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Die Müllerin ist jetzt die Chefin

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Von: Judith Dietermann

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Haben in den vergangenen Jahren Team den Bürgerverein Niederursel-Nordweststadt geführt: Uwe Stein und seine Stellvertreterin Karin Kuhn. Die nun in seine Fußstapfen tritt und die neue Vorsitzende des Vereins ist. FOTO:
Haben in den vergangenen Jahren Team den Bürgerverein Niederursel-Nordweststadt geführt: Uwe Stein und seine Stellvertreterin Karin Kuhn. Die nun in seine Fußstapfen tritt und die neue Vorsitzende des Vereins ist. judith dietermann © dietermann

Erstmals übernimmt eine Frau die Leitung des Bürgervereins

Uwe Stein macht Schluss. Nach 14 Jahren gehört er seit diesem Wochenende nicht mehr dem Vorstand des Bürgervereins Niederursel-Nordweststadt an, er hat den Vorsitz abgeben. Eine Entscheidung, die dem 64-Jährigen nicht schwer gefallen und gut überlegt ist. Sehr gut. „Alles hat seine Zeit. Solch ein Ehrenamt ist anstrengend, vor allem wenn man nicht nur eines bekleidet“, sagt Stein, der sich daher in den vergangenen Jahren nach und nach von verschiedenen Posten getrennt hat. Wie dem zweiten Vorsitz des Polizeichors oder auch dem Amt als Stadtbezirksvorstehers. Zudem ist er noch für die SPD Mitglied im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt).

Nachfolge früh geregelt

Weil Uwe Stein kein Mann der unüberlegten Entscheidungen ist, hat er sich frühzeitig um seine Nachfolge gekümmert. Wobei er schnell fündig wurde: bei seiner Stellvertreterin. Karin Kuhn, die Müllerin von Ursella von 2019. „Ich kann mir keine bessere Nachfolgerin vorstellen“, sagt er.

Mit ihrer Wahl am Samstagabend hat sich der Vorstand nicht nur deutlich verjüngt. Kuhn ist auch die erste Frau an der Spitze des Bürgervereins und damit freilich auch die erste Müllerin, die diesen Posten einnimmt. Überlegen, ob sie in Steins Fußstapfen tritt, musste sie nicht lange. Weil sie sich mit Leib und Seele für den Bürgerverein engagiert und Niederursel ihr am Herzen, pardon, in die Wiege gelegt wurde. Ihre Mutter stammt von dort, ebenso wie die Oma und die Urgroßeltern.

Stets schlug ihr Herz für den Stadtteil mit „den Fachwerkhäusern und dem urigen Dorfcharakter“, so dass die 40-Jährige vor einigen Jahren mit ihren zwei Kindern - zwei und zehn Jahre alt - von Kalbach dorthin zog. „Ich liebe es einfach“, sagt sie. Was Uwe Stein auch tut, trotzdem ist er stolz Nordweststädter zu sein. Mit acht Jahren kam er mit seinen Eltern aus der Rhön und ist seitdem im Viertel geblieben. Dem Bürgerverein bleibe er stets verbunden, auch wenn er zugleich darauf verzichtete, künftig einen anderen Posten im Vorstand zu übernehmen. Bewusst. „Ich mache keine halben Sachen. Ganz oder gar nicht ist mein Motto. Ich möchte niemandem mehr reinpfuschen, stehe aber jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, versichert Stein.

Was Karin Kuhn gerne hört. Auch wenn sie bereits viel von ihrem Vorgänger gelernt hat, so „ab und an“, ist sie überzeugt, werde sie sicher auf ihn zukommen. Vor allem wenn es an die Organisation ihrer ersten Kerb am letzten August-Wochenende geht. Drei Tage wird dann wieder in Niederursel gefeiert.

Dass der Vorsitz viel Arbeit mit sich bringt, das hat die junge Mutter bereits gemerkt. Muss sie diese doch mit ihrem Teilzeitjob als Bankkauffrau und der Familie vereinbaren. „Mein Mann unterstützt mich wirklich sehr. Dafür bin ich unglaublich dankbar. So kann ich abends immer noch gut ein paar Stunden für den Bürgerverein arbeiten“, sagt sie.

Junge Menschen begeistern

Weil sie weiß, dass vor allem die alteingesessenen Niederurseler an ihren Traditionen wie dem Kreppel-Cafe oder dem Herings-Essen, aber auch dem Niederurseler Abend hängen. Stattdessen soll das Programm erweitert werden. Um mehr junge Menschen und Familien für den Verein und seine Arbeit zu begeistern. Angefangen hat Karin Kuhn damit bereits im vergangenen Jahr: Gemeinsam wurden Ostereier gesucht, in der Weihnachtszeit Adventskränze gesteckt. Ein Programm, was sich auch im neuen Vorstand wiederspiegelt. „Ältere Menschen, junge, Väter und Mütter sind dabei. Wir decken alles ab“, sagt Kuhn.

Und was macht Uwe Stein mit der neu gewonnenen Freizeit? Schließlich geht er zudem in einem Jahr in Rente. Um die beiden Enkel wird er sich noch intensiver kümmern. Und reisen will er. 14 Tage durch die Bretagne, das ist sein großer Wunsch. Dort möchte er Austern essen und die Landschaft genießen. Zudem hat er den Plan, sich alsbald von seinem fahrbaren Untersatz zu trennen und auf Bus und Bahn umzusteigen. „Mein Sohn glaubt mir nicht, dass ich das schaffe. Ich werde ihn vom Gegenteil überzeugen“, sagt er. Tun kann Stein dies ruhigen Gewissens. Weil er „seinen“ Bürgerverein in guten Händen weiß. „Es wird ein neuer Abschnitt für mich, aber ich freue mich“, sagt er. judith dietermann

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