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Dort helfen, wo der Staat nicht hinkommt

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Eine von rund 700 Stiftungen in Frankfurt: der Franziskustreff an der Liebfrauenkirche, der sich um Arme und Obdachlose kümmert. FOTO: archiv/ peter jülich
Eine von rund 700 Stiftungen in Frankfurt: der Franziskustreff an der Liebfrauenkirche, der sich um Arme und Obdachlose kümmert. © Peter Jülich

Seit 30 Jahren arbeitet das Bündnis IFS daran, das Wirken von Frankfurter Stiftungen sichtbar zu machen

Frankfurt -Beim Stichwort Stiftungen dürfte mancher unwillkürlich an Steuersparmodelle denken, wegen der damit verbundenen finanziellen Vorteile. Frank Dievernich hingegen kommen ganz andere Begriffe in den Sinn. „Lückenfüller“ beispielsweise. Weil Stiftungen oft genug dort einspringen würden, wo der Staat gar nicht hinkomme, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft (SPTG) in Frankfurt. Oder „Ideenproduzenten“ - weil sie häufig Projekte entwickelten, um gesellschaftliche Probleme zu lindern.

Um das Wirken der rund 700 Stiftungen im Stadtgebiet sichtbar zu machen, wurde 1993 die Initiative Frankfurter Stiftungen (IFS) ins Leben gerufen, bei der Dievernich als Vorstandsmitglied fundiert. Sie wolle Menschen zusammenbringen, Kompetenzen weitergeben und „für eine Professionalisierung des Stiftungswesens sorgen“, erklärte IFS-Schatzmeisterin Friederike von Bünau am Donnerstag bei einem Pressegespräch zum 30-jährigen Bestehen des Bündnisses.

Eine Frankfurter Besonderheit: In kaum einer deutschen Stadt gibt es so viele Stiftungen wie hier. Mit ihrem Engagement gestalteten sie zentrale Bereiche der Stadtgesellschaft mit, sagte von Bünau: von Kultur über Bildung, Wissenschaft und Sport bis hin zu Umweltschutz sowie sozialen und karitativen Aktivitäten.

Letzteres hat sich beispielsweise die vor zehn Jahren gegründete Stiftung Franziskustreff auf ihre Fahnen geschrieben, die sich an der Liebfrauenkirche um Arme und Obdachlose kümmert. Aber auch das Städel Museum entstammt einer Stiftung, ebenso die Goethe-Universität. Oder die Koordinierungsstelle „Frankfurt Hilft“, inzwischen in Trägerschaft der Stadt Frankfurt, die 2015 im Zuge der Flüchtlingswelle entstand, dank der Unterstützung von zehn Stiftungen aus dem Stadtgebiet.

Wie groß die Bedeutung dieses Mäzenatentums gerade heute ist, stellte Frank Dievernich heraus. Schließlich sehe man sich zahlreichen Krisen gegenüber: Inflation, Ukrainekrieg, Corona-Nachwehen, Klimawandel und vieles mehr. Egal wie man es drehe und wende - die „Ressourcen-Tischdecke“ reiche nicht mehr aus, um den gesamten Tisch abzudecken. Umso wichtiger seien Stiftungen, die dafür sorgen könnten, „diese Tischdecke an der einen oder anderen Stelle zu verlängern“, sagte der SPTG-Vorstandsvorsitzende.

Mit Sorge beobachtet er jedoch, dass manche Organisationen ohne das Geld von Stiftungen kaum noch überlebensfähig sind. Deshalb sei es sinnvoll, in Zukunft mehr in die Organisationsentwicklung der Geförderten zu investieren, um ihnen mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Schließlich sind auch die finanziellen Mittel von Stiftungen nicht unerschöpflich. Gerade die Einbrüche auf den Aktienmärkten und bei Rentenpapieren im vergangenen Jahr seien für manche von ihnen „ein Schlag in die Magengrube“ gewesen, so Dievernich. Umso erleichterter sei man darüber, dass sich die Finanzmärkte nun wieder deutlich freundlicher präsentierten.

Eines liegt der IFS ebenfalls am Herzen: der Abbau bürokratischer Hürden im Stiftungswesen. Eine Änderung oder Erweiterung des Stiftungszwecks sei beispielsweise mit gewaltigem Aufwand verbunden, gab Friederike von Bünau zu bedenken. Umso wichtiger seien „gute Gesetze, die das Stiften weiter möglich machen“. brigitte degelmann

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