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Ein Fest, das Nachbarn zusammenbringt

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Musik hören, Cocktails schlürfen und eine gute Zeit haben - am Westhafen wurde am Samstag das erste Nachbarschaftsfest gefeiert.
Musik hören, Cocktails schlürfen und eine gute Zeit haben - am Westhafen wurde am Samstag das erste Nachbarschaftsfest gefeiert. © Rainer Rüffer

Kulinarisches und viel Musik am Westhafen - Feuerwerk als krönender Schlusspunkt

Explosiv wird es schon Stunden vor dem Feuerwerk auf dem Main. Denn am Stand von „Schön28 - der Initiativladen“ gibt es Molotowcocktails, gemixt aus Havanna-Rum, braunem Zucker, Zitrone und Sodawasser. „Die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich birgt Sprengkraft“, erklärt Elke Große-Vorholt und outet den Raum in der Schönstraße als Stützpunkt linker Gruppen im Quartier.

Spätsommerliches Kaiserwetter bringt beim ersten Westhafenfest rund 900 Besucherinnen und Besucher zusammen. In der Luft liegt der Duft von frischen Waffeln, Kuchen und Bratwürsten des Vereins Gude Leut’ und der Sachsenhäuser Worschtdesigner. „Wir unterstützen das Quartier mit Stadtteilevents wie der Pflanzen- und Samentauschbörse oder dem Sommerfest am Rottweiler Platz“, sagt Louisa Page vom Vorstand der Gude Leut’ und macht schon mal Appetit auf das Suppenfest am 5. November.

Auf der Bühne überraschen das „Duo Rakija“ und „Die Drei Schönen vom Platz“ vom Salon Gutleut mit Livemusik und Herzblut. Zum Musikprogramm gehören auch die Bluesrockband „Mighty Ignition“, die Gruppe „Unchained“ sowie die „King & Baumgardt Blues Band“ und „Hilde Aurelia Said“ mit Songs aus Lateinamerika, Persien, Europa und vielen Eigenkompositionen. „Wir wollen die Leute und Einrichtungen im Westhafen mit diesem Nachbarschaftsfest zusammenbringen“, betont Harry Haarstark, Organisator, Feuerwerker und Stadtteilhistoriker im Gutleutviertel. Am Stand der Wirtschaftsförderung Frankfurt stellt Jochen Adler sein Start-up „Kompreno“ in der Schleusenstraße vor: „Wir übersetzen europäische Tageszeitungen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch“, erklärt er.

Polizeioberkommissar Patrick Müller stellt sich als neuer Schutzmann vor Ort vor: „Ich war zehn Jahre lang im Streifendienst und muss das Gutleutviertel noch besser kennenlernen“, räumt er ein. Ein Thema sind der bessere Schutz vor Fahrraddiebstählen, außerdem will Müller seinen Besuchsdienst bei Kindereinrichtungen ausweiten.

Katzenbilder mit leuchtenden Augen

Die Kinder kommen am Stand des Node Vereins zur Förderung digitaler Kultur auf ihre Kosten: Dort können sie Katzenbilder mit Leuchtaugen basteln. Geduldig lässt sich Nele (10) von Manuel Dittrich zeigen, wie die Kupferbänder der LEDs auf das Papier gelötet und mit einer Knopfzelle verbunden werden. „Geht ganz leicht, wenn das Zinn heiß ist“, findet Nele. Manuela Mock, Betreiberin der Boutique Transnormal am Baseler Platz, bietet Kinderschminken sowie Kleider und ihr Coffee Table Book „Mock-Up. Eine echte Diva“ an.

Derweil werkeln Horst Malina und Adrian Münch unauffällig auf einem Boot am Bachforellenweg, wo sie zwei Stunden lang Leuchtbatterien miteinander verkabeln und verdrahten. „Das sind rund 200 Schuss bunte und knallige Effekte für das Abschlussfeuerwerk“, verrät Malina. Vier Minuten für 1000 Euro.

Stichwort Kosten: Haarstark kalkuliert mit rund 5000 Euro und setzt auf die Förderung aus dem Sondertopf „Stadtteilfeste unterstützen“. Doch überall gebe es Zusatzkosten: „Alleine die Sperrung von zwei Seitenstraßen für einen Nachmittag und Abend kostet 460 Euro, zehn Mülltonnen 490 Euro“, klagt er. Also lässt er Müllsäcke aufstellen.

Zu fortgeschrittener Stunde hält es viele Leute nicht mehr auf den Bänken, sie springen auf und wiegen sich im Rhythmus des Blues. „Der schönste Fall ist der Beifall und der schönste Schlaf der Schlaf vor Mitternacht“, scherzt Gérôme Castell. Manuela Mock hat sie als „Dragmother der Travestie in Berlin“ engagiert. Bunt kostümiert singt Gérôme „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef. Doch statt roter Rosen regnet es Gold- und Silberfunken vom Himmel - ein kurzer, aber eindrucksvoller Schlusspunkt durch das Feuerwerk.

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