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Frankfurt beschneidet Außengastronomie - Eiscafé Dolce Vita drohen Umsatzeinbußen

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Nach Aufhebung einer Ausnahmeregelung muss das Eiscafé Dolce Vita in Frankfurt-Oberrad seine Tische vor dem Laden auf engem Raum zusammenrücken. Der Grund dafür ist umstritten.

Oberrad - Mario Russo wirkt gestresst und ist sichtlich angeschlagen. Der Inhaber von Oberrads beliebtestem Sommer-Treffpunkt, dem Eiscafé Dolce Vita am Buchrainplatz, muss Eisbecher und Kaffeetassen zwischen den enger als üblich aufgereihten Tischen hindurch balancieren. Diese stehen seit neuestem zweireihig und nicht mehr in einer Reihe entlang der Hecke.

Grund: Die Stadt Frankfurt hat Russo den Raum, auf dem er im Sommer Tische und Stühle auf dem Gehweg aufstellen darf, erheblich gekürzt. Auf einer Fläche von fünf mal zweieinhalb Metern auf dem breiten Bürgersteig herrscht nun gähnende Leere. Gäste stellen dort Fahrräder ab. Dafür ist der Durchgang vor dem Café jetzt enger als früher, weil die Tische zweireihig stehen.

Eiscafé Dolce Vita in Frankfurt-Oberrad: Weniger Stühle bedeuten weniger Umsatz

Gastronom Mario Russo (Mitte), Bernd Neumann vom Gewerbeverein (links) und Ortsvorsteher Christian Becker (CDU) sind nicht einverstanden mit der deutlich verkleinerten Café-Fläche. FOTO: michael faust
Gastronom Mario Russo (Mitte), Bernd Neumann vom Gewerbeverein (links) und Ortsvorsteher Christian Becker (CDU) sind nicht einverstanden mit der deutlich verkleinerten Café-Fläche. © Michael Faust

An der Seite zur Buchrainstraße hin muss Russo ebenfalls mehr Platz lassen, auch dort fallen Tische weg. „Für mich bedeutet das sehr viel weniger Umsatz. Gerade im Sommer ist das ein enormer Verlust, weil wir dann unser Hauptgeschäft machen, damit wir überhaupt über den Winter kommen“, erklärt der Gastronom. „Wenn ich die Tische jetzt nicht enger stelle, muss ich beim Personal einsparen.“

Die Sondernutzungserlaubnis, die mehr als 15 Jahre lang jedes Jahr genehmigt wurde, ist nichtig. Das Amt für Straßenbau und Erschließung teilt auf Anfrage mit, dass „die ursprüngliche Fläche vor dem Eingang eines Wohnhauses lag. Durch die Verkleinerung der Fläche für die Außengastronomie ist nun der freie Zugang zu dem Wohnhaus sichergestellt.“ Allerdings: Beschwerden von Hausbewohnern habe es nie gegeben, so Kraft. Auch bei Mario Rossi hat sich nie jemand aus dem Haus beschwert.

Frankfurt-Oberrad: Eiscafé Dolce Vita muss Platz Gründen der Barrierefreiheit räumen

Der Grund, warum die Sommergarten-Fläche zur Buchrainstraße hin nach Angaben der Stadt verkleinert werden muss, ist der Blindenleitstreifen, der vom Fußgängerüberweg bis zur Hauskante auf dem Boden verläuft. Der müsse weiträumig frei bleiben, so die ASE-Chefin. „Um den Vorgaben in Bezug auf die Barrierefreiheit gerecht zu werden, war eine Verkleinerung der Fläche unumgänglich“.

Kein Verständnis für die Maßregelung hat der Ortsvorsteher und Oberräder CDU-Vorsitzende Christian Becker. „In der Innenstadt mag es sinnvoll sein, die Außengastronomie stellenweise einzugrenzen, damit enge Gehwege und andere Gewerbe nicht behindert werden. Aber wir sind hier nicht in der Innenstadt. Das Dolce Vita ist das einzige Eiscafé in Oberrad, die Menschen kommen gern und oft hierher. Die Stadt sollte deshalb zusehen, dass sie eine Ausnahme macht“, sagt Christian Becker.

Frankfurter Eiscafé Dolce Vita erhält Zuspruch von Vorsitzenden der CDU Oberrad und des Gewerbevereins

Andernorts im Ortsbezirk, etwa in Sachsenhausen, dürften Gastronomiebetriebe sogar auf Antrag ganze Stellflächen für Autos als Außenfläche umnutzen, führt der Ortsvorsteher weiter aus. „Dass in diesen Fällen sogar Parkplätze wegfallen, damit hat die Stadt offenbar kein Problem.“ Dass einem beliebten Gastronomen auf diese Art das Leben schwer gemacht wird, will auch Bernd Neumann, Vorsitzender des Gewerbevereins Oberrad, nicht hinnehmen. „Man muss sich mal überlegen, was das für einen enormen Umsatzverlust bedeutet. Das kann nicht angehen“, sagt Neumann.

Russo habe sich zudem all die Jahre um die Hecke gekümmert, die das Grünflächenamt dort angelegt habe. Für die Sondernutzung fallen übrigens Gebühren an. Im Fall des Eiscafés sind es jährlich rund 630 Euro.

Dabei hat die Stadt auch selbst etwas davon: „Außengastronomie kann zu einer wohlfühlenden Atmosphäre im Stadtgebiet beitragen, sie stärkt ein positives Stadtimage“, heißt es blumig in einem Behördenmerkblatt. Ob die neue Regelung eine solche „Wohlfühlatmosphäre“ fördert, ist eher fraglich. (Stefanie Wehr)

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