Straßenbahn soll zurück auf die Frankfurter Hauptwache - Mitten durch das Herz der Stadt

Vielerorts in Frankfurt sollen neue Tramlinien fahren. Das sehen aktuelle Nahverkehrskonzepte vor. Eine neue Straßenbahn durch die Innenstadt soll die Altstadtstrecke entlasten.
Frankfurt – Straßenbahnen in Frankfurt sollen einen großen Teil der erwarteten Zunahme des Verkehrs in den nächsten Jahren stemmen. Mit zwei Konzepten stellt die Politik derzeit dafür die Weichen. In der großen Sammlung an Vorhaben findet sich eines, das die Herzen vieler Frankfurter höher schlagen lassen dürfte: Die Elektrische soll nach bald einem halben Jahrhundert wieder über die Hauptwache fahren.
114 Jahre lang fuhren Straßenbahnen in Frankfurt mitten durch das Herz der Stadt, über die Hauptwache. 1986 war endgültig Schluss damit. Wer per öffentlichem Verkehr an die Hauptwache will, muss seitdem stets in den Untergrund abtauchen und dort eine der sechs U- und acht S-Bahn-Linien nutzen.
Ausbau der Straßenbahn in Frankfurt in drei Schritten
Geht es nach dem neuen Nahverkehrsplan der Stadt Frankfurt, den die Stadtverordneten derzeit beraten und noch beschließen müssen, könnte die Elektrische jedoch ins Herz der Stadt zurückkehren. Dort haben die Planer von Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) eine "Netzergänzung Innenstadt" vorgesehen. Sie soll via Hauptwache führen und die hochfrequentierte Altstadtstrecke entlasten. Auf jener Route via Braubachstraße rollen heute bereits drei Straßenbahnlinien: 11, 12 und 14.
Oesterling sieht den Ausbau des Straßenbahnnetzes in drei Schritten vor. Zunächst soll das Angebot mit dem "Straßenbahnkonzept" bis Mitte des Jahrzehnts weitgehend auf dem vorhandenen Gleisnetz verbessert werden.

Straßenbahnen in Frankfurt: Weitere Projekte sind geplant
Mit neuen Linien, die die Endpunkte des Netzes neu miteinander verknüpfen, soll auf Hauptstrecken nach Frankfurt-Höchst, Oberrad, Fechenheim, in die Bürostadt Niederrad und zur Friedberger Warte mindestens ein 5-Minuten-Takt entstehen. Dafür sind auch einige Bauarbeiten nötig, etwa für eine neue Linie 13 zwischen Industriehof und Heilbronner Straße sowie Wendemöglichkeiten in der Lyoner Straße und an der Friedberger Warte.
Diese Tram-Strecken sind nach 2025 und noch darüber hinaus geplant
In der „Planungsstufe 1“ sind nach 2025 diese Projekte vorgesehen:
- Ringstraßenbahn als Linie 21 vom Stadion über Hauptbahnhof und Markus-Krankenhaus, dann über Neubaustrecke via Dornbusch und Gießener Straße zur Friedberger Warte, von dort über vorhandene Gleise via Nordend und Bornheim Mitte zur Hugo-Junkers-Straße in Fechenheim,
- Linie 11 verlängern über eine neue Strecke von der Zuckschwerdtstraße bis Höchst Bahnhof,
- Linie 12 neu ab Bornheim Mitte zum Ernst-May-Platz (statt zur Hugo-Junkers-Straße) mit neuem Abzweig an der Kreuzung Saalburg-/Wittelsbacherallee,
- Linie 14 neu vom Zoo über Bornheim Mitte zum Prüfling, voraussichtlich mit Bau einer neuen Wendemöglichkeit am Prüfling.
Für die „Planungsstufe 2“ führen die Fachleute im Nahverkehrsplan diese Vorhaben auf:
- Innenstadt: Ergänzungsstrecke vom Willy-Brandt-Platz über Roßmarkt, Hauptwache, Eschenheimer Tor, Bleichstraße zur Konrad-Adenauer-Straße
- Innenstadt–Sachsenhausen: Lückenschluss vom Börneplatz zum Lokalbahnhof über Alte Brücke und Affentorplatz
- Sachsenhausen: Neubau zwischen Lokalbahnhof und Sachsenhäuser Warte für eine neue Linie bis Bad Vilbel (statt Buslinie 30) – falls nicht die A-Strecke der U-Bahn verlängert wird
- Niederrad: Lückenschluss vom Haardtwaldplatz in die Bürostadt über Goldstein- und Lyoner Straße, um Buslinie 79 zu ersetzen
- Niederrad–Sachsenhausen: Lückenschluss zwischen Triftstraße und Stresemannallee/Gartenstraße, um Buslinie 78 zu ersetzen
- Gutleut: Verlängerung der Strecke ab Heilbronner Straße bis Briefzentrum (statt Buslinie 37)
- Rebstock: Verlängerung der Strecke vom Rebstockbad zu Wohngebieten in Rebstock-West
- Bornheim I: neue Strecke für Ringstraßenbahn von Friedberger Warte über Dortelweiler Straße und Prüfling nach Bornheim-Mitte, um das künftige Ernst-May-Viertel besser zu erschließen
- Bornheim II: Verlängerung vom Ernst-May-Platz durch Inheidener Straße zum TG-Sportcenter (statt Buslinie 38)
- Bergen-Enkheim: von Unfallklinik (Abzweig von neuer Strecke nach Bad Vilbel) über Lohrberg nach Bergen, jedoch nur als Prüfung als mögliche Alternative zu einer U-Bahn nach Bergen
- Griesheim: Abzweig von Mainzer Landstraße über Waldschulstraße zum Bahnhof
- Zeilsheim: Verlängerung von Höchst Bahnhof über Jahrhunderthalle bis Zeilsheim
- Fechenheim–Offenbach: Verlängerung von Hugo-Junkers-Straße via Gewerbegebiet, Carl-Ulrich-Brücke und Kaiserstraße bis Hauptbahnhof Offenbach
- Oberrad–Offenbach: Verlängerung von Oberrad bis Kaiserstraße
- Bad Vilbel: Neubau von Bodenweg über Unfallklinik bis Bad Vilbel für neue Linie bis Sachsenhausen (statt Buslinie 30), erster Teilabschnitt gegebenenfalls nur Bodenweg–Unfallklinik
- Neu-Isenburg: Verlängerung der Linie 17 nach Neu-Isenburg bis Dreieich-Sprendlingen. dpg
Als nächsten Schritt sehen die Planer im Nahverkehrsplan in einer "Planungsstufe 1" bis 2030 zahlreiche Erweiterungen vor, die großteils bereits in der Diskussion und sogar Planung sind, allen voran die Ringstraßenbahn. Für die Projekte der "Planungsstufe 2" ließen sich noch keine Linienverläufe angeben, heißt es im Entwurf von Oesterling. Auch nennen die Planer keinen Zeitraum, bis wann die Strecken Realität werden sollten. Teilweise ergeben sich Termine aber aus anderen Projekten. Beispielsweise soll das Ernst-May-Viertel in Bornheim bis 2030 Realität werden. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)