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„Sir Francis, Michelle und Dunkelpuschel“: Influencerin aus Frankfurt mit Herz für Eichhörchen

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Influencerin Tine Meier aus dem Frankfurter Westend teilt ihre Begeisterung über putzige Eichhörnchen auf Instagram. Sie ahnte nicht, wie viel Erfolg sie damit haben würde.

Frankfurt – Hinter einem Blumentopf lugt ein buschiger rotbrauner Schwanz hervor, kurz darauf flitzt ein kleines Tier über die Dachterrasse in Frankfurt. Im Sternmoos sucht es Schutz vor der warmen Abendsonne. Dass hier noch ein paar kleine Nüsse und Karottenstücke bereitliegen, ist ein zusätzlicher Bonus. „Das ist Michelle“, sagt Tine Meier leise, als die Eichhörnchendame sich einer Nuss widmet. Von der Begeisterung, die sie auf Instagram auslöst, ahnt Michelle nichts.

Über 13.800 Menschen folgen Meiers Account @meiertine in dem sozialen Netzwerk. Sie selbst steht dabei nicht im Fokus, sondern Michelle und die anderen Eichkätzchen, wie etwa Sir Francis und Dunkelpuschel. Meier versorgt auf Instagram ihre Follower mit Bildern, Videos und Wissenswertem rund um Eichhörnchen. „Ich möchte einfach etwas von dem positiven Gefühl, das die Eichhörnchen mir geben, an andere Leute weitergeben. Und ich merke, dass sehr viele Menschen sich darüber freuen“, erklärt Meier.

Eichhörnchen Michelle ist eine der knuffigen Mitbewohner auf Tine Meiers Dachterrasse. Die Kleine und ihre Artgenossen kommen gut an auf Instagram.
Eichhörnchen Michelle ist eine der knuffigen Mitbewohner auf Tine Meiers Dachterrasse. © Johanna Kaps

Auf frischer Tat in Frankfurt ertappt: Influencerin entwickelte Zuneigung zu Eichhörnchen-Dieb

Obwohl die promovierte Diplom-Chemikerin bereits seit 25 Jahren in Frankfurt lebt und arbeitet, fallen ihr die Wildtiere erst 2012 richtig auf. „Da wollten wir eigentlich aus einer Esskastanie ein kleines Bäumchen ziehen. Nach kurzer Zeit war dann ein Loch in der Erde“, erzählt sie. Wir – damit meint sie sich und ihren langjährigen Partner, den sie bereits während des Studiums kennenlernte.

Dreimal wiederholt sich das Schauspiel mit der verschwundenen Kastanie, dann wird der Dieb auf frischer Tat ertappt. Seitdem sind Eichhörnchen aus Meiers Herz nicht mehr wegzudenken. Zwei Jahre später intensiviert sich ihre Verbindung zu den Tieren mit dem Besuch der Eichhörnchendame Luna. Durch eine Fehlstellung eines Schneidezahnes kann diese nicht mehr richtig fressen, ohne Unterstützung sind ihre Überlebenschancen gering. In Absprache mit Wildtierstationen kümmert sich Meier um das Eichhörnchen, stellt jeden Tag Wasser und kleingeschnittenes Futter zur Verfügung.

Regelmäßiger Besuch auf Dachterrasse in Frankfurt: Eichhörnchen ziehen bei Influencerin ein

Nachdem es Luna besser geht, zieht sie in Meiers Hinterhof, ihren Kobel richtet sie sich direkt unter dem Küchenfenster ein. Für die 56-Jährige ist das ein besonderer Moment. „Das ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn ein Wildtier einem so vertraut und auch von sich aus jahrelang jeden Tag zu einem kommt“, sagt sie. Auch Lunas Nachwuchs sowie Artgenossen aus der Nachbarschaft besuchen Meiers Dachterrasse regelmäßig.

