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Die Niddazwerge stehen auf der Straße

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Sind traurig und frustriert Die Elternbeirätinnen der Niddazwerge Claudia Schildger (l.) mit Mila sowie Ronja Schröder mit Baby Tom und Lola.
Sind traurig und frustriert Die Elternbeirätinnen der Niddazwerge Claudia Schildger (l.) mit Mila sowie Ronja Schröder mit Baby Tom und Lola. © Judith Dietermann

Nach Wasserschaden: Fehlendes Gutachten lässt Kita-Sanierung stocken.

Frankfurt. Obwohl schon bald Ostern ist, grüßen an der großen Fensterfront der Kita Niddazwerge am Industriehof nach wie vor Weihnachts- und Schneemann. Gebastelt wurden sie in der Vorweihnachtszeit von den 30 Kinder zwischen einem und sieben Jahren, die die Einrichtung besuchen. Als sie noch nicht wussten, dass sie ihre Kita schon bald verlassen und für lange Zeit nicht mehr dorthin zurückkehren werden.

Schimmel an den Wänden

Nach mehreren Wasserschäden mit anschließendem Schimmelbefall im Dezember mussten die Räumlichkeiten von einem auf den anderen Tag geräumt werden. „Wir hatten zumindest die Möglichkeit, die Kinder in einer Notunterkunft des Trägers, der BVZ GmbH, unterzubringen“, berichtet Ronja Schröder, Elternbeirätin der U 3-Kinder. Anfang Januar sei die Kita dann in Ausweichquartier in der Schmidtstraße im Gallus ausgelagert worden. „Auch wenn es für uns als Eltern eine große logistische Herausforderung ist, so sind wir doch dankbar, dass wir nicht gänzlich auf der Straße stehen“, sagt die junge Mutter.

Spätestens zu den Sommerferien, hieß es zunächst vom Eigentümer, dem Verein „Hazrat Fatima Moschee“, Eigentümer des Mehrfamilienhauses samt Kita sowie der im Bau befindlichen Moschee nebenan, sollte die Kita saniert und wieder bezugsfertig sein. Doch daran glauben die Eltern derzeit nicht mehr. „Es geht sichtbar nicht voran, zudem sind die Informationen die durchdringen sehr spärlich“ erklärt die zweite Elternbeirätin Claudia Schildger. Was sie meint zeigt ein Blick durch die große Fensterfront: im Boden klafft ein Loch, die Tapete ist teilweise heruntergerissen. Nach laufenden Arbeiten sieht es allerdings nicht aus. Und auch im Innenhof, dem Außenbereich der Kita, scheint es zu stocken. Pflastersteine wurden dort herausgerissen. Mehr bislang nicht.

Beobachtungen, die BVZ-Sprecherin Nasaria Makey bestätigt. „Eine Sanierung der Räumlichkeiten durch den Eigentümer ist bislang nicht erfolgt und auch Kontaktaufnahmen unsererseits blieben ohne Erfolg“, sagt sie. Aufgrund eines „eigens durch den Träger“ beauftragten Gutachtens zur Ermittlung des Gesundheitsrisikos hätten dazu geführt, dass der Betrieb in den Räumen am Industriehof eingestellt werden musste. Für die Räume in der Schmidtstraße sei mittlerweile eine Auslagerungsantrag bis Sommer 2023 beim Stadtschulamt gestellt worden.

Unsichere Zukunft

„Das Mietverhältnis mit dem Eigentümer gestaltet sich für uns als Kita-Träger bereits seit Längerem als schwierig. Für den Betrieb einer Kita ist ein vertrauensvolles und verbindliches Mietverhältnis unverzichtbare Bedingung. Wir sind hier intern in einem Entscheidungsprozess, wie wir in diesem Fall weiter verfahren werden“, beschreibt derweil BVZ-Geschäftsführer Christian Strickstrock hinzu die unsichere Zukunft der Betreuungseinrichtung.

Auch Ünal Kaymakci, Sprecher des Vereins „Hazrat Fatima Moschee“ räumt Kommunikationsschwierigkeiten ein. Die beauftragte Hausverwaltung sei „etwas überfordert“ gewesen, die Kontaktaufnahme mit dem Träger schleppend verlaufen. Daher habe der Verein nachhelfen müssen, erklärt er. Nach wie vor halte man aber an einer Wiedereröffnung der Kita im Sommer fest. Spätestens. „Die Arbeiten selber dauern auch nicht lange. Die beauftragte Fachfirma kann derzeit aber nicht damit loslegen, weil noch ein wichtiges Gutachten fehlt“, erklärt er. Zunächst sei der Schaden - es handle sich um ein klassisches Leck in einem Rohr - in Absprache mit der Versicherung identifiziert worden, dann eben die Fachfirma beauftragt worden.

Nicht nur für die Kinder, die nicht mehr ihre gewohnten Räumlichkeiten besuchen können, sondern auch für die Gemeinde sei der Schaden schmerzhaft. „Uns fehlen die Mieteinnahmen, mit denen wir unsere laufenden Kosten für den Bau der Moschee auf dem Nachbargrundstück decken“, erklärt Kaymakci. Wurde das Gebäude mit 14 Wohnungen und der Kita doch genau aus diesem Grund errichtet. Während der mittlerweile seit mehreren Jahren dauernde Bau der Moschee selber über einen Kredit, 2,7 Millionen Euro, sowie Spendeneinnahmen finanziert werde. Eine Million fehle für die Fertigstellung in einem Jahr soll zumindest das Erdgeschoss bezogen werden könne.

Wie eine große Familie

Ob dann auch die Räume der Kita wieder mit Leben gefüllt sein werden? Daran glaubt Ronja Schröder, die für ihre Tochter Lola mittlerweile „zum Glück“ einen anderen Platz gefunden hat, immer noch nicht. „Der Träger hat uns sogar mitgeteilt, dass die Einrichtung ganz dicht machen muss. 30 Kindern wird damit ihr zweites Zuhause genommen. Die Eltern sind immer noch geschockt“, sagt sie. Wie eine große Familie sei die Einrichtung, sagt Claudia Schildger. Mit tollen Erziehern. „Die Kinder gehen so gerne hier hin. Das darf nicht kaputt gemacht werden“, sagt sie.

Was man gar nicht wolle, betont Ünal Kaymacki. Im Gegenteil. „Wir wollen, dass die Einrichtung Teil des Projektes bleibt“, sagt er. judith dietermann

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