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Weihnachtsmarkt in Frankfurt: „Es ist wie vor Corona“

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Christian Müller und Thomas Feda von der Tourismus und Congress GmbH Frankfurt über den Weihnachtsmarkt, Volksfeste, Corona und Tourismuszahlen.

Frankfurt - Heute beginnt in Frankfurt der Weihnachtsmarkt. Zum ersten Mal ist Christian Müller (51) für die Tourismus und Congress GmbH Frankfurt am Main (TCF) dafür verantwortlich. Redakteur Thomas J. Schmidt hat sich mit ihm und mit dem Geschäftsführer der TCF, Thomas Feda, über aktuelle Themen des Tourismusstandortes unterhalten.

Herr Müller, Sie kennen den Frankfurter Weihnachtsmarkt schon?

Christian Müller: Ja. Ich bin seit 21 Jahren bei der TCF, war Stellvertreter im Team von Kurt Stroscher und kenne daher den Weihnachtsmarkt genau.

Dann sind sie länger bei der TCF als ihr Chef Thomas Feda?

Thomas Feda: Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt und arbeiten gut zusammen. Herr Müller hat schon seit Jahren bei der Organisation des Weihnachtsmarkts in Frankfurt verantwortlich mitgearbeitet.

Unser Weihnachtsmarkt wird heute, Montag, eröffnet?

Feda: Richtig, um 17.10 Uhr beginnt die offizielle Eröffnung mit der Bürgermeisterin auf der Bühne am Römerberg.

Schon im vergangenen Jahr haben Sie mehr Abstand zwischen den Buden einhalten müssen, in diesem Jahr kommt noch das Energiesparen hinzu. Was erwartet uns?

Müller: Wir haben die Beleuchtungszeiten und die Anzahl der Leuchtdioden des Weihnachtsbaumes reduziert. Der Weihnachtsmarkt ist schon seit Jahren energieeffizient. Die Schausteller haben schon aus Eigeninteresse auf energiesparende Beleuchtung gesetzt. In diesem Jahr untersagen wir elektrische Heizungen und Heizstrahler. Wir optimieren, wo es geht.

Wie viele Stände werden wir haben?

Müller: Dieses Jahr etwas mehr als 200 Stände. Wir haben momentan die Herausforderung, dass manche Standbetreiber wegen Krankheit oder Personalmangel abgesagt haben. Es ist viel Dynamik drin.

Es sind noch immer weniger Stände als vor Corona?

Müller: Nein, es ist wie vor Corona. Wir sind mit der Ambition an den Markt herangetreten, die Flächen zu optimieren. Das ist nicht unbedingt sichtbar, aber im Hinblick auf die Standplatz- und Flächengestaltung wirkungsvoll.

Feda: Bis 2009 hatten wir etwa 280 Stände, da war allerdings die Zeil als Veranstaltungsfläche noch dabei.

Müller: Wir haben im Vorjahr erstmals den Roßmarkt erschlossen und festgestellt, dass es eine richtig gute Fläche ist. Sie wurde gut angenommen. Wir integrieren den Weihnachts-Roßmarkt jetzt fest in den Markt. Wir haben deshalb etwa dieselbe Standanzahl wie 2019, aber mehr Platz für die Besucher.

Christian Müller und Thomas Feda von der Tourismus und Congress GmbH (TCF).
Christian Müller und Thomas Feda von der Tourismus und Congress GmbH (TCF). © enrico sauda

Frankfurt: „Die Freude auf den Weihnachtsmarkt ist groß“

Wie sind denn die Betreiber gestimmt, nach der Pandemie, angesichts steigender Preise?

Müller: Dieses Jahr ist gefühlt eine Sensation gewesen. Die Frankfurter hatten Lust, die Feste zu besuchen. Auf der Dippemess im Frühjahr waren wir erstaunt über den hohen Zulauf trotz Pandemie. Das Mainfest und das Museumsuferfest waren auch sehr gut besucht. Wir haben im Herbst mit einem Knick gerechnet, zumal es bei der Herbst-Dippemess viel geregnet hat. Trotzdem hatten die Schausteller ähnliche Einnahmen wie 2019.

Aber die Kosten sind gewachsen?

Müller: Ja, das spürt man. Die Schausteller haben Bedenken, die Preise an die Kundschaft weiterzugeben. Eine Balance zu finden, ist schwierig. Aber die Freude auf den Weihnachtsmarkt ist groß.

Feda: Wir mussten die Standmieten punktuell etwas erhöhen. Ursächlich sind höhere Kosten für Energie, Infrastruktur, Logistik und Sicherheit.

Kann man sagen, wie viel das ist?

Müller: Wir bewegen uns bei der Erhöhung der Standmieten um die zehn bis fünfzehn Prozent. Aber wir hatten viele Jahre lang die Steigerungen der Kosten nur sehr moderat weitergegeben.

Feda: Deutschlandweit sind wir im Vergleich zu den anderen großen Weihnachtsmärkten eher im Mittelfeld bei den Standmieten.

Gibt es denn Höhepunkte von den Ständen her?

Müller: Wir sind froh, dass wir eine Vielfalt an Ständen haben. Auf dem Roßmarkt wurde erstmalig eine große Weihnachtspyramide aufgebaut. Es gibt Karussells auf der Hauptwache, Paulsplatz, Roßmarkt und dem Römerberg. Nicht zu vergessen, unser sehr schöner Weihnachtsbaum Manni.

