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Die Wiedergeburt des Pudels

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Hier kuschelt Rosemarie Nitribitt noch mit ihrem Pudel. Joe, so sein Name, war wohl der einzige Zeuge des rätselhaften Mordes an der Edelprostituierten. FOTO: Archiv FNP
Hier kuschelt Rosemarie Nitribitt noch mit ihrem Pudel. Joe, so sein Name, war wohl der einzige Zeuge des rätselhaften Mordes an der Edelprostituierten. © Nn

Er gehört wieder zu den beliebtesten Hunderassen in Frankfurt - und bereits in der Vergangenheit gelangten mehrere seiner Frankfurter Artgenossen zu Weltruhm: der Pudel.

Frankfurt -Um die 18 000 Hunde leben offiziell in Frankfurt. Extra für sie gibt es in der Stadt 25 gekennzeichnete Wiesen, auf denen sie auch ohne Leine toben dürfen. Die Aglia Haustierversicherung hat nun die beliebtesten Hunderassen 2022 in Frankfurt ermittelt - und wartet mit einer Überraschung auf: Denn eine Rasse, die jahrelang ein Schattendasein fristete, wird wieder beliebter und hat es jetzt sogar unter die besten Vier geschafft. Es ist die Wiedergeburt eines Vierbeiners, mit dem einige Frankfurter zu Ikonen wurden: der Pudel.

Am berühmtesten wurden wohl die Jacob Sisters mit ihren vier Pudeln. Der erste Auftritt mit ihnen war 1960. Am Ende waren es fünf Pudel-Generationen, die als Markenzeichen der singenden Ulknudeln herhalten mussten. Die letzte Pudel-Dame, Alexa hieß sie, verstarb 2017 an Krebs.

Blütezeit zwischen 1960 und 1975

Zu jener Zeit lag der Pudel in den Frankfurter Beliebtheitslisten weit hinten auf Platz 18 und war damit ziemlich aus der Mode. In seiner Blütezeit hingegen, zwischen 1960 und 1975, galt er geradezu als Mode-Accessoire; ob in Paris, Los Angeles oder eben Frankfurt: Mit dem Pelzmantel führte die wahre oder gewollte Frau von Welt gerne auch einen Pudel spazieren.

Doch wie kommt’s, dass der Pudel nun wiederkommt? Aglia-Sprecher Jakob Wittmann erklärt es sich so: „Die sozialen Medien haben wohl einen Einfluss darauf, dass diese Rasse beliebter wird.“ Vor allem kurze Videos von süßen Szenen könnten ein Grund sein. „Einerseits zeigt sich in Pudeln ein Kindchenschema, was den Fürsorgeinstinkt abdeckt. Andererseits sind Pudel sportlich, schlau und relativ pflegeleicht. So haaren sie beispielsweise nicht“, betont der Sprecher die Vorzüge. Seriöse Untersuchungen darüber, warum welcher Hund gerade angesagt ist und welcher nicht, gebe es aber nicht.

Mord und anderer Teufelskram

Dem eigensinnigen Philosophen Arthur Schopenhauer wären solche Grübeleien wurscht gewesen. Er hatte Pudel, weil er sie liebte - ein Leben lang. Kaum war einer gestorben, holte sich Schopenhauer einen neuen - und verpasste ihm dieselbe Frisur wie dem Vorgänger. Es heißt sogar, dass die Liebe zu seinem Pudel so weit ging, dass sie Einfluss auf die tierfreundliche Ethik des Philosophen hatte.

Apropos Ethik: Auch bei einem der berühmtesten Morde Frankfurts war ein Pudel dabei. Rosemarie Nitribitts Joe war wahrscheinlich der einzige Zeuge des bis heute rätselhaften Mordes an der Edelprostituierten. Drei Tage lang bellte Joe, bis die Polizei am 1. November 1957 die Wohnungstür gewaltsam öffnete.

Auf Platz 1 steht der Mischling

Anders als der Pudel ist die beliebteste Hunderasse keine Überraschung. Sie dominiert schon seit der ersten Datenerhebung von Aglia 2010 die deutschen Ranglisten. Auch 13 Jahre später steht sie in Frankfurt ganz oben: Mischlinge sind die meist gefragten Hunde. Das kommt natürlich auch daher, weil unter einem Mischling jeder Hund verstanden wird, der Eltern verschiedener Rassen hat.

Einer der fröhlichsten Hunde ist auf Platz zwei. Die französische Bulldogge gilt als klug, leicht erziehbar und kinderlieb. Sie bellt selten und hat eine markante Schnauze. Ähnliches gilt für den Labrador auf Platz drei. Auch er gilt als spielfreudig und freundlich, mit einem großen Bedürfnis nach Aktivität. Der sogenannte Labby eignet sich vor allem auch für Leute, die gerne mit ihrem Hund Sport machen.

Frankfurter Dame mit Hündchen

Eine leidenschaftliche Hundeliebhaberin war Journalistin Jutta W. Thomasius, legendär als Reporterin dieser Zeitung und als Dame mit dem Hündchen. Sie hatte 13 verschiedene Hunde - und, modebewusst wie sie war, natürlich auch mal Pudel. Ihre Hunde waren stets dabei, und einer schreib sogar Lokalgeschichte, eine tragische: Ihn verlor die Thomasius bei einem Radrennen und fand ihn nie wieder.

Den wohl berühmtesten Frankfurter Pudel der Welt findet man leicht: in der Weltliteratur. Auch wenn dieser Pudel laut Goethe bekanntlich einen wenig erfreulichen Kern hat.

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