, erklärt Corinna Zürcher.
Zur Eröffnung die Polizei ausgetrickst
Da der Festsaal am 18. Oktober 1951, dem Vortag der Eröffnung, nicht wie geplant fertig geworden war, hatten sich die 15 Zimmerleute der Zimmerei Vosgerau aus Griesheim damals auf eine Nachtschicht eingestellt. Um 23 Uhr erschien plötzlich die Polizei und verbot den nächtlichen Lärm. Nach der beschwichtigenden Zusicherung, man werde mit dem Hämmern aufhören, zogen die Beamten ab. Als sie außer Reichweite waren, gab „Papa Schlott“, der damalige Besitzer des Schiffs, das Kommando: „Die Landebrücke einziehen und weitermachen!“ Die schwimmende Insel konnte nun von niemandem mehr erreicht werden - auch nicht vom Polizeiaufgebot, das bald darauf wieder anrückte, aber nichts mehr gegen die Ruhestörer ausrichten konnte. So sei der Festsaal doch noch rechtzeitig fertig geworden.
So zumindest steht es in der Chronik der Familie Schlott, deren 1927 eröffneter Bootsverleih am Mainufer den Grundstein für die heutige „Mainod“ legte. „Die neue Deckengestaltung ist somit auch eine Hommage an die Geschichte. Wir haben aber auch an anderen Stellen versucht, vorhandene Elemente wieder zum Leben zu erwecken“, umreißt Ali Brambilla den Entwurfsprozess. „Der Schwung der Rückenlehnen der alten Holzstühle korrespondiert jetzt mit den seitlichen Bögen und findet sich in der vergoldeten Hohlkehle wieder.“ „Echt unglaublich“ ergänzt Corinna Zürcher. „Ich fand die Stühle eigentlich eher hässlich und unpassend für das Restaurant. Jetzt wirken sie plötzlich total edel.“
Frankfurter Stadtplanungsamt half mit
Die Neugestaltung sei auch mit der Unterstützung des Stadtplanungsamts Frankfurt möglich geworden, das die Umbaumaßnahmen im Zuge des „Förderprogramms Innenstadt Höchst“ bezuschusst hat, sagt Martin Böttcher. „Unser besonderer Dank gilt Frank Ammon vom Stadtteilbüro Höchst, der uns bei der Antragstellung engagiert unter die Arme gegriffen hat.“
Damit der neue „Festsaal“ seinem Namen auch Ehre macht, startet am Sonntag, 7. Mai, eine neue Veranstaltungsreihe, der „Tanztee“ von und mit DJ Kosmik Kat (Pedo Knopp), ab sofort jeden ersten Sonntag im Monat von 17 bis 21 Uhr. Der Eintritt kostet 5 bis 10 Euro. Das Restaurant auf der „Mainod“ hat mittwochs bis sonntags von 11.30 bis 22 Uhr geöffnet und will auch in Zukunft ein Ort sein, an dem ganz besondere Erinnerungen geschaffen werden.