Frankfurt, die Stadt der Straßen und Akademiker

Das Statistikamt vergleicht Frankfurt mit der Metropolregion Rhein-Main und mit anderen Großstädten.
Frankfurt - Überproportional gut gebildete, gut verdienende Einwohner, die auf engem Raum zwischen vielen Straßen zusammenwohnen und vor allem im Dienstleistungssektor arbeiten - das ist eine von vielen Zusammenfassungen, die man aus den 233 Seiten starken „35. Materialien zur Stadtbeobachtung“ ziehen kann, die Statistikdezernentin Eileen O’Sullivan (Volt) gestern vorgestellt hat.
Der Schwerpunkt lag auf dem Vergleich Frankfurts mit der Metropolregion Rhein-Main. Sie reicht vom Landkreis Fulda im Nordosten über Aschaffenburg im Südosten und dem Landkreis Limburg-Weilburg im Nordwesten bis zum Landkreis Alzey-Worms im Südwesten. Damit erstreckt sie sich über drei Bundesländer und ist mit knapp 14 750 Quadratkilometern halb so groß wie Belgien. Zusätzlich haben die Frankfurter Statistiker die Daten aus dem Jahr 2021 mit Daten aus den 15 deutschen und 37 europäischen Großstädten mit den höchsten Einwohnerzahlen verglichen. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Frankfurt im Vergleich: Stadt mit den kleinsten Wohnungen
Alter: Im Vergleich mit der Metropolregion ist Frankfurt jung: Nur 16 Prozent der Einwohner sind über 64 Jahre alt (Platz 1 vor Offenbach mit 17 Prozent), im Vogelsbergkreis, dem Schlusslicht, sind es 25 Prozent. Das gilt auch für den Deutschlandvergleich: Hier liegt Köln mit 18 Prozent Senioren auf Platz 2, am anderen Ende liegt Dresden mit 22 Prozent. Im Europavergleich liegt Frankfurt auf Platz sechs der 13 Metropolen, aus denen Daten vorliegen. Platz 1 geht hier an Amsterdam mit 14 Prozent über-64-Jährigen. Die meisten Senioren leben in Lissabon (24 Prozent).
Wohnen: Ein Flächen- und Bevölkerungsvergleich zeigt: Der Vogelsbergkreis ist sechsmal so groß wie Frankfurt, dort leben aber nur 72 Personen pro Quadratkilometer - in Frankfurt sind es 3058 (gefolgt von Offenbach mit 2925). Und so hat in Frankfurt auch jeder nur 38 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung (vorletzter Platz hinter Offenbach mit 35 Quadratmetern), im Vogelsbergkreis sind es 55 Quadratmeter. „Das verdeutlicht, dass sich Lebensräume und Lebensbedingungen schon im Umkreis weniger Kilometer unterscheiden“, sagte O’Sullivan. Auch im Großstadt-Vergleich ist Frankfurt zusammen mit Stuttgart die Stadt mit den kleinsten Wohnungen. Am meisten Platz haben die Hannoveraner mit 42 Quadratmetern Wohnraum pro Person.
Flächennutzung: Frankfurt ist absoluter Spitzenreiter bei den Verkehrsflächen: 21 Prozent, also ein Fünftel der Frankfurter Gesamtfläche, sind mit Straßen zuasphaltiert. Innerhalb der Metropolregion mit ihrem Durchschnitt von 7 Prozent Straßen ist das keine Überraschung, allein wegen des Flughafens und der Autobahnen. Aber auch im Vergleich zu den anderen deutschen Großstädten sticht Frankfurt heraus: In München sind 17 Prozent der Fläche Straßen (ohne Flughafen), in Berlin (ebenfalls ohne Flughafen) und Stuttgart (fast ohne) 15 Prozent, in Hamburg 12 Prozent - hier sogar inklusive des Flughafens. „Ich glaube, wir haben genug Straßen“, kommentiert Eileen O’Sullivan.
