Drogen im Bahnhofsviertel Frankfurt: „Es ist schlimmer geworden“ - Wohin führt der Frankfurter Weg?
Immer wieder Polizeieinsätze, immer wieder negative Presse über das Bahnhofsviertel. Aber warum ist es dort so schlimm? Ein Blick hinter die Kulissen erzählt eine ganz klare Geschichte.
Frankfurt - Nadeln auf den Straßen, Suchtkranke in den Druckräumen: Das Bahnhofsviertel Frankfurt ist seit 1989 Schauplatz eines bis dahin unbekannten Weges. Des Frankfurter Wegs. Ein Arrangement, welches Suchtkranke als Kranke akzeptiert und versucht zu rehabilitieren. Mit großem Erfolg. Gab es 1989 noch 192 Drogentote in der Weltstadt, wurden 2022 gerade mal 19 registriert. Aber liegt das daran, dass Suchtkranke ein besseres Leben auf der Straße haben? Der Leiter des Drogennotdienstes, Wolfgang Barth, verneint das: „Es ist schlimmer geworden. Die Aggression und die Gewalt haben definitiv zugenommen. Der Rückgang in der Statistik ist alleine auf unsere Arbeit und der, der Rettungssanitäter, Polizei und anderen Einrichtungen zurückzuführen. Besser haben die Suchtkranken es definitiv nicht.“
Schon lange vor Corona wurde Frankfurt von einer anderen Pandemie getroffen. Der Crack Pandemie, die seit den 80ern die Welt in Atem hält. Crack, eine Mischung aus Kokain und Backnatron, hat seinen Namen von dem Geräusch, den es macht, wenn es geraucht wird. Crack ist auch die Droge, die besonders aggressiv und verhaltensauffällig macht. „Crack-Konsumenten sind im Vergleich zu Heroin-Konsumenten unzugänglicher für unser Angebot.“ , bestätigt auch Andreas Steinbacher, der stellvertretende Leiter des Drogennotdienstes.
Arbeit für Streetworker schwieriger: Crack ist ein Problem im Bahnhofsviertel Frankfurt
Für Crack gibt es auch kein Substitut, sodass eine Rehabilitierung der Konsumenten besonders schwerfällt. Heroin-Konsumenten können an einem Methadonprogramm teilnehmen, für Crack-Konsumenten gibt es kein Substitutionsprogramm. Das macht es für Streetworker umso schwieriger, einen richtigen Umgang zu finden. Das findet auch der suchtkranke Tom, der der Meinung ist: „Streetworker sollten weiter geschult werden. So weit, dass Therapie direkt vor Ort angewendet werden kann. Außerdem sollte das Angebot uns Suchtkranken gegenüber viel leichter zugänglich sein, dass wir das Angebot überhaupt annehmen können.“

Bis heute gibt es viele Einrichtungen für Obdachlose die keine Drogen vor Ort erlauben. Verständlich, da es sich um illegale Substanzen handelt und Notunterkünfte keine Erweiterungen zu den bereits vorhandenen Druckräumen darstellen sollen.
Aber wo sollen suchtkranke Obdachlose sonst hin? Tom ist der Meinung: „Die Stadt Frankfurt hat sich 1989 einmalig für Suchtkranke eingesetzt und seitdem nicht mehr. Der Frankfurter Weg ist auf der Strecke geblieben. Es wird endlich Zeit für neue Ideen.“ (Von Lucas Eichhorn)
Dieser Artikel ist während eines Projektes zwischen Studierenden der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) Frankfurt und IPPEN.MEDIA entstanden.