Klimawandel und Trockenheit: Stadt muss in Frankfurt immer häufiger Bäume fällen

Klimawandel und Trockenheit gelten als Ursache. Wichtig ist laut Umweltdezernat aber vor allem die Frage, ob die entfernten Bäume ersetzt werden.
Frankfurt - Über gefühlte Wahrheiten wird in letzter Zeit ja immer wieder diskutiert. Hilfe dabei leistet meistens eine Überprüfung der Fakten. Eine gefühlte Wahrheit: In der jüngeren Vergangenheit werden immer häufiger Bäume in Frankfurt gefällt; teilweise mehrmals in der Woche tauchen entsprechende Nachrichten im städtischen Newsletter auf. Die Auskunft von Susanne Schierwater, Sprecherin des Umweltdezernats, dazu: „Der Eindruck täuscht nicht.“
Das jüngste Beispiel, von gestern: sieben Bäume im Rebstockpark, einer in der Schwalbacher Straße. Ein prominentes Beispiel, wenige Tage vorher: Am Nizza am Mainufer musste eine 26 Meter hohe Blutbuche weichen. Bei ihr war Gewebe an den Wurzelanläufen abgestorben, es drohte der Befall mit Pilzen.
Frankfurt: Fällungen sind „letzte mögliche Handlungsoption“
Dass es zuletzt viele Fällungen gab, liege daran, heißt es aus dem Umweltdezernat, dass sie früher nur im Winter stattgefunden haben, mittlerweile aber das ganze Jahr über. Grund sind laut Schierwater die vergangenen Trockenjahre, durch die „viele Bäume absterben, auch Pilze breiten sich aus und haben bei einem geschwächten Baum ein leichtes Spiel“.
Ähnlich äußert sich Lena Berneburg vom Grünflächenamt. Beispiele wie die Blutbuche am Nizza zeigten, „dass der Klimawandel insbesondere bei unseren Stadtbäumen immer drastischere Folgen nach sich zieht“. Selbst Bäume, „die auf den ersten Blick gesund wirken, da sie volle, grüne Kronen haben, können im Inneren von Krankheiten befallen sein , die ihre Standfestigkeit gefährdet“. Und dann seien Fällungen meist „die letzte mögliche Handlungsoption“.
Aber bedeutet „häufiger“ denn auch „mehr“? Konkrete Zahlen für dieses Jahr lägen derzeit noch nicht vor. Dafür aber für die vergangenen Jahre, und da sind unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Lag die Zahl der gefällten Bäume in Grünanlagen und an Straßen 2016 und 2017 noch bei 1504 beziehungsweise 1489, ging sie 2018 auf 895 zurück. Dann aber stieg sie zwei Jahre in Folge, erst auf 2090, dann sogar auf 3296, bevor sie wieder abnahm: 2021 wurden 2186 Bäume gefällt, im vergangenen Jahr 1534.
Dezernant: Es wird überall dort nachgepflanzt, wo es sinnvoll ist
Aus Umwelt- und Naturschutzgründen wichtig sei dabei aber vor allem die Frage, ob die entfernten Bäume ersetzt werden. Auch dafür liegen keine aktuellen Zahlen vor. Generell gelte, so das Dezernat, dass überall dort, wo es sinnvoll ist, nachgepflanzt werde. Für die Blutbuche am Mainufer zum Beispiel soll im November ein Ersatzbaum gepflanzt werden. Nicht immer aber gelinge das, erklärt Lena Berneburg. „Das Haupthindernis für viele Nachpflanzungen ist die Einhaltung von Schutzabständen zu vorhandenen Leitungen und Kanälen im Untergrund“, sagt sie.
Ein Blick ins vergangene Jahr. Da standen den 1534 gefällten Bäumen 1325 Neu- oder Ersatzpflanzungen entgegen; ein Defizit von 209. In den Vorjahren war die Zahl bisweilen wesentlich höher: 1077 im Jahr 2019, 1574 im Jahr 2021 und 2733 im Jahr 2020. Nur 2018, da gab es ein Plus von 1027 Bäumen. (Fabian Böker)
Unwetter in Frankfurt: Die Feuerwehr muss zu 515 Einsätzen ausrücken. Der Südbahnhof steht unter Wasser und am Flughafen fallen mehrere Flüge aus.