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Kaum Neubau in Frankfurt: Die Stadt plant mehr um, als sie neu baut

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Bauen auf dem Acker: Dagegen sträubt sich die Stadtpolitik nicht nur hier bei Nieder-Erlenbach. So fällt die Bilanz in Sachen neuer Bebauungspläne mau aus.
Bauen auf dem Acker: Dagegen sträubt sich die Stadtpolitik nicht nur hier bei Nieder-Erlenbach. So fällt die Bilanz in Sachen neuer Bebauungspläne mau aus. © Christian Christes

Frankfurt unterliegt einem stetigen Wachstum und benötigt neue Bauflächen. Die Bilanz von Dezernent Mike Josef ist in den Details jedoch ernüchternd.

Frankfurt – 16 Bebauungspläne für Wohnen und Gewerbe in Frankfurt hat Planungsdezernent Mike Josef (SPD) in der vorigen Wahlperiode auf die Beine gestellt. Diese Bilanz zog der Stadtrat nach einer Frage des planungspolitischen Sprechers der FDP-Fraktion, Sebastian Papke in der jüngsten Fragestunde der Stadtverordneten. Die Bilanz ist allerdings weniger glänzend, als sie zunächst wirkt.

Womöglich auch deshalb hatte der Liberale daran erinnert, dass die Stadt einem stetigen Wachstum unterliege und Wohnraum gefragt ist, weshalb neue Bauflächen oder Nachverdichtung nötig seien. „Das wichtigste Instrument hierfür ist die Aufstellung oder Überarbeitung von Bebauungsplänen“, erinnert Sebastian Papke.

Der „Intention“ des Fragestellers folgend führt Mike Josef daher 16 Bebauungspläne an, die in den Jahren 2017 bis 2021 „Rechtsverbindlichkeit erlangt“ hätten. Dies geschieht, indem die Stadtverordneten diese neue Bauleitplanung jeweils beschließen. Damit seien rund 226 Hektar neu- beziehungsweise umgeplant worden, erklärt Josef.

Neubau in Frankfurt: Nicht einmal die Hälfte der Projekte sind echte Neuentwicklungen

Sieht man sich die Projekte jedoch im Detail an, sind nicht einmal die Hälfte echte Neuentwicklungen. Gänzlich Neues entsteht in Frankfurt lediglich auf 96,7 Hektar der Flächen:

2017 gibt es grünes Licht für ein 8,8 Hektar-Wohngebiet auf dem früheren Avaya-Gelände an der Kleyer-/Ackermannstraße im Gallus.

2018 folgt die Genehmigung für den Bau der DFB-Fußballakademie in Niederrad und dem neuen Rennbahnpark auf 43,3 Hektar Flächen der früheren Trabrennbahn. Das war übrigens der einzige Bebauungsplan, der in jenem Jahr fertig wurde.

2019 macht die Stadt den Weg frei, damit Am Stockborn 1-7 in der Nordweststadt auf 1,0 Hektar rund 100 Wohnungen gebaut werden können anstelle des asbestverseuchten Fortbildungszentrums, das da bereits seit mehr als zehn Jahren leerstand.

2020 genehmigt die Stadt den Bau von rund 100 Reihenhäusern an der Südspitze Harheims am Urnbergweg auf dem ehemaligen Gelände der Baufirma Weimer, drei Hektar groß. Das Verfahren zog sich seit 2015 hin. Die Häuser sind inzwischen bezogen.

2021 gibt’s Grünes Licht fürs Projekt Oststern : Auf dem ehemaligen Mercedes-Autohaus-Gelände an der Hanauer Landstraße können 700 Wohnungen entstehen. Das 2,9-Hektar-Areal wird zu 70 Prozent für Wohnen, zu 30 Prozent für Gewerbe genutzt.

2021 wird am Nordwestrand von Preungesheim an der Gießener Straße ein klitzekleines Neubaugebiet von 0,6 Hektar Größe genehmigt. Wo bisher Pachtgärten waren, können 30 bis 35 Wohnungen entstehen.

Das größte Wohnungsneubaugebiet seit langer Zeit wird 2021 südlich der Rödelheimer Landstraße in Bockenheim genehmigt. Auf dem 28,9 Hektar großen, Ex-Siemens-Gelände entstehen 2500 Wohnungen bis 2024.

2021 folgt das Okay für den Bau unter anderem von 300 Wohnungen an der Sandelmühle in Heddernheim. Auf dem sieben Hektar großen Gelände befand sich früher das VDO-Werk.

2022 sagen die Stadtverordneten Ja zum Bau von rund 100 Wohnungen auf dem einstigen Gelände der Gärtnerei Friedrich an der Dortelweiler Straße in Bornheim. Das Areal ist 1,2 Hektar groß.

Neubau in Frankfurt: Großer Teil der Bebauungspläne umfasst keine neuen Bauflächen

Der deutlich größere Teil der von Planungsdezernent Mike Josef genannten Bebauungspläne umfasst jedoch keine neuen Bauflächen. Auf insgesamt 129,3 Hektar werden lediglich neue Vorgaben für bestehende oder bereits beplante Flächen gemacht:

2017 werden an der Ferdinand-Porsche-Straße im Industriegebiet Fechenheim auf 52,7 Hektar Vergnügungsstätten und Einzelhandel verboten sowie der Fechenheimer Grünzug abgesichert.

2019 erfolgt eine zweite Änderung von Vorgaben für den Bau des Hochhausensembles Four Frankfurt auf dem ehemaligen Deutsche-Bank-Gelände an der Junghofstraße in der Innenstadt. Das Areal ist 2,9 Hektar groß.

2019 beschließt die Stadt, dass auf dem 5,1 Hektar großen Ex-Telenorma-Areal an der Mainzer Landstraße am Güterplatz nicht nur Büros, sondern ein gemischtes Quartier entstehen kann. Vor allem eines mit Wohnungen ist nun möglich, darunter der Luxuswohnturm Eden, Sozialwohnungen gibt es in der Blockrandbebauung. Im 98-Meter-Hochhaus „The Spin“ wird es ein Hotel und Büroetagen geben.

2019 passt die Stadt die Vorgaben für das schon 2014 genehmigte Bauvorhaben Honselldreieck zwischen EZB und Osthafen an. Statt nur Büros können auf 10,9 Hektar dort nun auch Wohnungen gebaut werden.

2019 wird die Bauleitplanung für das 47,2 Hektar große Gewerbegebiet Gateway Gardens am Flughafen von 2008 angepasst. Eine intensivere Ausnutzung der Grundstücke soll dichteres und höheres Bauen ermöglichen, um mehr Waldfläche zu erhalten.

2021 passt die Stadt die Planung für den 8,9 Hektar großen nördlichen Teil der Rebstockbebauung zwischen A648, Katharinen-Kreisel und Leonardo-Da-Vinci-Allee an. Dort sollten laut Planung von vor 20 Jahren Büros entstehen, doch die Nachfrage dafür fehlte - weshalb nun per Bebauungsplanänderung der Weg frei gemacht wurde, dass vor allem Wohnhäuser gebaut werden können.

2022 zieht die Stadt die Genehmigungen für die umgeplante Bebauung im Nieder Loch nach. Dort an der Mainzer Landstraße am westlichen Ortsrand von Nied, direkt am Main, ist auf 1,9 Hektar Gelände zwischenzeitlich der erste Teil der insgesamt gut 130 Wohnungen entstanden. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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