Ein Honig aus Frankfurt erobert die Welt

Riedberg-Honig: Das flüssige Gold der Hobby-Imker aus Frankfurt hat mittlerweile Fans in ganz Deutschland.
Frankfurt - Da staunte Holmer Drews nicht schlecht, als er jüngst sein E-Mail-Postfach durchforstete und sich Bilder aus Hamburg öffneten. Bilder, auf denen neben den typischen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt, wie dem Michel oder der Elbphilharmonie, auch ein Glas Honig zu sehen war. Sein Honig. Oder besser gesagt das flüssige Gold, das seine Bienenvölker im vergangenen Jahr produziert haben. "Ja, unser Honig kommt halt rum", sagt Holmer Drews.
Riedberg-Honig: Vor sechs Jahren fing alles auf dem Riedberg in Frankfurt an
Dass der süße Brotaufstrich nicht nur auf dem Riedberg und in ganz Frankfurt gerne genossen wird, das wusste Drews schon länger. Weil er Kunden aus ganz Hessen hat. Dass jetzt aber sogar die Hanseaten in den Genuss seines süßen Produktes kommen, freut ihn freilich umso mehr. "Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja irgendwann einmal ein Bild von meinem Honig vor dem Zuckerhut in Rio de Janeiro", sagt Drews, der sowohl im sozialen Netzwerk Facebook, wie auch auf seinem Bienenblog unter www.bienenblog.eu im Internet jetzt dazu aufgerufen hat, ihm Bilder von seinem Honig zu schicken. Bilder, die zeigen, wie das flüssige Gold die Welt erobert. "Ich bin wirklich gespannt, was dabei heraus kommt", sagt Drews.
Sechs Jahre ist es nun her, dass Holmer Drews und sein Mann Matthias Adler auf den ersten Riedberg-Honig hofften. Vier Völker besaßen die Hobby-Imker damals, auf der Streuobstwiese hinter dem Kautenhof. Mittlerweile, sagt Drews, sind es 14 Völker, 200 Kilogramm Honig haben sie 2020 produziert, das entspricht 200 Gläsern mit jeweils 500 Gramm. Zudem hat Holmer Drews, der hauptberuflich als Allgemeinmediziner arbeitet, den Verein "Bee Friends" gegründet. Ein Verein von Bienenfreunden für Bienenfreunde, wie er selber sagt. Und: Seit September ist Drews einer von zwei Bienensachverständigen in Frankfurt und damit amtlich aktiv für das Veterinäramt. "Unsere Aufgabe ist es, Bienenkrankheiten zu erkennen. So wurden wir auch bei der Faulbrut in Goldstein hinzu gezogen", erklärt er.
Honig aus Riedberg: Arbeitsintensives Jahr für Frankfurter Imker
2020, sagt Drews, sei für ihn als Imker ein sehr arbeitsintensives Jahr gewesen. "Wir haben sehr viele Völker gemacht", sagt er und meint damit das Ziehen von Ablegern. Dabei werden andere Völker, die im Sommer um die 50 000 Bienen zählen, verringert, um mit starken Völkern in den Winter zu gehen. Denn sind sie zu groß, sinken ihre Überlebenschancen erheblich, sagt der Fachmann, der zudem in unregelmäßigen Abständen sogenannte Totenschauen anbietet. Dabei untersucht er verendete Bienen. Die nächste ist für den 21. Februar angedacht.
Haben Holmer Drews und sein Mann im Frühling und Sommer viel zu tun, so ist die Arbeit im Winter doch recht überschaubar. Bei den Bienenstöcken vorbei und schon gar nicht hinein schauen die beiden kaum. Um die Bienen nicht zu stören und um die konstante Temperatur von rund 20 Grad, die im Winter in den Stöcken herrscht, nicht zu gefährden.
Ein großer summender Ball für Frankfurter Imker
Fünf bis achttausend Bienen zählt jedes Volk derzeit nur, erklärt Drews. Um die Königin herum sitzen die Bienen, der Imker beschreibt diese Traube wie einen großen summenden Ball. Ernährt wird sich von den im Sommer angelegten Vorräten.
Eier legt die Königin in dieser Zeit nicht, damit sich das Volk nicht vergrößert. Dafür leben die Bienen deutlich länger. Während sie sich im Sommer im wahrsten Sinne des Wortes "zu Tode schuften", haben sie im Winter nur eine einzige Aufgabe: Die Königin warm zu halten. Statt sechs Wochen leben sie nun mehrere Monate.
Allerdings funktioniert dieser Plan nur so lange, wie auch Frost herrscht. Denn der ist für die Königin das Zeichen, das Legen der Eier einzustellen. "Bei den immer milderen Wintern ist das mittlerweile ein großes Problem. Zu viele Bienen für zu wenig Nahrung ist dann das Ergebnis", sagt Drews. Deswegen weiß er bislang auch noch nicht, wie viele seiner Völker den Winter überstehen werden. In einem Jahr, sagt er, seien es einmal nur drei Völker gewesen, die im Frühling wieder ausflogen.
Riedberg-Honig: Auch Bienen werden geimpft
Damit möglichst viele seiner 14 Völker gut durch den Winter kommen, wird Drews vor dem Jahreswechsel seine Bienen zumindest noch gegen die Varroamilbe impfen. Gesüßte Oxalsäure wird dabei auf die Traube geträufelt, sagt er. Freilich ohne den Stock zu öffnen. Diese wird von den Bienen aufgenommen. Nur so kann es auch im nächsten Jahr leckeren Riedberg-Honig geben, der dann vielleicht mit "Aloah" aus Hawaii grüßt. (Judith Dietermann)
Honig vom Riedberg in Frankfurt – Hier gibt es Infos
Wissenswertes über die Riedberg-Bienen gibt es unter www.binenblog.eu sowie www.bee-friends.org.
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