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Dramatische Bühne unterm Regenbogen

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Was für einen herrliches Bühnenbild: Der Himmel über dem Grüneburgpark.
Was für einen herrliches Bühnenbild: Der Himmel über dem Grüneburgpark. © Schramek

Nur am Ende steht kein Goldtopf - Theater spielt noch knapp zwei Wochen.

Frankfurt. The Show must go on. Das gilt nicht nur für Schauspieler. Zumindest bei der Dramatischen Bühne im Grüneburgpark lässt sich das Publikum nicht von Himmelsschauern irritieren. Viel zu spannend, aufregend und unterhaltsam sind die gebotenen Stücke, die in andere Welten eintauchen lassen.

Tut Moses aus dem Sarkophag

Der Wettergott spielt mit. Manchmal auch mit einem Regenbogen über der prächtigen Bühne, wenn Antike und Gegenwart verschwimmen, die Mumie von Pharao Tut Moses aus dem Sarkophag steigt und Schrecken in eine Mietwohnung von heute bringt. So schaurig schön wie die abendliche Kulisse auf der Wiese mit ihren Platanen und Eschen voller bunter Lampions im Grüneburgpark, wenn es dunkel wird. Wohlig eingemummelt in Decken auf weißen Stühlen und Liegestühlen, mitgerissen von der „Nacht des Schreckens - Der Mieter - Mumie des Grauens“.

Hinter der Bühne ist schon lange vor Vorstellungsbeginn wildes Treiben. Thorsten Morawietz und sein Ensemble aus einem Dutzend weiterer Schauspielern und zehn Kleindarstellern bereiten sich gut gelaunt vor auf ihren Auftritt. Julian W. Koenig ist seit Anfang an dabei und „nach 26 Jahren wieder mit einer Rolle in ’Der Mieter’. Das macht riesig Spaß“, sagt er und freut sich darauf, in dem schaurigen Drama das Publikum zwischen Lachen und Grauen zu unterhalten.

„Das Wetter ist schwierig“, stellt Morawietz, der Erzähler und bitterböse Vermieter fest. Deshalb gibt es ein ganzes Zelt voller Handtücher, Decken und Kissen für die Besucher, die sie sich ebenso ausleihen können wie Regencapes. Mit Hoodys, Jacken und Schirmen suchen sie sich einen Platz auf Stühlen, Liegen und Bierbänken, mummeln sich ein, nippen an Wein, Sekt oder Limo, knabbern Brezeln und Käsestangen. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“, sagt Peter Menus (28), der mit seiner Freundin „jeden Sommer mehrmals hier ist. Es ist einfach zu schön, um nicht zu kommen“, meint er. Das lange Kleid von Conny Zoelke ist noch nass von gestern. Sie schlüpft trotzdem rein und lacht. „Beim Spielen war es trocken. Der Boden der Bühne aber noch nass“, erklärt sie. Das barocke Kleid von Simone Greiß ist trocken. „Und die Schuhe“, erzählt sie und schminkt sich so, dass sie in kurzer Zeit Nofretete, Lady Woolforth und die zickige Gattin des Mieters darstellen kann.

„Theater für jedermann“ ist das Motto von Morawietz, der erstmalig Eintrittspreise im Vorverkauf für 18 Euro und an der Abendkasse in drei Kategorien zum Selbstbestimmen anbietet. 20 Euro für den „Exzellenz-de-Luxe-Preis“, 15 Euro als „Gerade-noch-so-Preis“ und als 1 Euro „Kaum-was-Preis“. Es sei „ein zweischneidiges Schwert, aber einfach schön, auch die Leute in den Park zu locken, die sonst nie ins Theater gehen. Theater ist ein Erlebnis und das sollen alle genießen können“, ist er überzeugt.

Ein Loch in der Kasse

Ein Loch in der Kasse gebe es durch das suboptimale Wetter und dadurch, dass auch das 1-Euro-Ticket „durchaus genutzt werde. Aber die Gesichter derer, die Theater sonst nicht kennen, sind unbezahlbar“, sagt er. Die meisten zahlen mehr und das gerne. „Das, was das Ensemble jeden Sommer im Park auf die Bein stellt, ist ganz große Kunst. So ein riesiges Programm mit hervorragenden Schauspielern, das gibt es sonst nicht zu sehen“, lobt Christine Müller, die „seit über 20 Jahren regelmäßig herkommt“ und sich Exzellenz-de-Luxe gönnt. „Das ist die Dramatische Bühne absolut wert und man muss sie einfach unterstützen“, sagt sie.

Noch 19 Vorstellungen bis zum 20. August mit zehn verschiedenen Stücken gibt es zu sehen. Von „Die Nibelungen - Ritter der Kokosnuss“ über „Nosferatu“, über „Ein Sommernachtstraum“, „Hamlet“, „Romeo und Julia“, „Moby Dick“, „Macbeth“, bis zu „Der Graf von Monte Christo“, „Goethes Faust“ und „König Lear“ stehen Klassiker auf dem Programm, die voller Überraschungen und modernem Witz stecken. Von Sonntag bis Donnerstag beginnt das Theater um 20.15 Uhr, freitags und samstags um 20.45 Uhr. Manchmal sogar mit einem Regenbogen über der großen Bühne.

Sabine Schramek

Das Programm

Infos gibt es unter https://www.diedramatischebuehne.de/programm/ .

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