Gehalt in Frankfurt: 4605 Euro Bruttogehalt pro Person
Hochschulbildung: Genau ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Frankfurt hat einen akademischen Abschluss. Noch besser ist nur Darmstadt mit 35 Prozent. Am wenigsten Akademiker arbeiten im Vogelsbergkreis (10 Prozent). Fast genauso divers ist der Großstädtevergleich: Hier liegt Frankfurt auf Platz 3 nach Stuttgart (35 Prozent) und München (39 Prozent), am anderen Ende rangieren Dortmund (19 Prozent) und Duisburg mit 14 Prozent.
Gehalt: Mit einem Median von 4605 Euro Bruttogehalt pro Person steht Frankfurt unangefochten an der Spitze der Gutverdiener-Paradiese in der Metropolregion. Der Median gibt den Wert in der Mitte einer nach Größe geordneten Datenreihe an. Damit bekommen Ausreißer weniger Gewicht. Auf Platz 2 folgt von Darmstadt mit 4564 Euro, am unteren Ende der Skala steht der Landkreis Alzey-Worms (3094 Euro). Deutschlandweit steht Frankfurt auf Platz 3 nach - Sie ahnen es vielleicht - München (4681 Euro) und Stuttgart (4750 Euro). „Wir müssen aber darauf achten, dass sich auch die Menschen beteiligen, die nicht so viel verdienen“, sagt O’Sullivan.
Branchenmix: 90 Prozent der Beschäftigten in Frankfurt arbeiten im Dienstleistungsbereich - so viele wie nirgends sonst. Auf Platz 2 in der Metropolregion liegt Mainz (88 Prozent), Schlusslicht ist der Vogelsbergkreis mit 66 Prozent. Auf Platz 2 im Großstädtevergleich liegt Düsseldorf mit 88 Prozent, hier ist Duisburg mit 75 Prozent Schlusslicht.
Pendler: Bei den Einpendlern sind die Zahlen erwartbar: Anstieg bis 2019, Corona-Pause, nun wieder ein leichter Anstieg von 0,6 Prozentpunkten. Die Zahl derer, die aus Frankfurt hinauspendeln, ist spannender: Auch ihre Zahl nahm zu, dann kam die Corona-Pause - und danach stieg ihr Anteil um ganze 5,9 Prozentpunkte. „Wir müssen uns Gedanken machen, warum sich jetzt so viele Menschen einen Job außerhalb der Stadt suchen“, sagt O’Sullivan. Vielleicht ist es aber gar nicht so dringend: Während die Auspendlerquote im Main-Taunus-Kreis, der eine ähnlich hohe Pendlerquote hat wie Frankfurt, tatsächlich nur um 1,4 Prozentpunkte gestiegen ist, gibt es im strukturell ähnlichen Düsseldorf mit 5,6 Prozentpunkten ebenfalls einen recht deutlichen Anstieg der Auspendlerquote.
Frankfurter sind Müllvermeidungs-Könige der Metropolregion
Gewerbesteuer: Normalerweise lässt Frankfurt bei den Gewerbesteuereinnahmen die gesamte Republik hinter sich. Auch 2021 lag sogar München mit seinen 2119 Euro deutlich hinter Frankfurt mit 2570 Euro Gewerbesteuer pro Einwohner. Tja, wäre da nicht Mainz, wo Biontech seinen Hauptsitz hat. Hier lag die Gewerbesteuereinnahme 2021 bei satten 3172 Euro pro Person.
Müll: Die Frankfurter sind die Müllvermeidungs-Könige der Metropolregion: 380 Kilogramm Haushaltsabfälle produzierten sie 2021 pro Person - Metropolregion-weit waren es 453 Kilogramm, besonders viel Müll produzierten die Bewohner des Landkreises Alzey-Worms (576 Kilogramm). Und auch die übrige Republik kann uns bei der Müllvermeidung nichts vormachen: Nur Dresden liegt noch vor Frankfurt - mit einer Differenz von sieben Kilogramm. (Sarah Bernhard)
Mehr zum Thema: Frankfurt wächst immer weiter, wird aber auch immer älter. In der Innenstadt nimmt die Bevölkerung am stärksten zu, am Dornbusch am geringsten.