Ein Bunkerabriss mal fast ohne Probleme

Allerdings fühlen sich Kommunalpolitiker aufgrund eines veralteten Magistratsberichts nicht ausreichend informiert.
Frankfurt -Obwohl der Bunker in der Herxheimer Straße derzeit für ein Neubauvorhaben der ABG Holding abgerissen wird, heißt es in einem aktuellen Magistratsbericht vom Dezember 2022 immer noch, der Bunker gehöre der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und stehe bei ungewisser Nutzung leer. Julia Eberz, Stadtverordnete der Grünen im Römer, ist darüber entsetzt: „Stadtrat Mike Josef, immerhin Aufsichtsratsvorsitzender der ABG, gelingt es offensichtlich nicht, in das Eigenleben des städtischen Wohnungskonzerns Einblick zu erhalten“, erklärt sie auf Anfrage.
Nachbarn und Facebook-Nutzer bestätigen dagegen, die im Sommer begonnenen Abrissarbeiten seien nun in der finalen Phase. Außerdem weist ein Transparent auf das neue Bauvorhaben hin. „In der Herxheimer Straße entstehen insgesamt 42 öffentlich geförderte Wohnungen“, bestätigt ABG-Chef Frank Junker. Der Abriss solle bis zum Frühjahr vollzogen sein, über das Verfahren, den Kaufpreis und weitere Planungen macht er keine Angaben: „Das Bauvorhaben wird zur Zeit nicht im Detail vorgestellt.“
Keine Beschwerden von Frankfurter Bürgern
Auch die CDU-Vorsitzende Sara Steinhardt im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleutviertel, Innenstadt) zeigt kein Verständnis und formuliert nun eine Anfrage zum bislang kaum bekannten Bauvorhaben. Auch in den Bürgerfragestunden gab es bislang keine Beschwerden, obwohl Lärm und Erschütterungen nach Einzelberichten durchaus bis in die Mainzer Landstraße wahrnehmbar gewesen seien. „Das geförderte Wohnprojekt anstelle des unschönen und ewig leerstehenden Bunkers ist natürlich sehr zu begrüßen“, stellt derweil Arne Knudt fest.
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende im Ortsverein Gallus wohnt nur wenige Straßen weiter und sah bislang keinen Anlass für kritische Nachfragen. Doch Eberz hätte gerne vor dem Verkauf und die Nutzung durch die ABG Holding gewusst, ob der 1941 errichtete und 1987 instand gesetzte Bunker eine Alternative für die Musiker aus dem Bunker im Marbachweg gewesen wäre.
Wie gut wurden die Anwohner informiert?
„Die ABG Holding hätte uns schon besser über die ziemlich lauten Abbrucharbeiten informieren können“, findet eine Nachbarin in der Herxheimer Straße. Dem widerspricht Junker: „Vor Beginn wurden die Mieterinnen und Mieter schriftlich über die Maßnahmen unterrichtet.“ Anfang 2023 seien sie erneut angeschrieben und informiert worden, dass ab der dritten Kalenderwoche täglich mit zwei bis drei Stunden lärmintensiven Arbeiten zu rechnen sei.
„Bis dato hat sich die Nachbarschaft sehr verständig gezeigt. Bei unserem Erschütterungsmonitoring gab es bislang keine nennenswerten Pegelüberschreitungen“, so Junker. Das bestätigt auch das Planungsdezernat: Demnach liegt für die am 13. Mai 2022 genehmigten und am 1. August begonnenen Arbeiten eine Lärmschutzprognose vor. Und laut Bauaufsicht sei es zu keinen Beschwerden gekommen.
Doch zur Kritik der Grünen, im Magistratsbericht vom vergangenen Dezember sei von einem Bauvorhaben der ABG Holding auf dem Bunkergelände keine Rede, verweist die Sprecherin Caroline Nützel an das Dezernat für Bildung und Immobilien, das für den Bericht federführend war, wie der Leiter des Dezernatsbüros Markus Radermacher bestätigt: „Zwar sind Magistrat und Stadtverordnete im Aufsichtsrat der ABG Holding vertreten, der jedoch tagt nur in größeren Zeitabständen.“
Julia Eberz: Mike Josef hat die Kontrolle verloren
Eberz sieht hier eine Tendenz zu eigenmächtigem Handeln der ABG, die sie in eine Reihe mit der Temperaturdrosselung in den eigenen Wohnungen, dem Abstellen der Duschen in den Saalbauten, der Leitungskappung im Labsal und weiteren Aktionen stellt. Und über das Mike Josef als Aufsichtsratschef offenbar nicht genügend Kontrolle hat.