Feda: Die Besucher, die schon einmal da waren, suchen oft gezielt die Stände auf, wo sie im Vorjahr gut gegessen, getrunken oder eingekauft haben. Wir lassen die Stände im Großen und Ganzen da, wo sie gewesen sind.

Dann kommen wir jetzt zu einem anderen Thema. Die Zahl der Touristen steigt wieder in Frankfurt?

Feda: Zwischen Mai und September haben wir uns wieder nahezu auf Vorkrisenniveau bewegt. Mal sehen, ob sich das fortsetzt. Primär boomt der deutsche Markt. Aus den europäischen Märkten haben wir wieder starken Zulauf. Viele Touristen aus Asien fehlen leider noch. Dabei spielt der Weihnachtsmarkt als Reisemotiv eine große Rolle. Er ist mit ca. zwei Millionen Besuchern ein wichtiger Wirtschafts- und Imagefaktor für die Stadt, insbesondere für den Einzelhandel.

Dabei ist der Weihnachtsmarkt nur eines von vielen Festen. Gibt es zu viele Feste?

Müller: Einige Veranstaltungen sind Jahrhunderte alt. Frankfurt gilt als Stadt der Feste. Solange diese nachgefragt werden, stimmt zumindest das Angebot.

Zu den Personen

Die Chefs des Weihnachtsmarktes: Thomas Feda (55) und Christian Müller (51). „Wir arbeiten eng zusammen“, sagt Feda. Seit 2007 führt er die städtische Tourismus und Congress GmbH (TCF). Dazu zählen neben dem Stadtmarketing eben auch die Volksfeste. Dafür ist seit einigen Monaten Müller verantwortlich. Er ist der Nachfolger von Kurt Stroscher in dieser Funktion. Müller war als Strippenzieher im Hintergrund schon seit Jahren bei der Organisation von Volksfesten in Funktion. Jetzt muss er die neue Rolle im Rampenlicht finden, als Ansprechpartner für Anfragen rund um die Feste. „Ich kenne die Aussteller und ihre Probleme und Nöte“, sagt Müller.

Jetzt gibt es eine Diskussion darüber, ob der Festplatz auf den Rebstock gelegt werden soll. Können Sie dazu etwas sagen?

Feda: Natürlich ist es für uns als städtischer Veranstalter wichtig, dass wir einen Festplatz haben, den wir ganzjährig nutzen können, wie bisher am Ratsweg.

Müller: Seit dem 14. Jahrhundert gibt es die Dippemess. Wenn wir den Ratsweg verlieren, ohne adäquaten Ersatz, müssten wir diese Tradition womöglich beenden.

Feda: Der Ratsweg hat ca. 40 000 Quadratmeter. Das ist eher ein kleiner Festplatz. Perspektivisch bräuchten wir mindestens 50 000 Quadratmeter, mit Wasser- und Stromanschluss und teilweise einen festen Untergrund. Und wir können uns nicht immer mit der Messe abstimmen.

Müller: 50 000 Quadratmeter sind schon sehr bescheiden.

Feda: 85 Tage brauchen wir alleine, um die beiden Dippemessen im Frühjahr und Herbst auf- und abzubauen und durchzuführen. Auf unserem Festplatz ist 250 Tage lang jährlich etwas los. Und die Messe braucht nach eigener Aussage das Rebstockgelände auch an 250 Tagen.

Müller: Eine Großstadt braucht einen Festplatz, um bestimmte Veranstaltungen durchführen zu können.

Weihnachtsmarkt in Frankfurt: „Der Erfolg gibt uns Recht“

Sind Sie zufrieden, wie die Stadt sich entwickelt im Hinblick auf Tourismus, Hotels, etc.?

Feda: Wir haben die Entwicklung dahingehend im Zeitraum von 2010 bis 2019 untersuchen lassen und waren eine der Top-Städte in Europa. In dieser Zeit haben sich die Gäste- und Übernachtungszahlen in Frankfurt verdoppelt. Der Städtetourismus hat stark zugenommen, vor allem auch an den Wochenenden. Die Hotelinfrastruktur hat sich verbessert. Vor 15 Jahren war die Stadt überwiegend noch eine Geschäftsreisestadt mit Schwerpunkt auf Messen, Tagungen und Kongressen. Inzwischen sind wir in der Wahrnehmung der Touristen auch eine Kulturstadt, eine Stadt der Geschichte, eine Sportstadt geworden. Es hat viel Marketing gebraucht, das nach außen zu tragen. Der Erfolg gibt uns Recht.

Die Stadt als Geschichtsstadt - nächstes Jahr kommt 1848 und die Paulskirche. Was kommt da auf uns zu?

Feda: Es wird ein lebendiges und facettenreiches Fest in der Innenstadt geben, das wir mit vielen Partnern vorbereiten. Ausstellungen in Museen, Diskussionen, Vorträge, Aktionen und Musikdarbietungen werden die Feierlichkeiten prägen. Höhepunkt wird eine abendliche Inszenierung am Main. Es wird für jeden etwas dabei sein.

Müller: Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung eines solchen Festes. Die Organisation einer derartigen Veranstaltung in der Innenstadt ist immer eine Herausforderung. Wir kennen es von den Feierlichkeiten zur Eröffnung der neuen Altstadt 2018, die eine ähnliche Größenordnung hatten.

Feda: Schon mal vormerken: 18. bis 21. Mai. Viel erleben, viel sehen und lernen beim Paulskirchenfest 2023.

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