Die Nähe zu den Tieren gewährt Meier nicht nur Einblick in deren verschiedene Lebensphasen, sondern bietet ihr auch die Möglichkeit, ihre Leidenschaft für Fotografie auszuleben. Endlich hat sie Grund dazu, ihre Spiegelreflexkamera auszuprobieren und regelmäßig zu nutzen. Über die Jahre entstehen diverse Bilder ihrer Lieblingstiere, einige der Kunstwerke schmücken die Wände ihrer Wohnung. Ihrer fast sechsjährigen Freundschaft mit Eichhörnchen Luna widmet sie einen eigenen Bildband. Eine Auswahl der schönsten und lustigsten Motive präsentiert Meier ihren Followern auf Instagram.

Tine Meier auf ihrer Dachterrasse in Frankfurt. Sie teilt ihre Liebe zu Eichhörnchen auf Instagram mit fast 14.000 Followern.
Tine Meier auf ihrer Dachterrasse in Frankfurt. Sie teilt ihre Liebe zu Eichhörnchen auf Instagram mit fast 14.000 Followern. © Johanna Kaps

Es geht um mehr als nur Follower: 56-jährige Influencerin aus Frankfurt klärt über Eichhörnchen auf

Der Hobbyfotografin, die sich inzwischen auch beim Eichhörnchen-Schutz engagiert, ist es wichtig, in den sozialen Medien auch über die Tiere zu informieren und aufzuklären. „Es kursieren unglaublich viele Mythen und Fehlinformationen über Eichhörnchen, auch in Büchern zu dem Thema“, sagt sie. Die größte davon sei, dass es in Deutschland Grauhörnchen gebe. In Europa leben diese Tiere jedoch nur in England und Norditalien, so Meier. „Auch dafür, dass Eichhörnchen Nesträuber sein sollen, konnte ich in all den Jahren keinen Beweis sehen“, betont sie. Dass sie mit ihrer Followerzahl bereits als Micro-Influencerin gilt, überrascht die 56-Jährige. Als sie das erste Mal auf Instagram ein Bild hochlädt, macht sie sich über Reichweite und Follower keine Gedanken.

Heute freut sie sich über jeden Instagram-Nutzer, den sie an ihrem Erfahrungsschatz teilhaben lassen kann. In der deutschen Eichhörnchen-Community hat Meier sich inzwischen einen Namen gemacht. Fans der Nagetiere wenden sich bei Fragen direkt an sie, verlinken sie in Kommentaren oder teilen ihre Bilder und Videos. Negative Erfahrungen hat Meier noch nicht mit ihrem Social-Media-Auftritt gemacht: „Ich bekomme sehr viel positives Feedback von meiner Community. Natürlich gibt es manchmal Diskussionen, aber da bleibe ich sachlich und versuche, Kompromisse zu finden.“

Auch im privaten Umfeld erfährt Meier Unterstützung, vor allem von ihrem Partner. „Darüber bin ich sehr froh, denn wenn man so ein verrücktes Hobby hat, muss man es zusammen machen“, sagt sie und verteilt für Michelle noch ein paar Nüsse vor dem Sternmoos. (Johanna Kaps)

Zwischen Künstlern und Internet-Stars

In Kooperation mit der Frankfurter Neuen Presse (FNP) wurde im Sommersemester an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Frankfurt ein Praxisseminar im Studiengang Journalismus und Kommunikation mit dem Titel „Tiktok trifft Tageszeitung“ veranstaltet. Ziel war eine Serie über Frankfurter Influencer, die ab sofort in loser Reihenfolge in der FNP erscheint. An der Lehrredaktion, die von Redakteurin Julia Lorenz und Prof. Dr. Katja Gußmann unterstützt wurde, nahmen 21 Studentinnen und Studenten teil. Sie haben ihre Themen selbstständig recherchiert, Interviewanfragen gestellt, Fotos gemacht und am Ende ihre Artikel unter professioneller Begleitung geschrieben. Viel Spaß beim Lesen. (Johanna Kaps)

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