Die Pfadfinder bleiben sich treu

Die "Drei Lilien" hatten ein ungewöhnliches, aber dennoch spannendes Jahr
"Miteinander in der Kette stehn, verbunden im Erinnern, vereint im Weitergehn, nun getrennt und doch zusammen entschlossen in die Zukunft sehn" - mit diesen Zeilen hat der Stammesvorstand - in Person von Sonja und Roland Schwarzfeld - seine Pfadfinder-Schützlinge in die Weihnachtsferien verabschiedet.
Und mit einem Geschenk für jeden einzelnen der Jungpfadfinder, Wölflinge und Rover - so heißen die nach Alter aufgeteilten Pfadfindergruppen. Die kleinen bekamen ein Buch, für die Älteren gab es einen Fledermaus-Detektor als Bausatz. "Das Geschenk ist ein Dankeschön von uns, und es soll den Kindern das Gefühl geben, weiterhin dazuzugehören, trotz aller Schwierigkeiten in diesem Corona-Jahr", sagt Roland Schwarzfeld. Zusammenhalt sei dieses Jahr wichtiger denn je.
Liebgewonnene Aktivitäten fielen aus
Denn die Pfadfinder haben sich weniger gesehen als normalerweise, und vieles Liebgewonnene durfte wegen des Virus nicht stattfinden. Zum Beispiel zuletzt das Adventskränze- und Sternebasteln für den Oberräder Weihnachtsmarkt, eine langjährige Tradition der Drei Lilien. Und auch das Kastaniensammeln für die Wildtiere im Stadtwald fiel diesen Herbst ins Wasser. Die Jurte, die üblicherweise für die Weihnachtsfeier aufgestellt wird, blieb auch eingelagert.
"Das ist zwar schade, aber ich finde, wir haben trotzdem viel Schönes gemacht", sagt Justin Schmitthöfer. "Wir konnten zwar nicht wie geplant nach Irland fahren, aber dafür waren wir in der Schweiz im Sommerlager, das war eine schöne Alternative", erzählt der 17 Jahre alte Pfadfinder. "Dass die Pfingst- und Herbstlager ausfielen, war schade, aber das Sommerlager war umso schöner", bestätigt Lilly Matha (14).
Sommerlager mit kleiner Gruppe
In der Nähe von Bern unternahm die verkleinerte Oberräder Gruppe mit 19 Teilnehmern lange Wanderungen und machte Pfadfinder-Sachen wie Codes lernen, oder eben einen Fledermaus-Detektor einsetzen. "Wir haben Spätzle gekocht", erinnern sie sich. "Das war nicht so einfach", berichten sie lachend.
"Normalerweise sind die Treffen viel größer und internationaler, die Sommerlager sind voller Menschen aus aller Welt", schwärmt Justin. Man lerne Amerikaner, Chinesen und Japaner kennen, die aus ihrem Pfadfinderleben erzählten. Daraus entstünden Brieffreundschaften und manchmal reale Besuche. "Unser Freund aus Hongkong wollte uns eigentlich dieses Jahr besuchen," erzählen die Jugendlichen. Dieses Jahr wurden die Pfadfinderfreunde in aller Welt mit Weihnachtskarten bedacht.
Die üblichen Gruppenstunden mussten dieses Jahr weitgehend ausfallen. Nur in Kleingruppen konnten die Scouts in ihrem Garten am Oberräder Waldrand, dem "Lilienpark", zusammenkommen, Gartenarbeit verrichten und auch mal auf Abstand Marshmallows am Holzstock ins Feuer halten. Dafür wurde ein Hygienekonzept erarbeitet mit Desinfektionsstation und Abstandsregeln.
Weil das Gelände über den Sommer hinweg ziemlich zugewachsen war, gab es im Herbst Gartenarbeit zu machen, Laub zu sammeln und Äste zu schneiden. Auch im Corona-Jahr ist die Natur weitergewachsen. Und einige Pfadfinder konnten mit einem Experten von der Pilzschule Hessen auf Wald-Expedition gehen. "Wir haben einiges über essbare und giftige Pilze gelernt", erzählt Lilly. Die Vierzehnjährige ist gern bei den Pfadfindern, weil sie es liebt, draußen zu sein. "Und weil man hier viele gute Freunde findet", sagt sie. Die Gemeinschaft soll auch im nächsten Jahr erhalten bleiben - dafür werden Sonja und Roland Schwarzfeld Sorge tragen.

